„Ich freue mich auf jeden Tag“
Neuburger CSU-Urgestein Fritz Goschenhofer wird 80

06.03.2024 | Stand 06.03.2024, 5:23 Uhr

Am heimischen Esstisch verfolgt Fritz Goschenhofer auf seinem iPad das Geschehen in den sozialen Medien. Foto: Ziegler

„Der Sport hat mich geprägt“, sagt Fritz Goschenhofer. Als Schüler kickte er mit dem ein Jahr jüngeren Gerd Müller auf der Straße in seiner Heimat Nördlingen, einige Jahre später trieb er als Handballer für den TSV Neuburg seinen fünf Jahre jüngeren Gegenspieler Horst Seehofer zur Verzweiflung. An diesem Mittwoch wird das Urgestein der Neuburger CSU 80 Jahre alt.

Er geht etwas unrund, als er uns zum heimischen Esstisch begleitet. Im vergangenen Jahr musste er die vierte Hüft-OP über sich ergehen lassen. Es ist immer wieder die Hüfte, die ihm zu schaffen macht und die ihm vor rund eineinhalb Jahrzehnten sogar eine Blutvergiftung bescherte. Da stand’s Spitz auf Knopf, sagt Goschenhofer heute. Er wurde in den Hessing-Kliniken in Augsburg operiert. „Wenn ich nicht sofort reagiert hätte, wäre ich nicht mehr am Leben.“

Konsequent dem Alkohol und den Zigaretten entsagt

Von seinem ganzen Naturell ist Goschenhofer jemand, der sich nicht unterkriegen lässt. Er betreibt regelmäßig Nordic Walking, geht ins Parkbad zum Schwimmen und in die Sauna. „Menschen dürfen sich nicht gehen lassen“, sagt er. Und er ist äußerst konsequent. Seit zwei Jahren trinkt er keinen Tropfen Alkohol mehr, isst noch nicht mal Pralinen und wird auch mit seinen Geburtstagsgästen nur mit Wasser anstoßen. „Nach einer Bandscheiben-OP dachte ich mir, es geht auch ohne.“ Und bereits vor 40 Jahren legte er die Glimmstängel für immer beiseite. Die Erleuchtung, so sagt er, sei ihm nach einem Termin 1984 in Langenmosen gekommen. Bis dato hatte er rund 40 Zigaretten pro Tag geraucht, „dann hab’ ich auf der Stelle aufgehört und nie mehr wieder geraucht“.

Als technischer Beamter der Deutschen Bahn (siehe Kasten unten) wurde er 1969 im Alter von 25 Jahren nach Neuburg versetzt. Der begeisterte Sportler kümmerte sich ab 1970 um die Handballer des TSV Neuburg. „Ich hab den Verein mit aufgebaut, hatte im Nu fünf Mannschaften beieinander, war Abteilungsleiter, Trainer und Fahrer.“ 1974 war der gefürchtete Linkshänder im Jugendbereich der allererste Trainer eines gewissen Bernhard Gmehling. „Ich war als 14-Jähriger Schüler im Studienseminar und dem TSV beigetreten“, erzählt Neuburgs OB. „Bevor ich zum Fußball gewechselt bin, war ich engagierter Handballer, spielte zum Teil auch in der ersten Mannschaft.“ Auch Goschenhofer erinnert sich an den Teenager von damals. „Er war ein Streber und wollte immer die Tore schießen“, sagt er und lacht.

