Von Thorsten Stark
Neuburg – Im Mai hat Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard Gmehling (CSU) angekündigt, noch einmal einen Vorstoß für Windkraft im nördlichen Stadtgebiet zu wagen. Am Montagnachmittag traf er sich daher mit Politikern, Mitarbeitern von Verwaltung und Stadtwerken, Vertretern des Eigentümers des angedachten Standorts sowie Kommodore Gordon Schnitger vom Neuburger Geschwader zu einem von der Stadt so titulierten „Windgipfel“, um die Chancen für das Projekt auszuloten. Auch nach dem Treffen ist die Hoffnung groß, dass diesmal etwas daraus wird.
Auf eigenem Gebiet will das Neuburger Studienseminar drei bis fünf Windräder bauen, die laut Stadt bis zu 20 Prozent des Strombedarfs der Stadt Neuburg decken könnten. Beim Hainberg handelt es sich mit 530 Metern um den höchsten Punkt im Landkreis. Während die Höhe von insgesamt 750 Metern bis zur Spitze der Rotorflügel für das Erzeugen von Windkraft perfekt ist, sehen die Wehrbereichsverwaltung und das Luftfahrtbundesamt Süd diese kritisch, vor allem, weil damit eine Beeinträchtigung für die Instrumente der Eurofighter des Nato-Flugplatzes in Zell möglich wäre. Aus diesem Grund war derselbe Plan vor Jahren schon einmal gescheitert.
Gmehling wollte daher erst einmal alle für ein Genehmigungsverfahren notwendigen Akteure an einen Tisch bringen, um vorab zu klären, ob ein solches Verfahren diesmal erfolgversprechend wäre. Schließlich wollten sowohl die Stadt als auch das Studienseminar vermeiden, den förmlichen Prozess zu starten und dann erneut irgendwann an einer unverrückbaren Ablehnung einer Fachbehörde zu scheitern.
Immerhin hat sich die Situation wegen des Kriegs in der Ukraine und dem daraus resultierenden Bestreben, möglichst viel Energie vor Ort zu erzeugen, dramatisch verändert. Deswegen hatten die Stadtwerke auch angeregt, einen weiteren Versuch zu unternehmen, in Gesprächen mit dem Oberbürgermeister signalisierten Vertreter des Studienseminars ebenfalls ihr großes Interesse.
Gut eineinhalb Stunden saß die Runde im Sitzungssaal des Rathauses zusammen, bevor die Türen sich wieder zum Pressegespräch öffneten. „Wir werden jede Kilowattstunde Strom benötigen“, sagte Oberbürgermeister Gmehling. Die Gesellschaft wandle sich gerade hin zur Stromgesellschaft – und da müsse möglichst Strom aus erneuerbaren Energien dezentral erzeugt werden. Positiv stimmte ihn, dass der Bundestag bald voraussichtlich zwei Gesetze verabschieden wird, die mehr Windkraft im Land ermöglichen sollen, einerseits das so genannte Wind-an-Land-Gesetz, andererseits eine Änderung des Naturschutzgesetzes, die auch in Gebieten wie dem Naturpark Altmühltal, in dem sich der Hainberg befindet, den Betrieb von Windkraftanlagen ermöglicht. Blieben nur die Vorbehalte der Luftfahrt. Da habe Kommodore Schnitger einige wertvolle Hinweise geben können, sagte Gmehling. Vor allem, dass man eine Voranfrage an das Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr stellen könne, bei der sich klären lasse, ob es in Neuburg eine Koexistenz von Windkraft und Luftfahrt geben kann. Denn es gebe einfach viele technische Fragen, die sich in der Runde nicht klären ließen.
Ihr Ministerium habe schon bei dem Amt vorgefühlt, erklärte Sylvia Stegmüller, die im bayerischen Wirtschafts- und Energieministerium das Referat für erneuerbare Energien leitet. Grundsätzlich habe man das Interesse positiv aufgenommen. Weitere Auskünfte erhoffe sie sich im Spätsommer. Die richtige Voranfrage muss freilich noch gestellt werden. Das will die Stadt umgehend in die Wege leiten. Sollte der Bundestag beide Gesetze wie erwartet bald verabschieden, würden sie in sieben Monaten in Kraft treten, sagte Gmehling. „Das wäre genügend Zeit, um die Voranfrage positiv zu beantworten.“
CSU-Landtagsabgeordneter Matthias Enghuber dankte dem OB für die Initiative und sagte, in die Runde blickend: „Der Schulterschluss ist da.“ Er erinnerte an die bayerische Staatsregierung von CSU und FW, die selbst die Möglichkeiten für erneuerbare Energien in Bayern verbessert habe.
Landrat Peter von der Grün (FW), dessen Landratsamt Genehmigungsbehörde für das Verfahren wäre, erklärte, der Landkreis sei bereits führend bei Photovoltaik. Um sich breiter aufzustellen, sei aber auch die Windkraft wichtig. Entsprechend wolle er das Projekt auch politisch unterstützen. Am Naturschutz werde es wohl nicht scheitern.
Ludwig Schlosser, der Vorsitzende der Stiftung Studienseminar Neuburg, erklärte, man habe es als Verpflichtung angesehen, die Flächen anzubieten, da der geplante Standort weit genug weg von Wohnbebauung und gleichzeitig perfekt zur Stromerzeugung geeignet wäre. „Wir würden bereitstehen“, sagte er. „Es wäre eine Schande, wenn das nicht gelänge.“
„Ich freue mich, dass es mutige Investoren gibt“, sagte Richard Kuttenreich, der Werkleiter der Stadtwerke. „Der Zeitpunkt ist auch super.“
DK
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