Brunnen
Solarpark soll ganzen Gemeindeteil beheizen

In Brunnen könnte ein großes, klimaneutrales Fernwärmenetz entstehen – wenn genügend Hausbesitzer mitmachen

09.12.2022 | Stand 17.09.2023, 21:15 Uhr

Einen weiteren Solarpark möchte die Firma GP Joule bei Niederarnbach (rechts unten im Bild) bauen. Dafür ausgesucht hat sie sich Grundstücke jenseits der Bahnlinie rund um eine bereits bestehende Freiflächenphotovoltaikanlage. Es handelt sich dabei um bisher landwirtschaftlich genutzte Flächen, die allerdings oft unter Wasser stehen (wie auch auf unserem Luftfoto, linkes unteres Bildviertel). Am oberen Bildrand sind die Agropa und der dortige Solarpark zu erkennen. In diesem Bereich möchte, wie berichtet, die Firma Anumar einen 70-Hektar-Solarpark und ein Werk zur Wasserstoffproduktion bauen. Dafür läuft bereits das Genehmigungsverfahren. Foto: Haßfurter

Brunnen – Brunnen könnte die Nachbarn Berg im Gau und Hohenwart auf dem Weg zur klimafreundlichen Vorzeigegemeinde überholen: Am Mittwochabend hat die Firma GP Joule im Gemeinderat Pläne für ein großes Fernwärmenetz vorgestellt, das im Wesentlichen mit Solarstrom betrieben werden soll. Es wäre für Brunnen das zweite Leuchtturmprojekt nach der vom Ingolstädter Unternehmen Anumar bei Kaltenherberg geplanten Wasserstoffproduktionsstätte (wir berichteten).

Voraussetzung: ein weiterer Solarpark bei Niederarnbach

Das Konzept, das Kevin Schwark und Frank Thonig von GP Joule präsentierten, sieht kurz zusammengefasst so aus: Die ganze Ortschaft Brunnen könnte mit Fernwärmeleitungen (Gesamtlänge: acht Kilometer) ausgestattet werden. Die einzelnen Abnehmer bräuchten dann keine eigene Heizungsanlage mehr im Haus, sondern bekämen eine Wärme-Übergabestation. Ins Netz eingespeist wird die Wärme mit einer Ausgangstemperatur von 80 Grad durch eine industrielle Wärmepumpe, die etwa die Größe eines Schiffscontainers hat. Den Strom dafür liefert ein neuer Solarpark bei Niederarnbach. Nur im tiefsten Winter muss eine Hackschnitzelheizung zugeschaltet werden – übers Jahr gesehen aber wird die Wärme zu 92 Prozent durch Solarstrom produziert. Außerdem wird ein Pufferspeicher gebaut – „im Prinzip ein großer Wasserkessel“, erklärte Kevin Schwark. Denn Wärme könne man deutlich einfacher speichern als Strom.

So weit die grobe Planung. Im Detail wird’s dann allerdings etwas schwieriger. Zum Beispiel, weil GJ Joule einen neuen – und mit mehr als 30 Hektar nicht gerade kleinen – Solarpark bauen möchte. Wobei allerdings offenbar nur fünf Hektar für den Betrieb des Fernwärmenetzes vorgesehen sind. Der restliche, deutlich größere Teil des Solarparks soll Strom ins Netz einspeisen (weiterer Bericht folgt). Das Problem: Mit den bestehenden und bereits beantragten Solarparks sind die laut Gemeinderatsbeschluss für Solarparks zur Verfügung stehenden gut fünf Prozent der freien Gemeindefläche schon jetzt voll ausgeschöpft.

Mindestens 50 Prozent der Häuser müssten anschließen

Und dann muss sich das Ganze natürlich auch rentieren, schließlich würde GP Joule mehrere Millionen Euro in sein Projekt investieren (genauere Zahlen wurden nicht genannt). „50 Prozent der Gebäude müssten angeschlossen werden, damit sich ein Wärmenetz lohnt“, sagte Kevin Schwark. Den Preis, den die künftigen Abnehmer der Wärme bezahlen müssten, wollte er auch noch nicht beziffern – dazu seien die Berechnungsgrundlagen noch nicht konkret genug.

Generell zeigten sich Schwark und Thonig optimistisch, was ihr Projekt angeht. Bei GP Joule habe man bereits Erfahrung mit solchen Vorhaben – die Firma gehöre in diesem Bereich zu den zehn größten Projektierern in Deutschland. Die notwendige Zahl von Haushalten, die mitmachen, habe man bisher immer erreicht. Und auch das Genehmigungsverfahren wird nicht als hohe Hürde angesehen – so sei eine Energiezentrale mit Wärmepumpe und Hackschnitzelanlage im Außenbereich ein privilegiertes Bauvorhaben, sagte Schwark.

Es liegt also erst einmal am Brunnener Gemeinderat, ob es was wird mit dem Solarstrom-Fernwärmenetz. Die Volksvertreter müssten dafür ihre Obergrenze für Solarparks im Gemeindegebiet erhöhen. Darüber wurde am Mittwochabend noch gar nicht gesprochen – das dürfte aber bereits im Januar auf der Tagesordnung stehen. Die GP-Joule-Vertreter versuchten jedenfalls schon mal, den Ratsmitgliedern die Sache schmackhaft zu machen: „Die Energie für Ihr Wärmenetz wird hier produziert“, sagte Thonig. Damit mache man sich unabhängig von Energieimporten und schwankenden Preisen. Außerdem stamme die Energie zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen. Bisher, sagte Schwark, sei bei der Energiewende „der Sektor Wärme viel zu sehr vernachlässigt“ worden. Zumindest in Brunnen könnte sich das eventuell schon in zwei Jahren ändern – das wäre der Zeitrahmen für die Realisierung des Fernwärmenetzes.

SZ