Männerfreundschaft mit OB Bernhard Gmehling

Die beiden Männer verbindet eine tiefe Freundschaft, sie telefonieren regelmäßig. „Seit 50 Jahren kennen und schätzen wir uns“, sagt Gmehling, „in erster Linie verbindet uns der Sport“. Der OB sei „eine außergewöhnliche Person, auf die man sich zu hundert Prozent verlassen kann, eine ehrliche Haut“, meint Goschenhofer über ihn. 2022 mit der Neuburger Bürgermedaille ausgezeichnet zu werden, habe er als „hohe Ehre“ empfunden. „Das war einer der schönsten Tage meines Lebens.“

Sein schwärzester Tag war im Juli 2021 der Tod seiner Frau Inge. „Das ist das Allerschlimmste, was einem passieren kann.“ Sie habe ihm immer den Rücken freigehalten. Die letzten zwei Jahre ihres Lebens habe er sie daheim gepflegt. „Seitdem habe ich viel mehr Verständnis für Pflegedienstleistende. Da weiß man erst, was das für eine Aufgabe ist.“ Man müsse, so Goschenhofer, „alles tun, damit uns die Pflegekräfte erhalten bleiben“.

Der Tod seiner Frau bedeutete auch eine Zäsur. Bei der ersten Ladung Wäsche habe er Weißwäsche in die Maschine gesteckt und rausgekommen sei Buntwäsche. „Ich habe gleich alles weggeworfen.“ Inzwischen käme er im Haushalt aber gut zurecht. „Spiegeleier, Kotelett oder Schnitzel kann ich kochen, und wenn ich mal gut essen will, gehe ich in ein Lokal.“ Ja, gibt er zu, er sei auch mit 80 Jahren noch eitel. „Ich mag nicht auftreten, als wenn ich uralt wäre.“ Regelmäßig gehe er zu drei Stammtischen, „in die Rennbahn, zum Göbel und zum Pfafflinger“, wo er sich mit langjährigen Wegbegleitern „über Gott und die Welt“ unterhält.

Anregungen auf Facebook in Reimform

Goschenhofer ist nach wie vor aktiv. Zum einen für den Wasserzweckverband in Edelshausen und in Treidelheim, zum anderen für den VdK, für den er „fast täglich“ Altenheime besucht. Und auch die Kommunalpolitik lässt ihn nicht ganz los. Auf seinem Esstisch steht sein iPad, mit dem er seine Gedanken auf Facebook – vorzugsweise in Reimform – niederschreibt. Dass die Bahnhofsuhr in Neuburg wieder funktioniert, ist auf seine Initiative zurückzuführen. Wegen des Oberen Tors sei er in Kontakt mit dem Verschönerungsverein, „die sind spendenberechtigt“.

Seinen runden Geburtstag will Goschenhofer wie immer zu Hause feiern. Seine beiden Kinder würden sich um alles kümmern. „Wer kommen will, soll kommen, mein Haus ist offen“. Welche Wünsche hat er mit 80 noch? „Ich freue mich auf jeden Tag“, sagt er und lächelt. Er sei ein gläubiger Mensch und wünsche sich Friede, Freundlichkeit, weniger Hass und mehr Liebe unter den Menschen. „Ich möchte gern 90 Jahre alt werden.“

STATIONEN AUS SEINEM LEBEN



Das Licht der Welt erblickte Fritz Goschenhofer am 6. März 1944 in Steinhöring. Aufgewachsen ist er in Nördlingen in der Bergerstraße, dort wo auch Fußball-Legende Gerd Müller aufwuchs. Seine Frau Inge lernte er 1966 bei einem Ball in Rödenhof kennen, zwei Jahre später heirateten sie. 1970 bauten sie ihr Haus in der Heugasse, in dem Goschenhofer noch heute lebt. Inge starb vor zweieinhalb Jahren nach 53 Jahren Ehe. Seine Kinder Gerd (56) und Petra (53) und die drei Enkel wohnen ganz in seiner Nähe, die um ein Jahr jüngere Schwester Christl in Ulm. Goschenhofer war 42 Jahre an verschiedenen Standorten bei der Deutschen Bahn beschäftigt. In den 80er-Jahren war er Wahlkreisgeschäftsführer von Horst Seehofer, 36 Jahre saß er (bis 2020) für die CSU im Neuburger Stadtrat, lange auch im Kreistag. 34 Jahre lang agierte er als Kreisvorsitzender des Bayerischen Landessportverbands.

DK