Schrobenhausen
„Non scholae, sed vitae discimus“

<DK-XY_trifft>GEDANKEN ZUM SONNTAG</DK-XY_trifft> vom Schrobenhausener Pfarrer Marek Pokorski

11.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:52 Uhr

Marek Pokorski ist Seelsorger in der PG Schrobenhausen. Foto: privat

Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Lehrerinnen und Lehrer, liebe Eltern,

nach sechs Wochen Sommerferien beginnt nächste Woche das neue Schuljahr. Vermutlich freut sich, außer den Erstklässlern, selten jemand darauf. Wenn ich die Mädchen und Buben frage, die zum Ministrieren in die Kirche kommen, ob sie sich auf die Schule freuen, bekomme ich meist die Antwort: „Schade, dass die Sommerferien zu Ende gehen. Sie könnten noch länger dauern!“ Einerseits kann man es verstehen, denn jede und jeder von uns freut sich auf den Urlaub oder auf die Sommerferien. Aber was wäre unser Leben ohne Lernen, ohne Ausbildung, ohne die Perspektiven sich entfalten zu können und dadurch was im Leben zu erreichen?

Dies war auch dem römischen Philosophen Seneca, der im ersten Jahrhundert nach Christus lebte, bewusst. Von ihm stammt die Überschrift: „Non scholae, sed vitae discimus“. Das heißt: „Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir“.

Ja, liebe Schülerinnen und Schüler, die Schule ist dafür da, dass wir wichtige Dinge für unser Leben lernen, dass wir unseren Horizont erweitern, dass wir Fortschritte in unserer Ausbildung machen, dass wir lernen in der Gemeinschaft zu leben und gut mit ihr auskommen. Die Lehrerinnen und Lehrer sind da, um euch dabei zu helfen.

Ich selbst bin Religionslehrer für die 3. Klasse in der Grundschule in Mühlried. Übrigens ist dies die modernste Schule, die ich in meinen 21 Jahren als Religionslehrer in der Diözese Augsburg erlebe. Vor einem Jahr, als ich dort begonnen habe, habe ich vergeblich die Tafel und die Kreide gesucht. Die moderne Technik ersetzt das, was ich und die Eltern der heutigen Schüler aus unserer Schulzeit kennen. Das Schulsystem in Deutschland ist auf einem sehr hohen Niveau und bietet den Schülerinnen und Schülern viele Möglichkeiten für eine gute Ausbildung. Dazu braucht man das Engagement der Kinder und Jugendlichen, aber auch die Hilfe der Eltern. Ohne Fleiß kein Preis.

In diesen Tagen denke ich auch an die ukrainischen Kinder und Jugendlichen, die mit ihren Familien vor dem Krieg aus ihrer Heimat geflohen sind und jetzt die Schulen in den Ländern, wo sie aufgenommen worden sind, besuchen. Für sie ist das viel schwieriger. Sie müssen zuerst die Sprache des Landes lernen und mit der neuen Situation klarkommen. Ich denke auch an die ukrainischen Kinder und Jugendlichen, die in der Ukraine geblieben sind. Sie leben dort in ständiger Angst. Viele ihrer Schulen wurden teilweise oder sogar vollständig zerstört. Trotzdem versuchen sie mit ihren Lehrern das Beste aus dieser schwierigen Situation zu machen.

Am Beginn des neuen Schuljahres wünsche ich allen Schülerinnen und Schülern, allen Lehrerinnen und Lehrern einen guten Start, Ausdauer, Geduld und gute Fortschritte! Gottes Segen! Denkt daran: Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir.

Marek Pokorski, Pfarrer zur seelsorglichen Mitarbeit in der Pfarreiengemeinschaft Schrobenhausen