Die Passion als „Leidenschaftsgeschichte“
Lebendige Nacherzählung der Leidensgeschichte Jesu anlässlich des Palmsonntags in der Neuburger Hofkirche

26.03.2024 | Stand 26.03.2024, 8:57 Uhr
Josef Heumann

Zeitzeugen, als läge das biblische Geschehen gleichsam vor der Tür, überführten die Passionsgeschichte mit persönlich gehaltenen Worten in das Hier und Heute. Foto: Heumann

Feierten die Katholiken auch in Neuburg am Vormittag des Palmsonntags in einer Prozession, in der teils aufwendig herausgeputzte Palmbuschen mitgeführt wurden, sinnbildlich den Einzug Jesu in Jerusalem, stand der Nachmittag dann in der Hofkirche unter der neuen Wortschöpfung „Palmecho“ schon ganz im Zeichen der Passion.

In dieser Stunde wurde das in der Bibel überlieferte Geschehen der letzten, schicksalhaften Tage Jesu, nachdem er gerade noch eben Einzug in Jerusalem gehalten hatte, in diesmal ganz persönlich gehaltenen Worten höchst lebendig nacherzählt.

Erlebnisberichte, als hätte sich alles eben erst zugetragen

Es waren Erlebnisberichte, als hätte sich das alles mit dem Pessach-Fest in Jerusalem, dass ein aufgebrachter Jesus die schachernden Händler aus dem Tempel getrieben hat, das Letzte Abendmahl, der Verrat durch Judas, die Verleugnung durch den noch nicht zu Petrus gewordenen Simon, die Verhör-Stationen vor den Hohen Priestern, schließlich der Richtspruch durch Pilatus gerade eben erst und gleich um die Ecke zugetragen. Die Zeitzeugenschaft teilten sich in bewegten wie bewegenden Auftritten fünf Sprecher, die einzelnen Passagen unterbrochen von nachdenklich stimmender Musik.

So begegnete Ex-Kinderklinik-Chef Ivo Henrichs als Blinder, dem die Begegnung mit Jesu zu neuem Sehen verhalf. Da waren einfache Frauen aus dem Volk, die allesamt erfuhren, dass ganz Außergewöhnliches sich zugetragen haben muss. Und war in der letzten Station ein in seiner Erbärmlichkeit erschütternder Centurion, der das Geschäft der Kreuzigung als seinen Job eben zu erledigen hatte.

„Wo ist dein Platz?“ – mit dieser Frage beschloss Stadtpfarrer Herbert Kohler seine Nachbetrachtung. Sucht man die Teilhabe wie die Jünger beim Letzten Abendmahl, steht man zu seiner Überzeugung oder geht, wenn’s drauf ankommt, doch lieber in Deckung wie ein Simon? Für Pfarrer Kohler ist die Passion Jesu mehr als eine Leidens-, vor allem eine „Leidenschaftsgeschichte.“

DK