Schrobenhausen
Fulminanter Neustart der Pavillon-Konzerte

Das Blockflötenconsort B-Five sorgte für beste Unterhaltung

24.01.2023 | Stand 17.09.2023, 4:50 Uhr

Das Blockflötenconsort B-Five sorgte am Samstagabend für einen fulminanten Neustart der Pavillon-Konzerte: (v.l.) Thomas List, Silja-Maaria Schütt, Katelijne Lanneau, Mina Voet, Markus Bartholomé. Foto: Budke

Schrobenhausen – Besser hätte der Start in die neue Saison der Schrobenhausener Pavillonkonzerte wohl kaum gelingen können: Ein ausverkauftes Haus, ein strahlender Kurator, ein zufriedener Bürgermeister und vor allem ein beeindruckendes Blockflötenconsort, dem es gelang, dass Publikum zwei Stunden lang in eine wundervolle Welt der Klänge zu entführen. Die Dankbarkeit für den wundervollen Abend drückten die Zuhörer am Ende mit minutenlangem, kräftigem Applaus aus.

Organisatorisch ist einiges neu bei dem Re-Start der Pavillonkonzerte nach der Corona-Zwangspause: Kurator ist Fredi Halbleib, der seit Jahrzehnten Lehrer an der Musikschule ist. Veranstalter ist nicht mehr jene, sondern die Stadt Schrobenhausen. Außerdem beginnt die Veranstaltungsreihe im Januar und nicht wie zuletzt mit dem Schuljahr. Aber tatsächlich spielen all die Änderungen letztlich gar keine Rolle, denn die Beliebtheit dieser besonderen Konzerte im Nebengebäude der Musikschule an der Regensburger Straße ist offensichtlich ungebrochen: Schon jetzt sind alle vier geplanten Termine ausverkauft, berichtete Bürgermeister Harald Reisner (FW) bei seiner Begrüßung des Publikums am Samstagabend – vor vollen Reihen natürlich.

Für das große Engagement dankte Reisner dem freudig strahlenden Halbleib, der zuvor seine eigene Ansprache auf wenige Sätze reduziert hatte auf ebenfalls einen Dank an Sponsoren und Team der Volkshochschule. Dann prognostizierte Reisner: „Wir werden heute ein sehr schönes Konzert erleben.“

B-Five gibt es seit 20 Jahren

Dass diese Erwartung eher tiefgestapelt war, dafür sorgte das Blockflötenconsort B-Five. Das Schrobenhausener Lehrerpaar Mina Voet und Markus Bartholomé ist Mitbegründer dieses Ensembles, welches heuer sein 20-jähriges Bestehen feiert. Die fünf Studienfreunde haben sich der Musik der Renaissance verschrieben, beschränken sich aber nicht darauf, sondern haben auch moderne Stücke im Repertoire.

Die fünf Flötisten begannen ihr Konzert mit zwei Stücken der Bassano-Brüder Jerome und Auguste und entführten das Publikum innerhalb von Minuten in das 16. Jahrhundert. Man sah sie praktisch vor sich, die Männer in aufwendig verzierten Röcken und die Damen in hochgeschlossenen, prachtvoll geschmückte Kleidern aus Damast, Atlas und Samt, die an gemeinsamen Gesellschaftsabenden einem Blockflötenensemble lauschen. Markus Bartholomé hilft den Zuhörern, in diese Stimmung zu kommen, denn er erzählt über die Geschichte der fünf Bossano-Brüder, die einst von Venetien nach London umzogen – daher der Titel des Abends - und dort an den Königshof kamen : „Wir spielen einen Teil des Repertoires auch, wie es vielleicht damals gespielt worden ist“, erklärt Bartholomé.

Was dann folgt, sind Melodien, die wechseln zwischen fröhlich leichtem Zwitschern und getragenen, melancholischen Zeilen. Manchmal klingt die Musik wie ein strahlender Sommertag und dann wie der Regen im Herbst. Wer sich erinnert an eigene Versuche, Blockflöte zu spielen und B-Five noch nie zuvor genießen konnte, der ist unweigerlich beeindruckt von dem Zusammenwirken der Musiker und ihrer Instrumente. Das ist zutiefst berührend. Bei den kommenden Vorträgen wechseln die Ensemblemitglieder immer wieder die Blockflöten, keiner hat eine eigene, jedes der mehr als 20 Instrumente kann von jedem gespielt werden.

Schmerz, gemischt mit Süße und Vogelgezwitscher

So verströmt der milde Klang der Tenor- und Altblockflöten einen gewissen Schmerz, aber auch Süße und strahlende Freude, die hohen Blockflöten sorgen für den Eindruck von Tanz und Vogelgezwitscher und die mehr als zwei Meter hohe Kontrabassblockflöte für Melancholie und tiefe Wärme. Im Zusammenspiel wirken die Flöten oft wie eine Orgel, so perfekt gelingt den Musikern die Abstimmung miteinander. Das gilt nicht nur für die Alte Musik von Vater und Sohn Ferrabosco oder John Dowland, sondern auch für die selbst arrangierten englischen Traditionals oder das moderne Stück des zeitgenössischen Komponisten Fabrizio di Rossi Re. Das ist faszinierend, welche Töne aus den Blockflöten gezaubert werden können, wenn die Musiker ihre Instrumente bei dem Rossi-Stück quer halten und durch das Blasen in die Löcher einen Sturm erzeugen oder die Töne mit einem beeindruckenden Vibrato spielen.

Zwischen den einzelnen Musikblöcken erzählen die Musiker abwechselnd etwas über die Stücke, die Komponisten, die Zeit oder ihre Instrumente. Mehr als 20 Flöten – der Verfasserin zählt ohne Anspruch auf Korrektheit 21 – hat das Ensemble zur Verfügung, Das Besondere: Sie wurden eigens für das B-Five-Consort nach historischen Vorlagen von einem Amsterdamer Spezialisten gebaut. Das ist ein wahrer Schatz, auf den das belgisch-schweizerisch-deutsche Ensemble zugreifen kann und das ist ein Glück für die Zuhörer bei den Pavillon-Konzerten. Zu Beginn meinte Markus Bartholomé: „Wir haben ganz schöne Stücke mitgebracht – wir hoffen, das finden Sie auch am Ende des Abends.“ Genauso ist es. Die Zuschauer bestätigen dies nach knapp zwei Stunden wundervollster, erhebender, fantastischer und in eine andere Welt entführende Musik mit minutenlangem Applaus und strahlenden Gesichtern.

SZ