Kein Kinderspiel

Gemeinden kämpfen mit Personalmangel in Kitas und Kindergärten

08.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:54 Uhr

Die Gemeinde Gerolsbach betreibt zwei Kindergärten, die sich direkt nebeneinander befinden: den Regenborgen und die Villa Kunterbunt (Bild). In Letzterer ist eine Krippe untergebracht. Im ehemaligen Pfarrhaus, das sich auf dem selben Areal befindet, gibt es eine integrative Gruppe. Foto: Fischer

Gerolsbach/Brunnen – Nicht nur die Stadt Schrobenhausen macht der Personalmangel in Kitas und Kindergärten zu schaffen. Auch die umliegenden Gemeinden stehen dadurch vor Herausforderungen. Die einen mehr, die anderen weniger. Die Schrobenhausener Zeitung hat in Brunnen, Gerolsbach und Waidhofen nachgefragt, wie sich die Situation bei der Kinderbetreuung aktuell darstellt.

Brunnen ist eine ganze besondere Gemeine im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Zumindest bei der Kinderbetreuung. Denn die Kommune betreibt als einzige selbst einen Kindergarten beziehungsweise eine Kita. Für Bürgermeister Thomas Wagner (CSU) steht eines fest: „Unsere Gesellschaft fordert Kinderbetreuung. Und zwar immer mehr.“ Auch auf dem Land steige die Nachfrage nach entsprechenden Plätzen. Die Einrichtung in Brunnen sei inzwischen „voll bis unter die Dachrinne“. Will heißen: Die Plätze werden knapp. Erweiterungen sind im Gespräch, ein Waldkindergarten bereits beschlossene Sache.

Im harten Wettbewerb um Erzieherinnen und Erzieher müssen sich Kommunen heutzutage etwas einfallen lassen, um für Bewerberinnen und Bewerber attraktiv zu sein. „Der Stellenmarkt ist mau. Es gibt zu wenig Fachkräfte“, weiß Bürgermeister Wagner. Den Weg, den die Stadt Ingolstadt eingeschlagen habe, nämlich zehn Prozent über Tarif zu zahlen, verurteilt er scharf. Bei diesem Weg finanzschwache Gemeinden absolut das Nachsehen. Was soll denn dieser Blödsinn bringen?

ErfolgsgeheimnisFachquotenschlüssl

Bisher habe man es in Brunnen immer geschafft, genügend Personal zu bekommen, um die von den Eltern angefragten Buchungszeiten in Kita und Kindergarten bedienen zu können. Gibt es dafür ein Erfolgsrezept? Thomas Wagner sagt, dass das Geheimnis im sogenannten Fachquotenschlüssel liegt. Je niedriger der nämlich ist, desto weniger Kinder weniger Kinder muss eine Fachkraft betreuen. Weshalb auch mehr Zeit für die individuelle Betreuung der Buben und Mädchen bleibt. Ob dieses Argument nach wie vor zieht, wird der Bürgermeister bald wissen. Denn die nächste Stellenausschreibung steht schon ins Haus.

Genauso wie Brunnen betreibt die Gemeinde Gerolsbach im Nachbarlandkreis Pfaffenhofen ihre Kinderkrippe und ihre beiden Kindergärten selbst. Bürgermeister Martin Seitz (CSU) zeigt sich mit der Situation grundsätzlich zufrieden. „Bis auf eine Ausnahme haben alle Kinder einen Platz bekommen“, sagt er. Insgesamt sei die Lage nicht mehr ganz so angespannt wie in den vergangenen Jahren. „Personal suchen wir natürlich immer“, stellt der Bürgermeister klar.

Dünne Personaldecke

Denn: Die Personaldecke ist auf Kante genäht. Das heißt, es gibt keine Vertretungen für den Fall , dass Erzieherinnen, zum Beispiel bei Krankheit, ausfallen. Konkret bedeutet das, dass sich die Arbeitsbelastung in der Krankheitsphase einer Erzieherin, die schon mal mehrere Wochen dauern kann, auf das restliche Personal verteilt. Dennoch steht Gerolsbach im Vergleich zu anderen Kommunen im Münchner Speckgürtel bei der Kinderbetreuung relativ gut da. Martin Seitz weiß auch, warum: „Wir als kommunaler Betreiber haben einen niedrigen Betreuungsschlüssel.“ Im Vergleich zu beispielsweise kirchlichen Trägern muss also eine Erzieherin weniger Kinder betreuen. „Deshalb fühlt sich unser Personal wohl“, so Seitz.

Richtig schlecht schaut es in Aresing aus. Dort fehlen insgesamt 14 Plätze in Krippe und Kindergarten. Wie stellvertretender Bürgermeister Georg Hartmann (FW) auf Nachfrage erklärte, arbeite man mit Hochdruck an einer – zumindest kurzfristigen – Notlösung. Im Rettenbacher Feuerwehr wird nach den Sommerferien ein Gruppenraum für den Kindergarten entstehen. „Nach dem Gemeinderatsbeschluss sind nun die Aufträge vergeben, nach der Urlaubszeit geht es los“, sagt Hartmann. Er rechnet damit, dass der Raum mit Außenbereich im Oktober bezugsfertig sein wird. Die weitaus schwierigere Aufgabe, nämlich für die zusätzliche Gruppe Personal zu finden, steht noch an. Zwar ist dafür der Träger, die Diözese Augsburg, zuständig, dennoch beteiligt sich die Gemeinde, zum Beispiel mit Stellenanzeigen im Gemeindeblatt, an der Suche. „Wir wissen, dass Kindergartenpersonal kaum zu kriegen ist“, weiß Hartmann. Mittel- und langfristig plane die Gemeinde eine Containerlösung. Doch die Suche nach einem geeigneten Grundstück brachte bisher noch keinen Erfolg. Genauso, wie auch der geplant Waldkindergarten nicht realisiert werden kann. „Das Landratsamt hat alle unsere Standortvorschläge verworfen“, so der stellvertretende Bürgermeister.

SZ