Schrobenhausen
Hans Scholz gestorben: Ein Macher, der sich sein Leben lang engagiert hat

13.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:40 Uhr

Hans Scholz, ein großer Schrobenhausener Bürger, ist jetzt nach langer Krankheit gestorben. Foto: Archiv

Die goldene Bürgermedaille hatte er längst - eigentlich ist diese Würdigung viel zu wenig für einen wie ihn: Hans Scholz, der mit ganz viel Kraft, ganz viel Herz und mit unbändiger Energie dafür geackert und gekämpft hat, dass die Stadt, die ihm zur Heimat wurde, noch ein bisschen schöner, noch ein bisschen lebenswerter werden konnte. Einer der ganz großen Bürger dieser Stadt ist nach langer Krankheit gestorben.



Weil eine Urnenbeisetzung geplant ist, wird es eine offizielle Todesanzeige erst zu einem späteren Zeitpunkt geben. Hans Scholz war einer der Macher der ersten Stunde beim Verkehrsverein, einer der Väter der Städtepartnerschaften, ein Aussöhner in der Vertriebenenthematik, Gestalter und Vermittler über 30 Jahre hinweg im Stadtrat und im Kreistag. Ein glänzender Redner, dem nie, aber auch wirklich nie ein falsches Wort an der falschen Stelle entfuhr.

Wenn Hans Scholz redete, dann verschaffte er sich Gehör und Aufmerksamkeit – und er kam immer schnell und klar auf den Punkt. Fähigkeiten, die ihn zu einem ausgebufften Politprofi werden ließ, der auf Stadt- und auch auf Kreisebene gefragter Verhandler war. Dieser Mann war eine Bereicherung für jedes Gremium. Was auch daran lag, dass er auch noch zur 500. und zur 1000. noch so unwichtigen Sitzung vorbildlich vorbereitet erschien. Er kannte die Sitzungsunterlagen, die Thematik – und im Zweifel hatte er sich vorab persönlich ein Bild von der Lage gemacht. Deshalb hatte er immer eine Idee, einen Plan, einen Gedanken, wohin die Reise zum Wohle der Stadt gehen sollte. Allen Ämtern, die er innehatte – bis hin zum stellvertretenden Bürgermeister – trat Hans Scholz mit Respekt entgegen. Und mit dem Wissen, dass politische Ämter auf Zeit sind.

Keiner, der an Pöstchen klebte



Mit 64 ging er einfach. Andere glauben da, immer noch an ihren Pöstchen kleben zu müssen. Hans Scholz nicht. 30 Jahre sind genug, sagte er, drehte sich um und zog die Tür hinter sich zu. Weil er immer so war: Geradeaus in der Sprache, gradlinig im Tun. Meinungsstark, deshalb auch nicht immer bequem, aber immer sach- und lösungsorientiert.

Geboren wurde Hans Scholz im Ort Wiedergrün im Osten des heutigen Tschechiens. Bei der Vertreibung war er gerade zwei Jahre alt war. „Die Menschen wurden in Waggons, die etwa 600 bis 1000 Menschen gefasst haben, nach Deutschland transportiert und so kamen auch wir hier in Schrobenhausen an“, erzählte er einmal über das, was seiner Familie, anderen Familien, damals zugemutet wurde.

Die ersten Wochen verbrachte die junge Familie Scholz in der Edelweißhütte in Königslachen. Er war noch klein, und doch wurde aus diesem Wissen um die Heimatvertreibung - und dieser Begriff: Heimat - ein Lebensthema. Im Alter war Hans Scholz Co-Autor des Buchs „Zeit des Aufbruchs in der Neuen Heimat“.

Partnerschaft mit Jesenik



Er brachte sich beim Aufbau der Neuburg-Schrobenhausener Landkreispartnerschaft mit Jesenik, ehemals Freiwaldau, ein, und er hatte engen Bezug zur sudetendeutschen Landsmannschaft. All dies mag dazu beigetragen haben, dass er mit dem schwierigen Begriff Völkerverständigung irgendwann seinen Frieden machen konnte. Sein Denken endete nicht bei der eigenen Geschichte, er beschränkte sich bei seiner Arbeit nicht auf Tschechien allein. Denn früh schon verstand er, wie wichtig es ist, über den Tellerrand zu schauen und Grenzen zu überwinden.

Hans Scholz gehörte deshalb zum harten Kern jenes kleinen Kreises, der die Schrobenhausener Partnerschaften mit Thiers, Bridgnorth und Perg vorantrieb. Er war aktives Mitglied der legendären sogenannten Viererbande, zusammen mit Helmut Eikam, Helmut Mevissen und Hans Stichlmair. Was hier erarbeitet wurde, in gemeinsamer Anstrengung entstand, nahm der Berufsschullehrer, der ab 1973 nach Neuburg pendelte, auch mit zu seinen Schülerinnen und Schülern. Es war sein stetes Bestreben, sie für Offenheit, Toleranz und Akzeptieren zu begeistern, auch indem er Türen in die Partnerstädte öffnete.

Umgekehrt war es womöglich dieser tägliche Umgang mit Jugendlichen, der dafür sorgte, dass Hans Scholz auch noch wach, modern und am Puls der Zeit war, als er sich 2008 aus dem politischen Geschäft zurückzog.

Im Verkehrsverein blieb er noch etliche Jahre aktiv. Unter seiner Führung hatte sich dort das Musikprogramm beim Schrannenfest zu einem Selbstläufer entwickelt. Noch bis kurz vor seinem 70. Geburtstag betreute er das Sonntagsforum. Für viele im Verein, auch für die langjährige Vorsitzende Manuela Kreitmair, war Hans Scholz ein Mentor.

Gemeinschaftssinn als Motiv



Einmal erzählte er, wie er damals zum Verkehrsverein kam. Die Stadt habe sich nach der Gebietsreform angesichts des Verlustes des Kreissitzes in einer Schockstarre befunden. Die Gründer des Verkehrsvereins hatten sich zur Aufgabe gemacht, der Stadt neues Leben einhauchen, ihr neues Selbstbewusstsein zu geben. Als das Schrannenfest und etliche andere Veranstaltungen etabliert waren, sei die Öffnung gen Europa folgerichtig gewesen.

Der Verkehrsverein – auch und gerade wegen seines Zutuns, war maßgeblich am Entstehe der Städtepartnerschaften beteiligt. Allein in seinen aktiven Jahren war Hans Scholz sicherlich 35 Mal in Thiers, 20 Mal in Bridgnorth und noch öfter in Perg. Und bei jeder sich ihm bietenden Gelegenheit beschwor er den Gemeinschaftsgeist. Alleine, sagte er wieder und wieder, sei es viel schwerer, etwas voranzubringen als gemeinsam.

Gemeinsam war nun auch seine Familie für ihn da, als es ihm in seinen letzten Jahren zunehmend schlechter ging. Hans Scholz hinterlässt seine Frau Johanna uns seine beiden Söhne. Nicht nur sie, sondern viele andere, die ihm begegnet sind, werden einen besonderen Menschen in Erinnerung behalten, einen Macher, einen engagierten Bürger, der verstanden hat, welche Kraft Gemeinschaft haben kann, wenn es Menschen gibt, die gewillt sind, sich für das Gesamtgefüge einzubringen. So wie er.