Viele tote Junge
Katastrophale Zwischenbilanz beim Wiesenbrüterschutz

03.06.2023 | Stand 15.09.2023, 21:43 Uhr

So schaut ein Großer Brachvogel aus, wenn er ganz klein ist. Foto: LBV

In den Wiesenbrütergebieten Langenmosen (Landkreis Neuburg-Schrobenhausen), Lichtenheim bei Weichering und Waidhofen wurde im Frühjahr 2023 nach Gelegen des Großen Brachvogel gesucht und diese zum Schutz vor Bodenprädatoren – also Fressfeinden wie Fuchs und Marder – eingezäunt. 13 solcher Gelege hat man in diesen Gebieten gefunden und seit ungefähr zwei Wochen sind nun schon Küken in den Wiesen unterwegs.



Die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises und der Landesbund für Vogelschutz betreiben nun im dritten Jahr diesen Aufwand im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen, um den vom Aussterben bedrohten Vögeln die Aufzucht ihrer Küken zu ermöglichen. Dafür sind die Behörde und der Verband in engem Kontakt mit den örtlichen Landwirten. Denn zusätzlich zum Gelegeschutz werden einige Küken der Familien mit winzigen Radiosendern ausgestattet, damit diese dann per Radiotelemetrie im Gelände gefunden werden und so vor der Mahd und der Bewirtschaftung gerettet werden können.

Immer weniger Wiesenbrüter



Warum das gemacht wird, wird deutlich, wenn man sich die Ergebnisse der siebten landesweiten Wiesenbrüterkartierung von 2021 (Landesamt für Umwelt) anschaut. Von den über 800 Wiesenbrütergebieten in Bayern waren etwa die Hälfte ohne Nachweis wiesenbrütender Vögel. 15 Gebiete, in denen 2014/2015 (bei der letzten Kartierung) noch Brachvögel brüteten, wurden 2021 von den Tieren aufgegeben. Die Kartierer gaben für diese Gebiete durchweg die intensive Bewirtschaftung, Grünlandumbruch und unzureichende Bodenfeuchte an. Lediglich in 17 der 76 Brachvogelgebiete gab es überhaupt Schlupferfolge. Für die bayernweit insgesamt 531 festgestellten Brutpaare des Großen Brachvogels betrug der Bruterfolg lediglich 0,08 Jungvögel pro Brutpaar. Wenn man weiß, dass es wenigstens 0,41 Jungvögel pro Brutpaar braucht, dann weiß man, wohin die Reise geht.

Tote Küken wegen Rücksichtsloskeit



Besonders traurig ist es dann, wenn es trotz der genannten Möglichkeiten zum Tod von Küken kommt, weil einfach ohne vorherige Abstimmung gemäht wird. So geschehen Anfang dieser Woche in den Wiesenbrütergebieten Langenmosen und Lichtenheim. Damit es nicht zu weiteren Verlusten kommt, werden die Landwirte dazu aufgerufen, sich entweder bei den Mitarbeitern des LBV, Marie Heuberger, Telefon (0152) 54563016, Vera Mutz, Telefon (0160) 2797537, oder bei der Unteren Naturschutzbehörde, Jan Tenner, Telefon (0151) 21811227, zu melden. Denn wenn jetzt noch vier Wochen alle an einem Strang ziehen, dann sind die Küken flügge und damit soweit erwachsen, dass sie selbstständig fliegen und so vor der Bewirtschaftung entfliegen können.

SZ