Neuburg
Nachwuchsboxerinnen und -boxer gewinnen fünf Medaillen

Die jungen Talente des Neuburger Gladiator Fight Clubs sind auf Erfolgskurs

22.11.2022 | Stand 19.09.2023, 3:51 Uhr
Vicky Müller-Toùssa

Die Fünf- bis Zehnjährigen trainieren regelmäßig mit Egzon Gashi. Foto: Müller-Toùssa

Von Vicky Müller-Toùssa

Neuburg – Was für ein Debüt. „Wir waren vom 31. Oktober bis 6. November beim World Martial Arts Championships 2022 in der Türkei und haben abgeräumt“, erzählt Egzon Gashi und die Freude darüber steht ihm ins Gesicht geschrieben. Vier junge Boxerinnen und Boxer des Neuburger Gladiator Fight Clubs gewannen in Kemer insgesamt fünf Medaillen. Und das als kleines Team mit der wenigsten Kampferfahrung im Kader der Deutschen Nationalmannschaft.

Fünf Tage lang wurde dort von morgens bis abends gekämpft. „An jeder Ecke war ein Kampf. Dort laufen ja nur Boxer rum. Meine Aufgabe war es meine Kämpferinnen und Kämpfer in Stimmung zu halten, sie abzulenken, damit sie gechillt in den Kampf gehen. Und vor allem verletzungsfrei wieder raus“, so Gashi. Aber sie hätten natürlich auch gesehen, wie die anderen so abgehen, ergänzt er, da seien Vergleiche vorprogrammiert. Nun stehen kommende und nächste Woche weitere Wettkämpfe in Augsburg wie auch die Deutsche Meisterschaft in Heilbronn an, bei denen Gashis Nachwuchsboxerinnen und Nachwuchsboxer wieder teilnehmen werden.

Mehr als 130 Kämpfe gemeistert

Doch wie fing alles an und wie kam es zu dieser Boxschule? Daran erinnert sich Egzon Gashi nur allzu gerne. Mit zwölf Jahren trat er dem Neuburger Boxclub bei und erlernte unter anderem bei Wladimir Schewtschenko, Uwe Schilhaneck und Wolfgang Köhler mit seinen zwei Fäusten zu kämpfen.

Acht Jahre später kam das Kick-/Thaiboxen hinzu. Mittlerweile hat der 34 Jahre alte Neuburger, der damals als Fünfjähriger zusammen mit seinem Bruder und Eltern aus dem Kosovo nach Deutschland kam, mehr als 130 Kämpfe, darunter 85 Kämpfe im Bereich des Boxens und über 45 als Kickboxer, gemeistert. Auf die Frage, ob er alle Kämpfe gewonnen habe, entgegnet er, dass er nie verloren habe, denn „für mich ist selbst eine Niederlage kein Verlust.“

Vielmehr habe er dadurch gelernt, was er falsch gemacht hatte und konnte dies beim nächsten Mal anwenden. „Ich habe nie aufgegeben. Klar, man möchte natürlich jeden Kampf gewinnen, aber nach der ersten Enttäuschung über eine Niederlage und dem Überwinden des ersten Gefühls darüber, habe ich gesehen, dass es immer weiter geht.“ Klar war Gashi auch, wie es nach seinem letzten Kampf, den er übrigens verlor, weitergehen sollte. Denn irgendwann sei es einfach vorbei, jüngere kämen nach.

„Mein Weg als Trainer war somit besiegelt“, wusste Gashi. Sein Weg führte ihn vom Einzelhandel über die pädagogische Betreuung zum Inhaber des Neuburger Gladiator Fight Clubs. Dabei beherzigte er die Worte seiner Mutter, die sich von ihm wünschte, dass er trotzdem nie seinen festen Job aufgeben solle. „Und ich bin so froh, dass ich mich daran gehalten habe“, resümiert Gashi nun im Rückblick auf die vergangenen zwei Jahre.

Nachdem er den Entschluss gefasst hatte, eine Boxschule zu eröffnen, mietete sich der ehemalige Profiboxer 2018 zunächst bei einem Neuburger Fitnesscenter mit ein. Doch die Nachfrage war so groß, dass neue Räumlichkeiten her mussten. Fündig wurde er beim ehemaligen Kaufhaus Zierer. Dort hat Gashi nun seit November 2019 im Untergeschoß mit seiner Boxschule ein Zuhause gefunden. Dieser Tage feiert er deren dreijähriges Bestehen.

Auf die Frage, ob er denn nochmals in den Ring steigen werde, räumt der zweifache Vater ein, dass er immer mal wieder Lust dazu habe, ihn ziehe es schon zu den Wettkämpfen. Schließlich habe er dabei eine der schönsten Zeiten gehabt. Nun erlebe er eine weitere schöne Zeit, ist sich der Boxtrainer sicher. „Ich fühle mich fit“, fügt er hinzu, doch vorrangig trainiere und begleite er jetzt seine Schülerinnen und Schüler. „Ich möchte sie vorbereiten, für sie da sein.“ Trainieren kann man sechsmal die Woche, außer montags, immer von 15 bis 22 Uhr.

Wertschätzung steht an oberster Stelle

Gashi kennt jedes Kind, das in seinen Fight Club kommt, beim Namen. Neben der Vermittlung der richtigen Boxtechniken seien ihm die Gemeinschaft, die Kameradschaft sehr wichtig, sagt er. Vor allem aber dürfe keiner die Kampftechniken, die hier gelehrt und gelernt werden, draußen anwenden. Die Achtung wie auch die Wertschätzung eines jeden stehe an oberster Stelle. So legt Gashi großen Wert darauf, dass man sich beim Reinkommen grüßt und beim Gehen von ihm verabschiedet.

Obligatorisch seien dabei Disziplin und das Vertrauen, die er zu seinen Schülerinnen und Schülern aufbaue. Das habe er damals als Boxer während seiner Profikarriere auch vermittelt bekommen und gelernt. So möchte er dies alles als Ansprechpartner an seine Schüler weitergeben, damit sie nicht nur auf zukünftigen Fights im Faustkampf – selbst bei Niederlagen – immer als Sieger hervorgehen.

DK