Brunnen
Fernwärmeprojekt wird konkreter

Gemeinderat diskutiert über klimafreundliches Heizen im großen Stil

12.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:40 Uhr

Eigentlich ist das kein See, sondern ein Acker. Künftig könnte hier bei Niederarnbach Strom geerntet werden. Denn die Firma GP Joule möchte auf diesem und benachbarten Grundstücken einen Solarpark bauen und Strom für ein Fernwärmenetz erzeugen. Foto: Hofmann

Brunnen – Die Pläne für ein Fernwärmenetz, das im wesentlichen mit Solarstrom betrieben wird (wir berichteten), werden konkreter. Und umfangreicher: Im Brunnener Gemeinderat war am Mittwochabend erstmals davon die Rede, nicht nur den Hauptort ans Netz anzuschließen, sondern im Idealfall die gesamte Gemeinde.

Wobei es hier, wie Kevin Schwark von der Firma GP Joule klarstellte, nun auf die Bürger ankomme. Denn nur, wenn ausreichend Kunden gefunden werden, die ihre Heizung ans umweltfreundliche Fernwärmenetz anschließen wollen, rentiere sich die Sache. Bürgermeister Thomas Wagner (CSU) gab sich da optimistisch: „Das Ganze ist ja sehr gut angekommen“; in der Bevölkerung werde rege über das Projekt diskutiert, seitdem es Mitte Dezember erstmals in unserer Zeitung vorgestellt worden ist.

Fernwärmenetz gespeist aus der Kraft der Sonne

Was die Firma GP Joule, nach eigenen Angaben einer der größten Projektierer Deutschlands, im Bereich der Nutzung regenerativer Energien, in Brunnen vorhat, ist kurz zusammengefasst das: Die Ortschaft bekommt ein Fernwärmenetz, das über eine Wärmepumpe versorgt wird. Der Strom dafür kommt aus einem Solarpark. Der soll laut GP Joule übers Jahr gerechnet 92 Prozent der benötigten Energie liefern, für den Rest sorgt im tiefsten Winter eine Hackschnitzelanlage. Zum Ausgleich kurzzeitiger Schwankungen wird ein Wärmespeicher angekoppelt. Und für den Fall der Fälle – zum Beispiel bei einem Blackout – steht ein mit Gas betriebener Spitzenlastkessel bereit.

Die Relevanz einer solchen Fernwärmeanlage sei derzeit sehr groß, meinte Kevin Schwark, „darum sollten wir auch keine Zeit verlieren“. Bereits in wenigen Monaten wolle GP Joule das Konzept fertig haben, um dann konkret auf die potenziellen Kunden zugehen zu können. Dafür müsste sie Gemeinde erst einmal einen Bebauungsplan für den neuen Solarpark aufstellen und darüber entscheiden, ob sie sich an der Wärmegesellschaft beteiligen möchte. Diese Gesellschaft werde in Brunnen neu gegründet, entweder nur von GP Joule oder mit Beteiligung der Gemeinde, erklärte Schwark. Auch eine Bürgerbeteiligung an der Finanzierung wäre möglich: „Dafür brauchen wir“, so Schwark, „eine Bürgerenergiegenossenschaft, die sich als Gesellschafter an der Wärmegesellschaft beteiligt.“

Kostenpunkt: zehn Millionen Euro

Erstmals nannte der Ingenieur auch konkrete Zahlen – wenn die auch erst einmal noch ganz grob geschätzt seien: Rund 10 Millionen Euro müssten investiert werden. Bei einer Eigenkapitalquote von insgesamt 15 Prozent müsste die Gemeinde, wenn sie finanziell einsteigen wolle, also rund 750000 Euro investieren. Die Wärmeübergabestation, die für die Endkunden den alten Gas- oder Ölbrenner im Haus ersetzt, werde zwischen 10000 und 18000 Euro kosten. Die laufenden Kosten lägen zwischen 8,7 und 11,2 Cent pro Kilowattstunde.

Die Brunnener Gemeinderäte müssten nun erst einmal beschließen, dass sie den weiteren Solarpark, ohne den es das Fernwärmenetz nicht geben kann, haben wollen. Das taten sie am Mittwoch noch nicht. Erst einmal wollen sie sich ein vergleichbares Fernwärmenetz ansehen und sich von einem Spezialisten zu Aspekten wie Bürgerbeteiligung, Finanzierungsmöglichkeiten, aber auch Flächenverbrauch beraten lassen.

SZ