Schrobenhausen
Neue Ausstellung des Kunstvereins Schrobenhausen

„Lieblingsstücke“: Besondere und persönliche Erinnerungen in der Galerie des Kunstvereins

25.10.2022 | Stand 22.09.2023, 4:09 Uhr

Beim Blick in die Galerie des Kunstvereins gibt es derzeit viele interessante, besondere und manchmal auch kuriose Erinnerungsstücke zu sehen. Hier unterhalten sich die Vereinsmitglieder Nik Richter (l.) und Robert Kößlinger über die Sammlung. Fotos: Budke

Im Rahmen des Kulturherbstes ist derzeit die Ausstellung „Lieblingsstücke“ in der Galerie des Kunstvereins Schrobenhausen zu sehen. Präsentiert werden Gemälde, Schmuckstücke, Skulpturen, Teddybären, eine Gitarre, eine Fliegerjacke, ein Tonbandgerät, ein Seesack und manches mehr. Wer zur Vernissage kam, hatte Glück, denn da wurden auch manche der Geschichten hinter den Stücken erzählt.

„Ein Experiment aus Pferdehaar“ von Doris Speer, „Einst Schmuck der Tuareg“ von Klaus Rudolf, ein Tonbandgerät von Franz Albrecht, „Eine Kindheit am Rhein“ von Wolfgang Classen – das sind nur einige der Stücke und Namen ihrer Leihgeber, die derzeit in der Galerie des Kunstvereins zu sehen sind. So gab es viel zu sehen bei der Vernissage und auch viel zu hören, denn einige Geschichten über die Lieblingsstücke wurden erzählt.

Persönliche Geschichten zu den Exponaten

Zunächst begrüßte der Schrobenhausener Kulturreferent Dieter Kreisle (CSU) die Gäste, denn die Veranstaltung ist Teil des Kulturherbstes. „Das ist keine gewöhnliche Vernissage“, betonte Kreisle. Es gehe um Originalität. Und er gestand: „Für mich ist das Schokolade für die Seele.“ Was er damit meinte, erklärte er damit, dass die Ausstellung Erinnerungen an das eigene Zuhause und die eigene Kindheit wecke: „Ich erinnere mich noch gut an die Flasche Melissengeist – den gab es auf einem Stück Würfelzucker und dann war alles wieder gut“, erzählte er.

Einige solch persönlicher Geschichten gab es dann von den Ausstellern zu hören. Die Moderation übernahm Richard Gruber, der zunächst von dem Gegenstand berichtete, den er mitgebrachte hatte: „Das ist mein jüngstes Lieblingsstück.“ Das Bild war im Tausch „Arbeit gegen Arbeit, Kunst gegen Kunst“ zu ihm gekommen. Die Druckpresse des Künstlers, der das Bild geschaffen hat, war defekt gewesen: „Er druckt auf Textilien und näht diese zusammen“, erzählte Gruber und weil er selbst ein guter Maschinentüftler ist, half er beim Reparieren der selbst gebauten Druckpresse.

Ein auffälliger Hingucker unter den Exponaten ist der Seesack, den Günter Meisel zur Verfügung gestellt hat. Dahinter steht eine sehr persönliche Erinnerung, die gleichzeitig in gewisser Weise doch viele Menschen teilen werden: „Mein Vater wurde als blutjunger Mensch in den Krieg eingezogen, er wurde verletzt und kam in amerikanische Kriegsgefangenschaft.“ Jahrzehnte später tauchte zu Hause der Seesack wieder auf und da brachen Erlebnisse aus Meisels Vater heraus, die er bis dahin für sich behalten hatte: „Geschichten, die unvorstellbar sind“, erzählte Günter Meisel.

Gewitterhimmel in Öl und eine Fliegerjacke

Das erste Ölbild, das Ulrike Halfmann mit 14 Jahren gemalt hat, ist zu sehen: „Ich habe damals Ölfarben geschenkt bekommen“, erinnert sie sich und Richard Gruber fand, das kleine Werk mit dem Gewitterhimmel sehe sehr routiniert aus. Eigentlich hängt es in Halfmanns Atelier über dem Waschbecken. Ihren Teddybären Ulli stellt sie auch aus. Der kleine Kerl hat gehäkelte Pfötchen, weil die kaputt waren, und so kam auch gleich noch eine Jacke dazu.

Die Leihgaben aus dem Haushalt von Dieter Wührl könne man mit „Blues and Fly“ betiteln, sagte Gruber, denn von Wührl sind eine Gitarre und eine Fliegerjacke zu sehen – beides Dinge, die ihm sehr am Herzen liegen, wie Wührl betonte. Auf der Gitarre spielte er gleich ein paar Akkorde und berichtete, er habe sie vor 37 Jahren gekauft. Mit der Musik und der Fliegerei habe er „Stress abgebaut“ und er erzählte, wie er seine Fluglizenz gemacht hatte und dass er immer unfallfrei blieb: „Die Jacke hat mich immer begleitet, auch wenn es brenzlig war.“ Dann sei da wohl viel Angstschweiß drinnen, vermutete Gruber, und Wührl erwiderte: „Ja, ich habe schon Angst gehabt – aber immer erst hinterher.“

Bei Robert Kößlinger ist die Leidenschaft eine andere: „Ich bin Papierfanatiker“, gab er zu und hat deshalb ein besonderes Exponat ausgestellt: „Das Wespennest ist ein so fragiles Gebilde.“ Er hatte immer eines dieser Kunstwerke aus Zellulose haben wollen. Als er eines Tages auf dem Speicher gewesen war, hatte er ein kleines, leeres Wespennest an einem Dachbalken entdeckt. Um es nicht zu zerstören, hatte er kurzerhand ein ganzes Stück aus dem Balken ausgesägt.

Ein Drittel der Exponate kommt von Bürgern

Angesichts dieser einmaligen Geschichten war es doch ein bisschen schade, dass zum einen nur etwa ein Drittel der Leihgaben nicht von Kunstvereinsmitgliedern stammen. Vorsitzender Dieter Wührl hätte sich mehr Beteiligung der Schrobenhausener Bürger gewünscht. Zum anderen bedauerte er, dass kaum ein Dutzend Gäste zur Vernissage gekommen waren. Wer nun aber Lust hat, die Lieblingsstücke persönlich anzuschauen, der hat dazu noch Gelegenheit bis zum 13. November.


„Lieblingsstücke“, Ausstellung im Rahmen des Kulturherbstes, Galerie des Kunstvereins Schrobenhausen, Regensburger Straße 6, Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag, jeweils 14 bis 17 Uhr, bis 13. November.

SZ