Schrobenhausen
Trotz Corona: „Es braucht keiner ein tristes Leben führen“

Trotz hoher Corona-Inzidenzen ins Menschenbad? Chefarzt Markus Schmola gibt grünes Licht für Gesunde

09.08.2022 | Stand 22.09.2023, 7:03 Uhr

Partystimmung mit Ois Easy im Schrobenhausener Volksfestzelt: Das Leben und die Freude daran ist eindeutig zurückgekehrt. Foto: Lanzl Gastronomie GmbH

Von Isabel Ammer

Schrobenhausen – Tanzen auf den Bierbänken, schwitzende Körper und kühle Massen, alles dicht an dicht, es wird gesungen und geschunkelt, umarmt und gefeiert. Scheinbar bedenkenlos – und doch haben sie viele im Hinterkopf: die Pandemie. Was ist jetzt eigentlich mit Corona? Ist das sinnvoll, hier auf dem Volksfest zu sein bei den aktuellen Zahlen? An den Tischen zwischen Bier und halben Händln sind eben diese so alltäglich gewordenen Fragen Thema, ohne dass sich jemand davon groß Spaß oder Appetit verderben lassen würde.

Als gesunder Mensch guten Gewissens aufs Volksfest

Das ist auch nicht notwendig, wie der Chefarzt und Pandemiebeauftragte Markus Schmola am Schrobenhausener Kreiskrankenhaus sagt. „Draußen unter freier Luft ist die Ansteckungsgefahr aus meiner Sicht eher gering.“ Im Zelt selbst bei langem Kontakt sei hingegen durchaus ein Infektionsrisiko da. Schmola erwartet dementsprechend, dass die Corona-Zahlen in den kommenden ein bis zwei Tagen etwas ansteigen werden. Dennoch betont der Mediziner: „Ich würde sagen, dass man guten Gewissens aufs Volksfest und Oktoberfest gehen kann, wenn man die allgemeinen Regeln ein bisschen einhält.“

Seine Empfehlung: Vorher testen, damit man weiß: Bin ich infektiös? Damit könne man das Risiko eindämmen. 100-prozentige Sicherheit gebe es natürlich nie. „Die braucht man aber auch nicht“, sagt der Chefarzt. Denn eines steht für ihn außer Frage: „Es wird eine gewisse Form von Durchseuchung stattfinden.“ Aber ein junger Mensch mit gutem Immunsystem brauche sich da eigentlich nichts denken, so Schmola. Im Zweifelsfall werde er eben krank und liege ein paar Tage im Bett, sieht es der Chefarzt pragmatisch. „Es braucht sich aus meiner Sicht keiner zu Hause einsperren und ein tristes Leben führen, das Risiko ist überschaubar.“

Außer, jemand sei vorbelastet oder empfindlich, dann würde er den Besuch im Festzelt an dessen Stelle lieber nicht riskieren. Denn „die Leute werden jetzt auch wieder krank. Wir haben wieder Krankenhauseinweisungen mit der BA.5-Variante. Mit einer normalen Grippe ist das nicht mehr vergleichbar, das ist ein Schippen mehr“, so Schmola. Die Gefahr seien nicht schwere Lungen- oder Herzsymptomatiken, sondern die Kombination aus Alter, einer bereits angeschlagenen Gesundheit, der Hitze und der extrem breit gefächerten und schwereren Symptomatik von BA.5 im Vergleich mit früheren Omikron-Varianten. Auf der Intensivstation landen würden dennoch nur Einzelfälle, meist handle es sich um bereits zuvor sehr kranke oder aber ungeimpfte Personen.

Realistische Inzidenz im Landkreis bei 3000 bis 4000

Die Inzidenz im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen – irgendwo schwankend zwischen 400 und 800 – ist laut Schmola nicht mehr verwertbar. „Eigentlich können Sie sie mal vier oder fünf nehmen, dann haben Sie eine realistische Inzidenz. Die ist irgendwo zwischen 3000 und 4000.“ Reguläre Tests gibt es kaum noch außer im medizinischen und pflegerischen Bereich. Und wer heute ins Testzentrum gehe, sei bereits krank. Das belegen die Zahlen: Bei über 80 Prozent liegt die Quote der positiven PCR-Tests in Schrobenhausen. Dazu kommen aber viele Menschen mit positivem Selbsttest, die zu Hause bleiben, ohne noch offiziell testen zu gehen. Rechtlich absolut korrekt, allerdings tauchen sie eben in der Statistik nicht auf. Weswegen diese höchstens noch ein Anhaltspunkt sei.

Die vierte Impfung würde der Chefarzt am Kreiskrankenhaus übrigens streng nach Stiko nur für Menschen über 70 Jahren und Schwerkranke empfehlen. Allen anderen würde er raten, abzuwarten, bis ein variantenadaptierter Impfstoff auf dem Markt ist. Vorausgesetzt, das betont Schmola, es sei eine adäquate Grundimmunisierung da, um gegen einen schweren Verlauf möglichst gut gewappnet zu sein – sprich „mindestens zwei Impfungen und eine Infektion oder drei Impfungen“.

SZ