Zwischen Gachenbach und Kühbach
Schon der dritte Anlauf für Windräder in der Scharnitz

19.10.2023 | Stand 19.10.2023, 19:00 Uhr

In Gerolsbach drehen sich bereits seit 2015 drei Windräder. In der Scharnitz zwischen Gachenbach und Kühbach könnten nun sechs deutlich größere Anlagen entstehen. Foto: Hofmann

Bereits zum dritten Mal gibt es ganz konkrete Pläne für den Bau von Windrädern in der Scharnitz zwischen Gachenbach und Kühbach. Während die Planungen vor 20 und vor 9 Jahren gestoppt wurden, bevor es an die konkrete Umsetzung ging, sieht es diesmal so aus, als würden die Anlagen tatsächlich gebaut (wir berichteten).

Denn einige wichtige Voraussetzungen haben sich geändert: Windräder sind auch in Bayern politisch gewollt. Und die Kraftwerke sind inzwischen deutlich rentabler – weil sie auch viel höher sind als bei den bisherigen Planungen.

2003 wären die Windräder nur 140 Meter hoch geworden

Schon vor 20 Jahren war Fachleuten aufgefallen, dass in der Gemeinde Gachenbach eine steife Brise weht. Die Firma WES Ibs aus Schleswig-Holstein wandte sich 2003 mit Plänen für gleich fünf Windräder an die Gemeinde. Zuerst sollten diese Anlagen in unmittelbarer Nähe von Maria Beinberg aufgestellt werden, bald jedoch kam – um die direkte Nachbarschaft der Wallfahrtskirche zu meiden – die Scharnitz ins Spiel. 100 Meter Nabenhöhe und 82 Meter Rotordurchmesser sollten die Windräder haben, also maximal rund 140 Meter hoch (bis zur Rotorspitze) aufragen. Mit den Grundstückseigentümern sollen damals schon Verträge unterzeichnet worden sein. Nach wenigen Monate aber teilte WES Ibs dann mit, in Süddeutschland generell keine Windkraftanlagen bauen zu wollen. Grund für diese Entscheidung waren damalige bundespolitische Debatten über eine Kürzung der Einspeisevergütung, die für die norddeutsche Firma auch das Projekt in Gachenbach unrentabel gemacht hätten.

Als schon ausgereifte, speziell fürs Binnenland entwickelte Generatoren verfügbar waren, wurde vor rund zehn Jahren die Sol-Energie gegründet, eine (inzwischen aufgelöste) Energiegesellschaft eigens für das Schrobenhausener Land. Eines der Projekte, die umgesetzt werden sollten, waren zwei Windräder in der Scharnitz. Die sollten bereits 145 Meter Nabenhöhe haben und mit mehr als 100 Meter durchmessenden Rotoren bis zu 200 Meter in den Himmel ragen – Größenordnungen, die man im Schrobenhausener Land von den Anlagen bei Gerolsbach und Englmannsberg kennt.

Bürgerentscheid beendete 2014 die Planungen

Im Sommer 2014 wurde das Projekt vorgestellt, Planung und Sicherung der Grundstücke wurden vorangetrieben – bis sich der Gachenbacher Gemeinderat entschloss, auf den wachsenden Druck aus der Bevölkerung zu reagieren und direkt die Bürger zu fragen, was sie von der Sache hielten. Das Ergebnis des Entscheids im November 2014, der zwar rechtlich nicht bindend, für den Gachenbacher Gemeinderat laut Bürgermeister Alfred Lengler seitdem aber eine „Richtschnur“ war: 54:46 Prozent gegen die Windräder. Damit war auch dieses Projekt erledigt.

Nun also sind es gleich sechs Windräder – drei davon auf Gachenbacher Gemeindegebiet, drei bereits in Kühbach –, die gebaut werden sollen. Und die haben ein ganz anderes Kaliber: 175 Meter Rotordurchmesser, bis zu 266 Meter Gesamthöhe. Jedes dieser Kraftwerke soll pro Jahr 19 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen – mehr als der gesamte Gerolsbacher Windpark im Gröbener Forst mit seinen drei Windrädern.

Vorgestellt wird das aktuelle Projekt der Bürgerenergiegenossenschaft Neuburg-Schrobenhausen-Aichach-Eichstätt und der Neuburger Firma Unendlich Energie am Montag, 6. November, im Sportpark Kühbach. Beginn des Infoabends ist um 18.30 Uhr.

Kommunen nur noch als „Beobachter an der Seite“

Die Gemeinde, das stellt Gachenbachs Bürgermeister Alfred Lengler (CSU, Foto) sofort klar, habe bei den Windrädern nichts mitzureden: „Wir stehen da nur als Beobachter an der Seite.“ Dass sich vor neun Jahren die Gachenbacher Bürger in einer Befragung mit knapper Mehrheit gegen den Bau von Windrädern in der Scharnitz ausgesprochen haben, tue da nichts zur Sache. „Für uns als Gemeinde war das immer eine Richtschnur“, sagt Lengler. Doch jetzt gebe es das Wind-an-Land-Gesetz, „das sagt alles aus“.

Zum Beispiel sagt das Gesetz, dass es für Kommunen kaum zu verhindern ist, dass auf ihrem Hoheitsgebiet privilegierte Windkraftanlagen gebaut werden. Derzeit beschäftigen sich die Kommunalen Planungsverbände damit, 1,6 Prozent der jeweiligen Regionsfläche als Vorranggebiet für Windenergie auszuweisen. Dass Gachenbach da in der Planungsregion Ingolstadt gut mit dabei ist – schon allein wegen der Höhenlage und weil weite Teile der Region wegen der beiden Flughäfen nicht für Windräder infrage kommen –, ist schon lange klar.

Finanzielle Beteiligung der Gemeinde eher unwahrscheinlich

Dass sich die Gemeinde Gachenbach finanziell am Windpark beteiligt – so wie es 2015 Gerolsbach gemacht hat –, das hält Lengler für unwahrscheinlich. Dafür habe man derzeit kein Geld, weil Aufgaben wie Bau der Mittagsbetreuung an der Schule, neues Feuerwehrhaus oder Breitbanderschließung zu erfüllen seien. Die Entscheidung, stellt der Bürgermeister klar, treffe aber nicht er alleine, sondern der Gemeinderat. Da habe man über eine mögliche Beteiligung noch nicht gesprochen.

Der Argumentation, dass eine Beteiligung am Windpark in einigen Jahren eine Rendite bringe, die dann für gemeindliche Projekte genutzt werden könne, will Lengler nicht folgen. „Das Glück hat man nicht immer“, sagt er, auf das Beispiel Gerolsbach angesprochen. Dort hält das Kommunalunternehmen eine Mehrheitsbeteiligung am Windpark und schöpft damit auch einen Großteil der Erlöse ab, die im vergangenen Jahr wegen der hohen Strompreise drei Millionen Euro erreichten. Die Gemeinde Gachenbach werde dennoch vom künftigen Windpark profitieren, sagt Lengler: durch Gewerbesteuereinnahmen und durch eine finanzielle Beteiligung von 0,2 Cent pro erzeugter Kilowattstunde Strom.