Schrobenhausen
Düsenjäger über Schrobenhausen

Das ZKLenbach zeigt Werke von Norbert Richter-Scrobinhusen und weiteren Künstlern

09.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:54 Uhr

Düsenjäger über Schrobenhausen: Das Werk gibt der Ausstellung im ZKLenbach den Namen. Fotos: Budke

Von Heidrun Budke

Schrobenhausen – Das ZKLenbach lädt zu einer neuen Ausstellung ein. In den virtuellen Hallen präsentiert Kurator Harald Brosi unter dem Titel „50 Jahre Düsenjäger über Schrobenhausen“ zahlreiche Werke von Norbert Richter-Scrobinhusen. Ergänzt werden diese durch Arbeiten einiger Schrobenhausener Künstler unter der Frage, welchen Einfluss Richter auf die örtliche Kunstszene hatte. Von 10. September bis 29. Januar wird die Online-Ausstellung über www.zklenbach.de geöffnet sein.

Der Titel der Ausstellung bezieht sich auf eine Radierung von Norbert Richter-Scrobinhusen, die im Laufe mehrerer Jahre letztlich bis zur fertigen Druckplatte reifte: „Und da die Radierplatte laut Signatur 1972 fertiggestellt wurde, haben wir daraus ein Jubeljahr gemacht“, erklärt Harald Brosi im Vorwort zum umfangreichen Magazin zur Ausstellung. Dass heuer eine Sammlung von Richter-Scrobinhusen-Werken bei Brosi auf dem Tisch landete, war ein glücklicher Zufall, denn der Gründer des ZKLenbach hatte schon lang die Idee, eine Ausstellung mit dessen Werken zu machen: „Ich finde, dass er ein großartiger Künstler ist und einige dieser Kunstwerke haben mich schon lange fasziniert“, sagt Brosi.

Aus der Sammlung von Karl Amereller

Ein Großteil der in der virtuellen Ausstellung gezeigten Werke stammt aus der Sammlung von Karl Amereller. Der war Konrektor am Gymnasium, als Norbert Richter dort Lehrer war: „Wenn man ihn noch befragen könnte, würde er wahrscheinlich sagen, er ist der größte Fan von Norbert Richter-Scrobinhusen gewesen“, schätzt Brosi. Die Familie Richter sei oft zu Gast bei den Amerellers gewesen, Karl kannte sich bestens mit den Werken des Künstlers aus, gab sogar ein Buch darüber heraus, hat Brosi recherchiert. „Es ist wohl eine Art Freundschaft entstanden“, vermutet der Kurator, „und Amereller war so begeistert von dem Werk, dass er sich mit der Zeit eine Sammlung angelegt hat.“ So sind in der Ausstellung Stücke zu sehen, auf denen vermerkt ist: „für Karl – also extra für ihn abgezogen“, weiß Brosi.

Weil die Tochter von Karl Amereller, Barbara Ripley, ein neues Zuhause für die Sammlung suchte, kam diese zu Harald Brosi: „Die Stadt Schrobenhausen wolle nichts davon wissen, hieß es“, bedauert Brosi. So habe er nun versucht, aus der Sammlung eine Gesamtausstellung aufzubauen. Für den Kurator gibt es „drei Schlüsselwerke: Die Düsenjäger über Schrobenhausen, das Selbstbildnis mit totem Vogel und der Hase“. So sind diese natürlich in der Ausstellung zu sehen. Die Düsenjäger zum Beispiel mit einigen Vorstudien, der Hase in verschiedenen Farbvariationen. Warum diese Bilder in Erinnerung bleiben, erklärt Brosi so: „Ich glaube, es ist die Art der Darstellung, die so intensiv ist – wie etwa die Düsenjäger, die aus der Vertikalen herausstürzen.“

Bogen zu weiteren Kunstschaffenden

Der Untertitel zur Ausstellung lautet: „Norbert Richter-Scrobinhusen und sein Einfluss auf die Schrobenhausener Kunstszene.“ So spannt Harald Brosi einen Bogen von dem Gymnasiallehrer und Künstler, der im Alter von nur 45 Jahren 1975 starb, zu einigen Kunstschaffenden, die von Richter gelernt haben oder durch ihn inspiriert wurden. „Kein Künstler hat einen derartigen Impact auf die Schrobenhausener Kunstszene bewirkt – auch nicht der gute alte Lenbach“, stellt Brosi in dem Vorwort zum Magazin fest. So werden im virtuellen Museum neben den eindrücklichen Radierungen von Richter-Scrobinhusen Arbeiten von Nik und Yvonne Richter, Viktor Scheck, Max Biller, Sig Fabig, Martina Wörle und Wolfgang Eberlein zu sehen sein.

Und so ist dieses Mal das Ausstellungsmagazin sehr umfangreich: Es gibt viele Sachinformationen, aber auch Persönliches und Gefühlvolles. Brosi möchte das Werk Richters beleuchten und versuchen, die Nachwirkungen auf die Schrobenhausener Kunstszene zu ergründen. „Einige Künstlerinnen und Künstler aus Schrobenhausen bezeichnen Richter als Inspiration und Ansporn – Originalzitate aus Interviews oder Erzählungen werden zu lesen sein“, heißt es vielversprechend im Vorwort.

Eine Vernissage gibt es nicht, doch aktuell ist schon ein Videojingle verfügbar, der die Neugier auf die Ausstellung durchaus steigern kann. Diesen findet man, indem man im ZKLenbach auf das entsprechende Icon klickt. Die Musik für den Jingle hat Nik Richter geschrieben. So ist das Video nicht nur sehens-, sondern vor allem hörenswert, denn der „zersägte Walking Blues“ ist schon etwas ganz Besonderes (siehe Interview).

SZ