Schrobenhausen
Mit Widerständen umgehen lernen

Auszubildende der Firmen Bauer und Leipa bringen Schrobenhausener Schülerinnen und Schülern der vierten Klassen Technik nahe

07.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:31 Uhr

Das Elektronikbasteln macht ihnen ganz offenbar Spaß (v. l.): Peter und Ezequiel mit Severin Pedzich. Fotos: Tabea Tyroller


Von Tabea Tyroller

Schrobenhausen – Die Möglichkeit, technische Aufgaben zu lösen und zum Beispiel aus einem Bausatz eine Sirene zusammenzubauen, haben auch dieses Schuljahr wieder die vierten Klassen der Franziska-Umfahrer-Grundschule bekommen. Dafür kamen an sechs verschiedenen Terminen Azubis der Firmen Leipa und Bauer an die Schule.

„Peter, habt ihr eine Schutzbrille?“, fragt der 19-jährige Severin Pedzich, der bei der Leipa im dritten Jahr Elektriker für Betriebstechnik lernt, inmitten des Gewusels von zehn Kindern. Sicherheit geht schließlich vor. Er betreut die vierten Klassen heuer zum ersten Mal. Genauso wie seine 17-jährige Kollegin Hannah Riedlberger, die gerade im zweiten Jahr Industriemechanikerin lernt.

Mit Schutzbrillen ausgestattet sind auch schon die neunjährige Janne und die zehnjährige Luna, die gerade dabei sind, ihre zweite Sirene zusammenzubasteln. Die erste haben sie schon beim vorigen Techniktag gebaut. Deswegen kennen sich die beiden auch schon aus und müssen gar nicht mehr so oft in der Anleitung nachschauen. „Dann machen wir jetzt R8“, sagt Janne, „und R9 machen wir als nächstes.“ Was so kryptisch klingt, sind die verschiedenen Widerstände. Um diese montieren zu können, müssen die beiden Mädchen erst mal herausfinden, welchen Wert die beiden Widerstände besitzen. Dabei hilft der auf dem Bauteil zu sehende Farbcode. Um das Farbschema ablesen zu können, muss der Widerstand so gehalten werden, dass sich der goldfarbene Toleranzring auf der rechten Seite des Widerstandskörpers befindet. Abgelesen wird dann von links nach rechts. Im Fall von R8 ist es orange-orange-rot-gold.

Während die beiden werkeln, heult immer wieder eine Sirene auf. „Das ist ohrenbetäubend“, ruft jemand aus dem Hintergrund. „Welche Sirene habt ihr?“, fragt Janne und dreht sich zu ihren beiden Mitschülern um. Es gibt nämlich zwei verschiedene Sirenen: eine lautere und eine leisere. Die Sirene, die Janne und Luna gerade zusammenbauen, ist die lautere.

Nachdem die beiden jetzt den Widerstandswert kennen, sollen die Anschlussdrähte entsprechend dem Rastermaß möglichst im rechten Winkel abgebogen und in die vorgesehenen Bohrungen auf der Platine gesteckt werden. So heißt es zumindest in der Anleitung. Damit die Widerstände nicht mehr herausfallen können, müssen die Drähte auseinandergebogen und an den Lötpunkten mit den Leiterbahnen auf der Rückseite der Platine verlötet werden. „Dieses Mal löte ich“, sagt Luna zu ihrer Mitschülerin und greift nach dem Lötkolben.

Erledigt. Nun müssen noch die überstehenden Anschlussdrähte mit einer Zange abgeschnitten werden. „Die geht nicht mehr so gut“, meint Janne über die Zange, als sie versucht, die Drähte abzuzwicken. Schnell geht sie zu Hannah Riedlberger, die gerade einen Tisch weiter hinten etwas erklärt. „Ihr dürft nicht dran ziehen“, sagt die Industriemechanikerin den beiden: „Einfach abzwicken.“ Und schon ist das Zangenproblem gelöst. Die Sirene gefällt den beiden Viertklässlerinnen von allen technischen Aufgaben während der Techniktage am besten. „Weil das Zusammenbauen cool war“, sagt Janne. „Und weil sie laut ist“, ergänzt Luna grinsend.

Laute Sirenengeräusche ertönen auch immer wieder am vorletzten Tisch auf der Fensterseite. Dort sitzen Ezequiel und Peter, die ebenfalls mit dem Zusammenbauen der zweiten Sirene beschäftigt sind. „Kannst du mir helfen, das abzuziehen?“, fragt Ezequiel seinen Mitschüler. Schnell hilft Peter ihm, das Papier vom Widerstand herunterzubekommen. Dann kann auch schon gelötet werden. Schwierig finden die beiden das Ganze nicht. „Das ist einfacher als das Einmaleins“, sagt Peter und lacht.

Immer mal wieder hört man auch Lärm aus dem Klassenzimmer nebenan. Dort betreuen der 18-jährige Alexander Feigl und der gleichaltrige Klemens Schmidberger, die beide Elektroniker für Geräte und Systeme bei der Firma Bauer sind, zehn weitere Kinder. Beim Betreten wird schnell klar: Hier ist es heute am letzten Techniktag nicht wegen der Sirenen so laut. Mit denen sind die Viertklässlerinnen und Viertklässler nämlich bereits fertig. Darum werden jetzt Computer zerlegt, die einzelnen Bauteile ausgebaut und so die Funktionen erkundet.

„Es macht Spaß, den Kindern die Technik zu zeigen“, meint Feigl über die bereits vergangenen Techniktage. „Hier“, wird er plötzlich von einem Schüler unterbrochen, der ihm ein weißes Computerteil unter die Nase hält. Bei dem Teil handelt es sich um einen Kühlkörper. „Die Elektronik wird schnell warm und damit die Platine nicht kaputt geht, braucht man sowas zum Kühlen“, erklärt Feigl. „Vielleicht können wir die Kinder so motivieren, später einmal über so einen Beruf nachzudenken“, ergänzt er. Und auch sein Kollege Klemens Schmidberger spricht über die Techniktage von einer „Erfahrung fürs Leben“.

SZ