Neuburg
Journalist Roman Deininger zu Gast am Descartes-Gymnasium

12.04.2024 | Stand 12.04.2024, 11:00 Uhr
Vicky Müller-Toùssa

Stand den Schülern Rede und Antwort: Roman Deininger war der Einladung von Gabriele Kaps ans Neuburger Descartes-Gymnasium gefolgt und sprach über die Rolle der Medien. Foto: Müller-Toùssa

Sind Medien heutzutage „hysterischer“ im Umgang mit politischen Themen, gerade in Krisenzeiten? Wo liegt dabei die Verantwortung der Politik, der Medien und die des Volkes? Diese Fragen hat der Journalist Roman Deininger, Chefreporter der „Süddeutschen Zeitung“, gebürtiger Ingolstädter und einst freier Mitarbeiter beim DONAUKURIER, auf Einladung von Gabriele Kaps versucht, anhand von konkreten Beispielen den Schülerinnen und Schülern der 11. Klassen des Descartes-Gymnasiums zu beantworten. Und, um auch gleich die erste Antwort vorwegzunehmen: Ja, manche Schlagzeilen möchte man meinen, vor allem einiger Online-Medien, seien speziell darauf ausgerichtet, hauptsächlich Empörung beim Leser oder der Leserin auszulösen.

Wächter-Position der Medien



Dabei fordert Deininger vor allem mehr Sachlichkeit ein. Zumal die Medien eine Wächter-Position innehätten. Das Vertrauen müsse man sich täglich mit guten und sachlichen Berichten verdienen. Auch die Fähigkeit zur Selbstkritik und zur Korrektur seien im Beruf des Journalisten wichtig. Er nennt das Beispiel Armin Laschet und die vernichtenden Berichte über dessen Lachen im Flutgebiet an der Ahr. Was schnell passieren könne, wenn man die Hintergründe nicht kenne und völlig aus dem Zusammenhang gegriffen berichte. So könnten Fake-News entstehen. Ein schneller Post hier, eine prägnante Überschrift da. Dutzende Kommentare weiter und unzählige Klicks später, schon sei die Meinung gebildet. Und der Ruf des Betroffenen entweder ruiniert oder populistische Parteien am Boomen.

Apropos. „Populistische Parteien haben Hochkonjunktur“, so Deininger. Dabei beschrieben sie in sozialen Netzwerken nur die Probleme und würden dafür gefeiert. „Aber lösen müssen sie diese ja nicht“, sagte Deininger. Die Entzauberung der Populisten fände immer dann statt, wenn sie im Amt seien, zudem die Polarisierung über eine Emotionalisierung geschehe. Dazu lieferte Deininger einen Vergleich mit den USA in der Amtszeit von Ex-Präsident Donald Trump. Dort würde man eher eine emotionale Politik verfolgen. In Deutschland hingegen setze man auf Sachlichkeit.

Von Verdrossenheit bis Blase



An diesem Donnerstagvormittag fielen auch die Begriffe Verschwörungstheorien und „Kumpanei“. Dazu nannte Deininger das Beispiel des Wirtschaftsministers Hubert Aiwanger, als dieser im vergangenen Jahr der „Süddeutschen Zeitung“ in der Flugblattaffäre eine politische Kampagne gegen sich vorwarf. „So etwas existiert einfach nicht“, im Gegenteil, damit ruiniere man das Vertrauen in das politische System“, so der Chefreporter.

Auch Politikverdrossenheit und Protestwähler waren Thema. Wie kommt es dazu? Es habe mit der Polarisierung der Gesellschaft zu tun, antwortete Deininger auf die entsprechende Frage. „Die Leute suchen nach Bestätigung, nach Belegen für ihre Meinung, ihre Überzeugungen, die sie sich schon davor gebildet haben“, erklärt er weiter. Zuverlässige und seriöse Informationsquellen seien gerade in Krisenzeiten besonders wichtig.

Sonst bewege man sich in einer Blase von Gleichgesinnten, warnte auch Schulleiter Peter Seyberth. Vor allem, wenn man seine Informationen ausschließlich aus sozialen Netzwerken beziehe. Denn das politische Interesse, auch bei jungen Menschen, habe sich die letzten vier Jahre wieder gesteigert, teilte Kaps, die in der 11. Klasse unter anderem Latein unterrichtet, ihre Beobachtungen unserer Zeitung gegenüber mit. Darum sei es umso wichtiger, Persönlichkeiten in die Schule zu holen, um den Schülerinnen und Schülern mehr Einblick und einen Leitfaden im Umgang mit politischen Themen und Medien bieten zu können.

DK