Neuburg
Kult-Glühweinstand: Neuer Standort für die Wichtelhütte

Betreiber des Kult-Glühweinstands tun sich in ihrer 27. Saison mit den Gastronomen Gashi zusammen

20.10.2022 | Stand 22.09.2023, 4:22 Uhr

In den Außenbereich vom Bootshaus, das die Gastronomen und Brüder Bajram (2ter von links) und Leotrim Gashi (3ter von links) betreiben, stellen Kalle Grömmer (rechts) und „Junior“ Rüdiger Mahlo in diesem Jahr ihre Wichtelhütte. „Wir freuen uns riesig darauf“, sind sich die vier einig. Foto: Wagener

„Die Wichtelhütte darf nicht verloren gehen“, sagt Bajram Gashi. Zusammen mit seinem Bruder Leotrim betreibt er das Restaurant „Bootshaus“ in Neuburg, in dessen Biergarten „Neuburgs ältester Glühweinstand“ in diesem Winter ein neues Zuhause findet.



Positive Aufbruchstimmung herrscht an der Sitzgruppe nahe der Donau, noch in Sichtweite des Neuburger Schlosses. Hier sitzen Kalle Grömmer und Rüdiger „Junior“ Mahlo mit den Brüdern Gashi zusammen. Reden, Lachen und Ideen austauschen, das geht ganz schnell bei den vier erfahrenen Gastronomen. Die Chemie stimmt, die Energie fließt und ist fast mit den Händen zu greifen. Hier sitzen Leute, die etwas bewegen wollen – und können.

Enorme Bereicherung für Neuburg

„Kreativität und Ideen sind da. Das wird für Neuburg eine enorme Bereicherung“, ist sich Leo Gashi sicher. „Wir haben ein Füllhorn an Ideen“, bringt es Rüdiger Mahlo schön auf den Punkt. Doch wie die aussehen, wollen die vier noch nicht verraten. „Wir messen noch“, schmunzelt Bajram und wedelt mit einem Zollstock. „Ich baue einen Boden, ich baue eine Lounge“, verrät Kalle dann doch und fährt fort: „Da kommt ein Vorhang rein, weiß-blau.“ „Nein, Felle“, ruft Mahlo. „Ja, Felle“, stimmen die Gashis lachend zu. Dass ihre Zusammenarbeit gut werden wird, da sind sich alle vier sicher.

Der Erfolg gibt ihnen recht. 1996 hatte Kalle mit zwei Freunden recht spontan die Weihnachtshütte des Fanfarenzugs Ottheinrich übernommen. Aus den 40 Litern des in einer kleinen Küche und dem Wecktopf der Oma selbst gebrauten Punschs sind inzwischen Hunderte von Liter geworden.

2004 kam Rüdiger Mahlo als Geschäftspartner dazu. „Wir gehen dieses Jahr in die 27. Saison“, berichtet der. Die beiden ergänzen sich, wirken wie ein altes Ehepaar und spielen sich verbal die Bälle zu – zum großen Vergnügen der Umgebung.

Das ist es, was den Charme der Wichtelhütte ausmacht, so wie die Musik durch alle Genres und die Ideen, die aus den beiden nur so heraussprudeln. Menschen aus allen Gesellschaftsschichten treffen sich hier, tun sich an den Spezialitäten gütlich, haben eine schöne Zeit und vergessen solange den Alltag. „Inzwischen kommen Leute, die als Kinder mit ihren Eltern bei uns waren“, berichten Mahlo und Grömmer.

Beinahe hätte es die Wichtelhütte nicht mehr gegeben. „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand“, gibt Kalle Grömmer zu. 15 Jahre hätten sie darauf hingearbeitet, im Hofgarten zu sein, viel Geld und Arbeit investiert, erzählt Junior: „Und dann hast‘as Pech an de Hacken.“ Die Auflagen seien es gewesen, die ihnen vor allem in den vergangenen zwei Jahren das Leben schwer gemacht hätten. Ob Weihnachtsmarkt, Schloss- oder Hofgartenfest, alles sei ausgefallen. Im Winter 2021 schließlich hat es ihnen im Wortsinne den Boden unter den Füßen weggezogen – im Hofgarten durften sie ihre Hütte sehr kurzfristig nicht aufbauen.

Vorschlag kam wie gerufen – oder?

Nun saßen die beiden auf den bestellten Getränken, auf den Kosten, die sie mit ihrer „Wichtelhütte To Go“ nicht auffangen konnten. „Die Miete für die Halle und die Versicherung laufen ja auch weiter“, berichten die Geschäftspartner.

Da kam der Vorschlag von den in Neuburg erfolgreichen Gastwirten Leo und Bajram Gashi wie gerufen, scheint es. Immerhin gehört den beiden neben dem Huba und dem Bootshaus auch das Fly, alles beliebte Lokale, und die Brüder sind dafür bekannt, dass sie Leben in die Stadt bringen wollen. Zudem hätten sie mitbekommen, dass es die Wichtelhütte nicht ganz leicht hatte, sagen die Gashis.

Wegen dieser Erfahrungen waren Grömmer und Mahlo zunächst misstrauisch: „Wir haben uns am Anfang gefragt: ‘Wo ist der Haken?‘“, erinnert sich Kalle. Denn der komplette Außenbereich steht den beiden Wichteln, die im Hauptberuf etwas ganz anderes machen, ohne Kaution zur Verfügung. Dazu gibt es Stromanschluss und die Freiheit, weitgehend zu machen, was ihnen vorschwebt. Fast zu schön, um wahr zu sein?

Nein, denn mit der Kooperation verfolgen die Gashis auch eigene Ziele. „Die zwei ziehen so viele Leute in die Stadt“, sagt Bajram Gashi. Damit wollen sie auch das Bootshaus in der kalten Jahreszeit beleben. Und: „Wer im Winter hierher kommt, kommt im Sommer wieder“, beschreibt Kalle die, wie Junior Neudeutsch hinterherschiebt, „Win-win-Situation“. Überhaupt profitierten die Gastronomen in der Stadt voneinander, ist sich Leo Gashi sicher. „Grundsätzlich geht in Neuburg nur was, wenn mehrere an einem Strang ziehen“, weiß sein Bruder.

Weil die vier das nun für die Wichtelhütte tun, dürfen Wichtel-Freunde gespannt sein. Sobald der Biergarten leer ist, starten Kalle und Junior mit dem Aufbau. Die Leute sollen gerne immer wieder vorbeischauen, sagt Mahlo: „Das ist wie ein Adventskalender vor dem Advent.“ Und dann, pünktlich am 24. November 2022 um 17 Uhr, öffnet die Wichtelhütte auch in diesem Jahr wieder.