Neuburg
Kooperation von THI und FOSBOS stellt Filmprojekt zu Wasserversorgung vor

04.05.2024 | Stand 04.05.2024, 7:30 Uhr
Rainer Hamp

Machen sich Gedanken über die Zukunft der weltweiten Trinkwasserversorgung: Lea Schaller (v.l.), Sophia Kubbulat (beide Studentinnen an der Technischen Hochschule Ingolstadt) Kerstin Miegler (FOSBOS) und Lehrer Benjamin Wipfler. Foto: Hamp

Ein Projekt, entstanden aus einer Kooperation zwischen der Technischen Hochschule Ingolstadt und der Neuburger FOSBOS befasst sich mit der Versorgung mit Trinkwasser. Welche Probleme es hier künftig gibt und welche Lösungen denkbar sind, wurde nun vorgestellt.

Den alten Römern grauste es noch vor dem Moor-, Wasser- und Waldgebiet Germanien, also grob gesagt dem heutigen Mittel- und Nordeuropa. Als im 19. und 20. Jahrhundert Moore trockengelegt und Flüsse begradigt wurden, galt das als Segen, um das Trinkwasser machte man sich keine Gedanken, es gab ja genug. Durch die Folgen des Klimawandels, den stark gestiegenen Wasserverbrauch und die Wasserverschmutzung hat sich die Lage geändert.

An der Neuburger Fach- und Berufsoberschule (FOSBOS) gibt es unter der Leitung von Lehrer Benjamin Wipfler das Wahlfach „Umweltrat“, bei dem 15 Schülerinnen und Schüler mitmachen. Seit 2023 arbeiten sie mit Studierenden des THI-Campus Neuburg auf Anregung von THI-Professor Holger Hoppe und Anja Heßlinger, ehemalige Schulleiterin der FOSBOS, zusammen am Projekt „Mission Trinkwasser“.

Filmprojekt im Kino



Vor Kurzem stellte Wipfler mit FOSBOS-Schülerin Kerstin Miegler sowie Lea Schaller und Sophia Kubbulat, die an der THI Nachhaltigkeit und Umweltmanagement studieren, in einem Film die Ergebnisse der bisherigen Arbeit dar. Dafür stellte Kinopalast-Betreiber Roland Harsch einen Saal kostenlos zur Verfügung. Die Besucher sahen einen sehr informativen Film, der den dramatischen Rückgang von Trinkwasser weltweit zeigt.

Nur bei 3,5 Prozent des Wassers, das die Erde bedeckt, handelt es sich um Süßwasser. Das größtenteils in den Polargebieten als Eis gebunden ist. Damit sind nur 0,3 Prozent weltweit als Trinkwasser verfügbar. Die rasant wachsende Weltbevölkerung, demnächst neun Milliarden, der zunehmende Wasserverbrauch in Industrie und Landwirtschaft, die Verschmutzung von Grundwasser und der Klimawandel schafften Probleme.

Rückhaltemöglichkeiten in Mooren und Überschwemmungsgebieten fallen als Speicher weg, das Wasser fließt ungebremst ins Meer zurück. Infolge der Klimaerwärmung schmelzen zudem die Gletscher ab: Der Schweizer Aletsch-Gletscher, der größte im Alpenraum, verliert jährlich zwei Prozent seiner Masse. Könnte man die Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzen, könnten wenigstens 40 Prozent der Gletscher erhalten bleiben. Noch reichen in Mitteleuropa die Reserven aus, seit Mitte des 20. Jahrhunderts werden jedoch die Grundwasserbestände rasant verschmutzt. Ein anderes Problem sei der steigende Meeresspiegel, durch den immer mehr Salzwasser in küstennahes Grundwasser fließt.

Was ist zu tun? Der Film zeigte konkrete Gegenmaßnahmen. Ein Beispiel war die Wiedervernässung der Moore, wie es aktuell Thema im Donaumoos ist. Moore, von denen nur noch zwei Prozent in Deutschland naturnah erhalten sind, speichern etwa 90 Prozent des Regenwassers und zudem klimaschädliches Kohlendioxid.

Optionen sind auch Stauseen, die das Schmelzwasser der Gletscher auffangen. Wichtig für künftige Generationen sei es, dass neu gebildetes Grundwasser nicht mehr von Industrie, Gemeinden und Landwirtschaft verschmutzt wird. Zudem sei die Wiederherstellung von Überschwemmungsbereichen an Flüssen eine Möglichkeit. Am Beispiel der Mittelmeerinsel Malta zeigte der Film, wie durch Entsalzungsanlagen Meerwasser verfügbar gemacht wird. Zu 60 Prozent bezieht die Insel ihr Wasser aus dem Meer, was jedoch teuer ist, zudem bleiben nicht verwertbare Laugen zurück.

Trinkwasser unter dem Meeresgrund



Eine weitere Entdeckung: An vielen Küstengebieten existiert Regenwasser unter dem Meeresboden, das vom Land in unterseeische Lagerstätten fließt, die durch eine wasserdichte Gesteinsschicht vom Meerwasser getrennt sind. Nach bisherigen Untersuchungen könnten das weltweit bis zu 1,3 Millionen Kubik-Kilometer Wasser sein, was in etwa der Wassermenge des Schwarzen Meers entspricht.

In Perus Hauptstadt Lima, der zweitgrößten Wüstenstadt, greift man auf eine Technik der Inkas zurück. Die in den Anden entspringenden Bäche werden angezapft und weitergeleitet in die Regionen um die Stadt. Durch diese „Amonas“ konnte für Lima ein Drittel mehr Wasser gewonnen werden.

In der Diskussion nach dem Film wurden Wege beschrieben, wie man als Bürger zum Wassersparen beitragen kann, etwa weniger duschen, kürzer Hände waschen, wassersparende Waschmaschinen benutzen und anderes, was allerdings nur in bescheidenem Maße mithelfen kann, das Problem zu lösen. Wichtiger scheint zu sein, die Wasserverschwendung weltweit einzudämmen und den Klimawandel zu bremsen.

DK