Schrobenhausen
Radtunnel weiter in der Schwebe

Stadtrat hat nun eine vage Idee, wie das Projekt aussehen könnte, braucht aber noch Informationen

21.12.2022 | Stand 17.09.2023, 7:40 Uhr

So ungefähr könnte die Bahnunterführung am Bahnhof aussehen. Foto: WipflerPlan

Schrobenhausen – Wird es einen Tunnel für Radler am Bahnhof geben oder nicht? Diese Frage steht auch nach der – erstaunlich normalen – Stadtratssitzung am Dienstagabend weiter im Raum. Immerhin gibt es jetzt eine Idee, wie dieser Tunnel aussehen könnte, und neue Zahlen. Die aber wurden gleich wieder in Zweifel gezogen.

Das Büro WipflerPlan hatte den Auftrag, sich Alternativen auszudenken. Bei der wahrscheinlichsten wäre die Rampe von der Steingriffer Straße zirka 65 Meter lang, die von der Bauer-Straße aus um die 80 Meter. Damit läge die Steigung um die sechs Prozent, das gilt als noch barrierefrei. Eine genaue Baugrunduntersuchung wäre noch nötig. Der Grundwasserspiegel erfordert, dass auf beiden Seiten des Bauwerks auf einer Länge von zirka 35 Metern jeweils Wannen gebaut werden müssten. Die beiden neuen Bahnsteige, die nach dem Umbau jeweils links und rechts von den Schienen sein sollen (und nicht mehr dazwischen), würden zusätzlich über Treppen angebunden. Die Bürgermeister-Götz-Straße würde eine Verkehrsinsel auf Höhe der Einmündung der Steingriffer Straße bekommen, damit man sie sicher überqueren kann. Kosten: rund zehn Millionen Euro, davon würden bei normaler Förderung rund 6,5 Millionen Euro bei der Stadt bleiben. Gebaut würde in den Jahren 2025 und 2026.

Werbung für Rampenlösung

Andy Vogl (CSU), vehementer Verfechter des Projekts, meldete sich als Erster zu Wort. „Keiner von uns wollte je einen Tunnel für 20 Millionen bauen!“, betonte er mit Blick auf die vorausgegangene, lange Diskussion um das Projekt. Die Bahn brauche diesen Tunnel zwingend, weil es neue Züge gebe, und die könnten künftig am Schrobenhausener Bahnhof nicht mehr gleichzeitig halten. „Den Zugang von der Westseite müssen wir immer bezahlen“, sagte er und warb dafür, eine Lösung mit Rampe zu bauen; in Ingolstadt gebe es Aufzüge, und die seien immer kaputt. Finanziell sei das Projekt lösbar.

Mühlpointner: Radlersollen schieben

Das sah Franz Mühlpointner (BVS) skeptisch. „Es öffnet Nachträgen Tür und Tor, weil wir hier in den Grundwasserbereich kommen“, warnte er. In seiner beruflichen Laufbahn habe er „zig Bahnbrücken gemacht. Ich kenne kein Bahnprojekt, wo die Kostenschätzung mit der Endsumme übereinstimmte“, sagte er. Und: „Ich finde, man kann vom Radfahrer verlangen, dass er absteigt. Ein Autofahrer kommt auch nicht ohne Kreuzungen oder Ampeln durch die Stadt.“

Siegl: Radler sollennicht schieben

Joachim Siegl (Grüne) mahnte, dass E-Bikes locker 20 Kilo wiegen, wenn man dann noch einen Getränkekasten auf dem Gepäckträger habe, sei es nicht so leicht, so etwas schiebend zu rangieren. Was die Bahn baue, helfe behinderten Menschen sehr wenig, „weil diese Aufzüge ständig kaputt sind“. Er fragte: „Wollen wir einen für die Stadt günstigen Behelf oder wollen wir etwas bauen, das dem Stadtverkehr und den behinderten Menschen hilft?“

Wer denn die Mehrkosten zu tragen habe, falls alles deutlich teurer werde, hakte Till Huesmann (FW) nach. Die Mehrkosten würden wohl geteilt, antwortete einer der Planer. Stefan Eikam (SPD) fragte sich, wie es mit den Pendlerparkplätzen auf der Fläche aussehe, die die Stadt auf der Westseite erworben habe. Die seien wegen der Rampe nur in geringem Umfang darstellbar, erfuhr er.

Günther Schalk (FW) sagte, er fahre gern Rad, forderte aber, das Projekt im Gesamtzusammenhang zu sehen: „Wenn wir hier 6,5 Millionen binden, werden wir nicht mehr das Geld haben, um viele andere Verkehrsprobleme zu lösen“, warnte er. „Ich stelle mir die Frage, was in der Priorität vorn ist.“ Er fragte erneut, was die Stadt denn von der Bahn bekomme, wenn nur die Bahn baut.

Eine Frage, die seit Jahren im Raum steht und auf die es, wie sich zeigte, keine klare Antwort gibt, weil an dem Projekt mehrere Bahn-Töchter beteiligt sind. Was sich Planer und Stadt aus den Infos, die ihnen vorliegen, zusammenreimten, ist ungefähr dies: Die Bahn muss dafür sorgen, dass es einen barrierefreien Zugang zu beiden Bahnsteigen gibt. Üblicherweise werden dafür Röhren, Treppen und Aufzüge gebaut. Der Stadt würde man wohl gestatten, einen Anschluss vom Bahnsteig zur Bürgermeister-Götz-Straße zu bauen. Konkrete Planungen gebe es bei der Bahn nicht, weil sie davon ausgeht, dass die Stadt den Tunnel baut.

„Dann muss jemand von der Bahn her“, forderte Schalk, „auf der Basis von Vermutungen kann man keine Entscheidung treffen.“ Die Bahn sei eingeladen worden, habe aber abgesagt, eben weil es noch keine Sprachregelung gebe, antwortete Bauamtschef Egon von Elzenbaum. Der Stadtrat beauftragte die Verwaltung, so schnell wie möglich möglichst konkrete Aussagen von allen Beteiligten einzuholen.

SZ