Schrobenhausen
Feuerwehr: Wie lange geht’ noch ehrenamtlich?

Kommandant Ralf Schlingmann berichtet von immer mehr und komplexeren Aufgaben

26.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:27 Uhr

Für 40 Jahre aktiven Dienst erhielt Kommandant Ralf Schlingmann (l.) das Feuerwehr-Ehrenzeichen des Freistaats Bayern. Landrat Peter von der Grün (Mitte) und Kreisbrandrat Stefan Kreitmeier überreichten es ihm. Foto: Drexler

Stürme, Hochwasser und mehrere Brände haben die Freiwillige Feuerwehr Schrobenhausen im vergangenen Jahr stark gefordert. Die 210 Einsätze der ehrenamtlich Aktiven reichten von Türöffnungen über technische Hilfeleistungen bis hin zu Großeinsätzen.

Insgesamt 17 Mal war die Feuerwehr zu First-Responder-Einsätzen gerufen worden, berichtete Kommandant Ralf Schlingmann bei der Jahreshauptversammlung am Samstag. Auch die Anzahl der Drehleiterrettungen steige kontinuierlich, so der Kommandant. Als Grund nannte er die Wohnraumverdichtung, wegen der Treppenhäuser in Wohngebäuden immer enger und der Wohnraum in Obergeschossen mehr werde: „Im Notfall ist es für den Rettungsdienst oft nicht möglich, die erkrankte oder verletze Person über das Treppenhaus zu transportieren.“ Die Feuerwehr muss mit der Drehleiter helfen – ein Einsatzszenario, das es früher einmal pro Jahr gab. „Aktuell haben wir jährlich 10 bis 15 Einsätze mit diesem Schlagwort.“ Schlingmann nutzte das für einen Wink mit dem Zaunpfahl in Richtung Bürgermeister Harald Reisner (FW): „Unsere Drehleiter wird 2028 20 Jahre alt und wir sollten heute schon eine Ersatzbeschaffung planen.“

Eine Steigerung verzeichnete die Feuerwehr auch bei der Anzahl der Türöffnungen (22). Zusammen mit First Responder, Unterstützung Rettungsdienst und Drehleiterrettung seien das rund 20 Prozent der Gesamteinsätze, hatte Schlingmann ausgerechnet. Schlimm fand er, dass bei Türöffnungen meist verstorbene Personen gefunden wurden, die seit Tagen nicht mehr gesehen worden waren. Der Kommandant fragte sich: „Schauen wir noch auf unsere Nachbarn, unsere Eltern und Großeltern?“

Großbrand im Hochsommerging vielen an die Substanz

Zusammen mit 15 weiteren Feuerwehren und mehreren Rettungsdiensten war die Feuerwehr Schrobenhausen im Juli zu einem Großbrand nach Klingsmoos gerufen worden. Schlingmann zollte den Ehrenamtlichen dafür besonderen Respekt, denn der mehrstündige Einsatz bei hochsommerlichen 40 Grad hatte sie besonders gefordert: „Das Thema Dehydrierung hat so manchen in die Schranken verwiesen und außer zu Übelkeit und Kopfschmerzen auch zu ärztlichen Behandlungen geführt.“ Geärgert hatte der Kommandant sich über das Verhalten von Autofahrern, wenn Straßen bei Einsätzen gesperrt werden müssen: „Die von manchen verständnisvollen, ruhigen Verkehrsteilnehmern genannten Kosenamen sollten wir mal aufnehmen und der Allgemeinheit zur Verfügung stellen...“

Rein statistisch gesehen leisteten bei den 210 Einsätzen 1961 Feuerwehrleute insgesamt knapp 2700 Einsatzstunden. Zusammen mit den Übungsstunden kamen die Mitglieder der Feuerwehr im vergangenen Jahr auf gut 4740 Stunden. Im Durchschnitt pendle sich die Zahl der Einsätze in den vergangenen zehn Jahren bei rund 250 ein, hatte Schlingmann überschlagen. Er fragte sich, ob diese Leistung auch künftig ehrenamtlich geleistet werden kann: „Feuerwehr ist eine Pflichtaufgabe der Kommune und sollte auch speziell gefördert werden.“

Bürgermeister kündigt Geldfür neue Drehleiter an

Ein solches Engagement in der Freizeit sei nicht selbstverständlich, würdigte Bürgermeister Harald Reisner die Arbeit der Aktiven. Rund 2 Millionen Euro, davon etwa 1,2 Millionen Euro für die Drehleiter, will die Stadt einplanen. Applaus gab es von den Aktiven, als Reisner ankündigte, über die Farbe der Lackierung des Gerätewagens Gefahrgut, den die Feuerwehr in einigen Monaten vom Landkreis übernehmen wird, mit dem Landrat zu reden. Der Landkreis versuche mit seinen finanziellen Mitteln, die Feuerwehren zu unterstützen, versicherte Kreisbrandrat Stefan Kreitmeier. Er hatte im vergangenen Jahr mit der Feuerwehr eine Übung mit einem sogenannten Waldbrandmodul geleitet. Von den fünf Modulen im Kreis ist eines in Schrobenhausen stationiert.

Auch Landrat Peter von der Grün (FW) war von der Leistung der Aktiven beeindruckt. Er zeichnete Kommandant Schlingmann (40 Jahre aktiver Dienst) und Alexander Knopf (25 Jahre) mit dem Feuerwehr-Ehrenzeichen des Freistaates aus.

SZ