Ist Bitcoin „bio“?
Nachhaltigkeitsgespräche der THI in Neuburg

29.06.2023 | Stand 14.09.2023, 22:22 Uhr
Vicky Müller-Toùssa

Die Experten bei der aktuellen Runde der Nachhaltigkeitsgespräche: (v.l.) Fabian Weber, Stefan Fößel, Christian Locher und Bernhard Mahler (Moderation). Foto: Müller-Toùssa

Kann Kryptowährung „bio“ sein? Schließlich werden heutzutage Blockchain und Krypto als die „grüne“ Kapital-Anlage für eine ökologische Zukunft gehandelt. Allerdings eilt dem Bitcoin auch der Ruf voraus eine richtige CO2-Schleuder zu sein. Sogenannte Mining-Farmen verbrauchen hohe Mengen an Strom, um eben Geld in Form von Bitcoins (digitales Zahlungsmittel) herzustellen.

Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigten sich am Dienstagabend Stefan Fößel (Bitcoin-Experte), Christian Locher (THI) und Fabian Weber (Wirtschaftsinformatiker) im Rahmen der Neuburger Nachhaltigkeitsgespräche im Gebäude 6 des THI-Campus in Neuburg. Und gleich vorneweg, ja, Kryptowährung kann „bio“ sein. Vorausgesetzt, dass für das Mining, also die Erzeugung des virtuellen Zahlungsmittels, nicht wertvolle Ressourcen verschwendet, sondern nachhaltige Alternativen wie erneuerbare Energien genutzt werden, hieß es vonseiten der Experten. Es sei auch schon möglich, die Abwärme, die etwa beim Bitcoin-Mining entstehe, als Wärmeversorgung (auch in Privathaushalten) zu nutzen.

Natürlich wurde auch über den Bitcoin im Besonderen gesprochen. Schließlich gilt diese dezentrale automatisierte virtuelle Währung, die 2008 von Satoshi Nakamoto erfunden wurde, als die wohl bekannteste und auch stärkste Kryptowährung. Im Durchschnitt dauert es, wenn man die perfekte Software und Hardware dazu hat, etwa zehn Minuten, um einen Bitcoin zu erzeugen. Andernfalls, also ohne dieses Equipment, braucht man bis zu 30 Tage, um einen Bitcoin zu „schürfen“ – wie das Mining auch übersetzt wird. Man könne von 50 bis 100 Millionen Bitcoin-Besitzern ausgehen, fasste Locher zusammen. Alle Teilnehmer hätten dabei dieselben Rechte. Bei einer Peer-to-Peer-Software seien zudem alle Regeln unveränderbar im Programmcode verankert. Ebenso die verfügbare Geldmenge (limitiert auf 21 Millionen) sowie die Ausführung von Transaktionen. Veränderungen der Regeln seien nur im Konsens möglich, und der Bitcoin gelte zudem als fälschungssicher, so Locher weiter.

Ist der Bitcoin fälschungssicher?



Doch wie fälschungssicher ist das Computergeld wirklich? Zum Verständnis: Ein Bitcoin ist eine Datei mit einer langen Abfolge von Zahlen und Buchstaben, ein Code quasi, der die Echtheit beweist und nur einmal vergeben wird. Noch dazu stehe die Adresse jedes Nutzers, der Bitcoins besitzt, auf einer Liste, der sogenannten Blockchain, die von allen anderen Besitzern, die ebenfalls auf dieser Liste stehen, eingesehen werden könne. Sollte also jemand versuchen, gefälschte Bitcoins in die Blockchain einzutragen, fällt das allen Computern auf.

Doch wie erwirbt man nun Bitcoins? Dazu empfiehlt Experte Stefan Fößel, sich erst in die Thematik einzulesen, sich mit Bekannten auszutauschen und sich beispielsweise Apps zeigen zu lassen. Die erste Transaktion solle nach Möglichkeit gemeinsam mit jemanden gemacht werden, der sich auskenne und das virtuelle Geld bereits besitze, so der Experte. „Es gibt Fallen auf dem Weg, die man nicht kennt und auch so nicht erwartet“, weiß Fößel. Und man solle seine „Wallets“ (Geldbörse von virtuellen Objekten) mit den „Privat Keys“ gut aufbewahren und nicht verlieren, sonst käme man an seine Bitcoins nicht mehr heran.

Eine Zukunftsprognose gaben die drei Redner auch ab: Sie vermuten, dass der Bitcoin in zehn Jahren ein verstärkter Bestandteil in unserer Gesellschaft sein werde. „Auch die traditionellen Banken werden sich vermehrt damit beschäftigen“, prophezeit Christian Locher.

Natürlich konnte die ganze Komplexität des Themas in den eineinhalb Stunden Gesprächszeit nicht voll beleuchtet werden, findet auch Zuhörer Norbert Specht. Aber er sei bisher auf allen Veranstaltungen der THI gewesen und befürworte diese Initiative. Denn man bekomme Anregungen, um diese Aspekte auch in anderen Runden zu diskutieren, so Specht. Und darum geht es ja schließlich der THI – nicht nur im Rahmen der Neuburger Nachhaltigkeitsgespräche: um die Lehre, die Forschung und den Transfer im Austausch.

DK