Rennertshofen
Fulminante Rückkehr auf die Bühne

Rennertshofener Theaterfreunde begeistern ihr Premierenpublikum mit dem Stück „Agent Alois“

10.05.2022 | Stand 10.05.2022, 8:34 Uhr

Gute gelaunte Truppe: Die junge Tanzgruppe stimmte gleich zu Beginn das Publikum auf den Zeitraum der Handlung, die olympischen Spiele 1972, ein. Fotos: Schmitt

Von Ralf Schmitt

Rennertshofen – Die Jungschauspieler der Rennertshofener Theaterfreunde hatten vor drei Jahren zuletzt die Gelegenheit, ihr Können auf der Bühne zu zeigen. Seitdem hat die engagierte Truppe nichts verlernt, eher das Gegenteil ist der Fall. Bei der Premiere für das neue Stück „Agent Alois“ präsentierte sich das gesamte Ensemble in hervorragender Spiellaune und begeisterte das Publikum.

Dass nicht nur die Schauspieler unter der Zwangspause gelitten haben, sondern auch die Zuschauer, spürte man in der voll besetzten Schulturnhalle bei jedem gelieferten Lach- und Beifallsgrund. Das mehr als gut aufgelegte Publikum peitschte so auch die Darsteller zu Höchstleistungen auf der Bühne.

Herausragende Darsteller – mimisch und sprachlich

Das gezeigte Stück „Agent Alois“ spielt während der olympischen Spiele 1972 in München. Die DDR-Schwimmerin Bille Bergmann, hier eine angenehm natürliche und frische Anna Fürst, ist mit ihrer Betreuerin auf einem Bauernhof bei Kiefersfelden untergebracht. Bille ist verliebt in Felix, den Neffen des Bauern, überzeugend gespielt von Luca Weigl, einem der sechs Debütanten. Christina Bauch – sie ist die Betreuerin – mimt authentisch ihre Rolle als Mitarbeiterin der Stasi. Sie hatte dabei die wohl schwerste Hürde zu nehmen. Ihren Text musste sie in sächsischem Dialekt vortragen. Das gelang ihr so gekonnt, dass nach jedem von ihr gesprochenen Wort oder Satz ein Lacher sicher war. Auf die Frage, warum sie diesen Dialekt fast fehlerfrei beherrscht, antwortete die gebürtige Hüttingerin augenzwinkernd: „Ei verbibbsch, däs wääs isch ooch ni.“ Bauch war von der ersten Leseprobe an begeistert von ihrer „coolen“ Rolle, hatte aber nach ihren Worten „auch einigen Respekt davor“. Dass sie für sich selbst in den noch folgenden Aufführungen ein „leichtes Steigerungspotenzial“ sieht, spricht für ihren gesunden Ehrgeiz und das Herzblut, dass sie offensichtlich in ihre Aufgabe steckt.

Großes Lob hat sie für ihre jüngeren Mitspieler. „In zwei bis drei Jahren spielen die uns an die Wand“, meint sie anerkennend. Neben ihr verkörpert mit Dominik Winkler ein weiterer Routinier den Kleinbauern Alois Lechner. Er hat keinerlei Schwierigkeiten damit, sich im Laufe der drei Akte vom biederen, schlecht gekleideten und übel riechenden Landei zu einem von der Frauenwelt umschwärmten Superagenten im Stile eines James Bond zu verwandeln. In herausragender Gestik und Mimik kommt ihm Niklas Hofmann als leicht dümmliches Mitglied des olympischen Organisationskomitees gleich. Viel Arbeit hatte die Maske, um aus Helena Weigl die gern schnapselnde Oma Frieda zu zaubern. Da in der gezeigten Fassung – es wurden einige Rollen dazu geschrieben – mehr als doppelt so viele Akteure wie im Original auf der Bühne standen, können hier nicht alle genannt werden. Eines steht aber fest: Mit einer so glänzend aufgelegten und jungen Mannschaft dürfte ein qualitativ hochwertiges Volkstheater in Rennertshofen auf Jahrzehnte hinaus gesichert sein.

Dass wirklich alle Darsteller in ihren Rollen überzeugtem, hatte einen weiteren Grund. Der wurde schon beim ersten Blick auf das pompöse und genial arrangierte Bühnenbild deutlich sichtbar. Neben drei verschiedenen Spielflächen wurde auch auf genauso vielen Ebenen agiert. Verschiedenen Szenen wurden parallel dargestellt. Die jeweilig aktuelle Handlung war beleuchtet. Die in Dunkelheit wurden derweil „eingefroren“. Beleuchter Mario Franke und sein Team hatten somit alle Hände voll zu tun.

Bühnenbildner leisten großen Beitrag

Der größte Teil der Bühne, die Wohnstube, versprühte den herben Charme einer Junggesellenwohnung Anfang der 1970er-Jahre. Den alten Röhrenfernseher konnten die Theaterfreunde im Internet erwerben. Zu einer Telefonzelle aus dieser Zeit kamen sie eher durch Zufall. „Für die den 70ern entsprechende Garderobe, wurden die Kleiderschränke der Großeltern geplündert“, erzählt die Vereinsvorsitzende Claudia Riedelsheimer lachend. Von ihr geht auch ein großer Dank an die vielen helfenden Hände in der aufwendigen Vorbereitung und an die im Hintergrund arbeitenden Helfer. Dass nach gut zwei Stunden Spielzeit und Unterhaltung vom Feinsten alles zu einem glücklichen Ende führt, ist selbstverständlich. In diesem Fall sogar für mehr als nur ein Pärchen.

Am kommenden Wochenende gibt es am Freitag und Samstag noch zwei Vorstellungen, jeweils um 19 Uhr. Einlass ist eine Stunde bevor es heißt „Bühne frei“. Das Ticket kostet acht Euro, für Jugendliche bis 16 Jahren fünf Euro. Für Essen und Getränke ist gesorgt.

DK