Neuburg
Innenstadt-Serie: „Ich bin ein Neuburger Innenstadt-Kind“

AUF EINEN RATSCH MIT: Franziska Mayr, Bauunternehmerin und Innenstadtbewohnerin

22.08.2022 | Stand 22.09.2023, 6:34 Uhr

Beim Gespräch mit Franziska Mayr musste das Ratschbankerl zum ersten Mal sein angestammtes Terrain direkt vor dem Kreativraum „das otto“ verlassen. Foto: Stark

Von Thorsten Stark

Neuburg – Die Bauarbeiten in der Schmidstraße sind inzwischen so weit fortgeschritten, dass das Ratschbankerl nicht mehr an seinem angestammten Platz vor dem „otto“-Laden stehen kann. Doch Franziska Mayr, die heutige Gesprächspartnerin, stört das nicht. Die 32-Jährige packt mit an und im Nu steht die Bank ein paar Meter weiter auf der Kiesschicht. Als Mitglied der Geschäftsführung der Firma Mayr Bau muss sie auf viel weitreichendere unvorhergesehene Ereignisse reagieren.

Seit rund viereinhalb Jahren arbeitet sie im Familienunternehmen. Nach ihrem Studium – sie hat einen Master in Rechts- und Wirtschaftswissenschaften – in Augsburg und Washington war sie bei der Deutschen Bank tätig, anschließend absolvierte sie ein dreimonatiges Schnupperpraktikum im Familienbetrieb – um zu sehen, ob ihr diese Arbeit gefällt. Und nach einer längeren Reise mit ihrem Lebensgefährten entschied sie sich für den Familienbetrieb. Wie ihre ältere Schwester ist sie nun Teil der Geschäftsführung, an der Spitze steht immer noch ihr Vater Hans, der gleichzeitig weiterhin Kreishandwerksmeister ist und für die CSU im Stadtrat sitzt. „Wir ergänzen uns gut“, sagt Franziska Mayr. „Und ich bin froh, dass wir das gemeinsam machen. Das ist eine Herzensangelegenheit.“

Inzwischen leitet jeder eigene Projekte. Die 32-Jährige ist beispielsweise für die Umgestaltungspläne des Postgebäudes an der Münchener Straße verantwortlich. Vor der Sommerpause hatte der Bauausschuss des Stadtrats noch große Zustimmung für die Pläne, dort ein Sondergebiet für großflächigen Einzelhandel einzurichten, signalisiert. „Da freue ich mich richtig drauf“, sagt Franziska Mayr. „Da gibt es eine schöne Entwicklungsmöglichkeit.“ Sie stellt sich ein Stadtteil-Nahversorgungszentrum für die Innenstadt vor. Noch sei man am Sondieren, nach der Sommerpause soll das Projekt an Fahrt gewinnen.

Die Stadt ist für die gebürtige Neuburgerin nicht nur ihr Arbeits-, sondern auch ihr Lebensmittelpunkt. „Ich habe lange in München und Augsburg gewohnt. Gerade München war sehr, sehr schön. Aber ich schätze, dass hier alles fußläufig gut erreichbar ist, man alles hat, was man braucht. Ich liebe den Englischen Garten und die Donau ist wunderschön. Außerdem ist hier immer was geboten.“ Nachdem sie sich für Mayr Bau entschieden hatte, war klar, dass sie nach Neuburg ziehen muss. Auch ihr Lebensgefährte, ein Münchner, lebt seit vergangenem Jahr hier. „Das war ein schwerer Schritt für ihn“, sagt Franziska Mayr. „Aber er schätzt Neuburg auch, so wie es ist.“

Besonders schätzt die 32-Jährige das Stadtzentrum. „Ich bin ein Neuburger Innenstadt-Kind. Ich bin hier aufgewachsen.“ Heute wohnt sie wieder in der Innenstadt – und freut sich über den Umbau, der im Juni in der Schmidstraße begonnen hat. „Ich denke, dass das dem Einzelhandel hilft“, sagt sie. „Die Straßen waren schon ein wenig in die Jahre gekommen.“ Dass nun versenkbare Poller installiert werden, die auch einmal hochgefahren werden können, um die Straßen für den Verkehr zu sperren, gefällt Franziska Mayr durchaus. „Für Events oder mal einen Tag ist das gut“, findet sie. Aber eine dauerhafte Fußgängerzone könne sie sich derzeit nicht vorstellen. „So lange die Einzelhändler, die das am meisten beträfe, nicht sagen, dass sie das wollen, ist das schwierig“, sagt sie und gibt damit nicht von ungefähr die Position der Neuburger CSU wieder. Schließlich ist Franziska Mayr seit vergangenem Jahr auch Beisitzerin im Vorstand des CSU-Ortsverbands. Ob sie einmal in die Fußstapfen ihres Vaters tritt und für den Stadtrat kandidiert? „Ich möchte es nicht ausschließen“, sagt Franziska Mayr. „Ich finde Politik schon sehr interessant, weil man etwas bewegen kann. Aber das kommt auch auf die Lebensumstände an.“

DK