Gedanken zum Sonntag
Hingabe schenkt Leben und Hoffnung

Von Diözesan-Altenseelsorger Robert Ischwang

24.03.2024 | Stand 24.03.2024, 5:00 Uhr

Diakon Robert Ischwang. Foto: Privat

Mit großen Schritten geht es auf Ostern zu, ein vertrautes Fest mit vertrauten Bräuchen. Ich feiere gerne mit Palmzweigen und Ostereiern, mit Osterkerze und Osterlamm. Doch eigentlich sind all diese Zeichen fast zu vertraut, um mit der Bedeutung dieses Festes, Schritt zu halten.

Glauben wir doch eigentlich Ungeheuerliches: Das Licht und das Gute sollen stärker sein als Dunkel und Hass; das Leben soll mächtiger sein als Gewalt und Tod, die an allen Ecken lauern und denen kein Mensch entkommen kann. Und einer, Jesus Christus, soll uns durch den Tod vorausgegangen sein und ihn überwunden haben. Wie kann das sein? Und wie können wir dieses Wunder begreifen?

Asche am Anfang



Ein wichtiges Zeichen steht am Anfang: die Asche. 40 Tage lang sind wir jedes Jahr unterwegs, um dem Oster-Geheimnis auf die Spur zu kommen, immer ist es eine Reise zwischen Tod und Leben. So sind wir am Aschermittwoch mit diesem Zeichen gestartet. Auch der Asche, die wir in einem kleinen Feuerchen aus den Palmzweigen des letzten Jahres gewonnen haben, sieht man das Ungewöhnliche und Gewaltige nicht mehr an, wenn sie einem in Bröseln aufgelegt wird.

Asche ist für mich ein mächtiges Zeichen! Wer schon einmal einen Waldbrand hautnah erlebt hat, kann das erahnen. Es bliebt nichts übrig außer Asche.

Asche – sie steht auch für die Ereignisse, die das Leben auf der Erde am nachhaltigsten geprägt haben: die Vulkane. Wir Menschen mit unserer geringen Lebensspanne übersehen oft ihre Bedeutung. Als vor etwa 39000 Jahren die Campi Flegrei bei Neapel zuletzt in einer Supereruption ausbrachen, verdunkelte sich die ganze Nordhalbkugel und noch heute finden sich knapp einen Meter dicke Ascheschichten bis in Rumänien.

So steht am Anfang unseres Oster-Weges die Asche als Zeichen der Vergänglichkeit. Droht nicht allem Leben der Tod? Doch mit der Asche beginnt etwas Neues. Aus ihr ist fruchtbares Land geworden, aus Vernichtung und Tod wächst neues Leben hervor. Und auch die aktiven Unterseevulkane zwischen Neapel und Sizilien bescheren dem Meer einen ungewöhnlichen Reichtum an Leben.

Dieses Geheimnis haben viele Völker in ein mythologisches Bild gegossen, in ein Fabelwesen, den Phönix. Alt geworden verbrennt er. Und steht aus der Asche zu neuem Leben auf. Es ist die alte Frage, die österliche Frage: Wie kann aus Tod neues Leben entstehen? Wie können sich in einer oft dunklen Welt, in der Menschen beinahe ohnmächtig Gewalt, Krieg und Zerstörung ausgeliefert sind, das Gute, Liebe und Frieden, Versöhnung und Heil durchsetzen?

Für diesen Traum, für diese Sehnsucht steht der feurige Vogel Phönix, und doch bleibt diese Verwandlung ein Wunder, ein Geheimnis.

Das große Ostergeheimnis von Tod und Leben



Und so sind wir schon mitten im großen Ostergeheimnis von Tod und Leben angekommen. Hingabe! Sie ist auch das österliche Geheimnis Gottes, das Geheimnis Jesu: die Hingabe! Gott bleibt nicht bei sich, in Jesus wird er Mensch . In rauer Umgebung predigt und lebt er Barmherzigkeit und Versöhnung, Frieden und einen einfachen Lebensstil, macht gesund und schenkt Heilung - leidenschaftlich und hingebungsvoll. Und am Karfreitag stehen sie sich schließlich direkt gegenüber: Die Asche der Vernichtung auf der einen Seite – die Hingabe und die Leidenschaft auf der anderen. Es ist die Hingabe an die Sache Gottes für das Heil der Menschen. Es die totale Hingabe Jesu, der sein Leben hingibt, durch die der Tod schließlich zum Anfang eines neuen Lebens wird. In der Hingabe wächst Leben gegen alle Vernichtung!

So gehe ich dieses Jahr auf Ostern zu. Mit den Gedanken an die Asche, in einer Welt, in der wir Gewalt, Vernichtung und Tod ausgesetzt sind. Und mit Gedanken an das, was in dieser Welt tatsächlich Leben schenkt: Leidenschaft und Hingabe.

SZ