Strom, Straße, Supermarkt
Die Aresinger hatten bei der Bürgerversammlung eine ganze Menge Fragen – und Vorwürfe

01.04.2023 | Stand 17.09.2023, 0:10 Uhr

Fast volles Haus in Aresing: Bürgermeister Klaus Angermeier sprach bei der Bürgerversammlung vor rund 80 Besuchern. Foto: Hofmann

Jeder müsse in einer Gemeinde zu Wort kommen und seine Meinung frei äußern dürfen, sagte Bürgermeister Klaus Angermeier (CSU) am Donnerstagabend zu Beginn der Aresinger Bürgerversammlung, „nur dann fallen Entscheidungen durch die verantwortlichen Mandatsträger auf einer fundierten Grundlage“. Nun, Wortmeldungen und Meinungen durften sich Angermeier und seine Gemeinderäte von den rund 80 Besuchern dann zahlreich anhören.

Allerdings, das sagte Angermeier auch, müssten die notwendigen Fakten berücksichtigt werden, denn ohne deren Kenntnisse seien „allenfalls oberflächliche Einschätzungen möglich, die zu keinem guten Ergebnis führen können“. Eine weise Formulierung, wie sich im Verlauf des Abends zeigen sollte. Denn nicht alles, was in der durchaus emotional geführten Debatte mit den Bürgern angesprochen wurde, wird der Gemeinderat auch übernehmen wollen – oder übernehmen dürfen.

Bei der Energiepolitik geschlafen?

Ein heißes Thema waren die Erneuerbaren Energien. Berg im Gau, Brunnen, Hohenwart – „überall passiert was, nur in Aresing nicht“, meinte Stefan Kellerer, der Angermeier an sein Schlusswort bei der Bürgerversammlung im vergangenen Sommer erinnerte. Da habe der Gemeindechef gesagt, man müsse bei der Energiewende Gas geben. Und nun gebe es nicht mal auf dem frisch sanierten Rathaus eine Photovoltaikanlage. „Man sagt, was sich gut anhört, aber es sind keine Taten da“, schimpfte Kellerer und Sepp Brandstetter meinte, Aresing habe die Energiepolitik „total verschlafen“. Weitere Windräder im Gröbener Forst würden auch ohne die Gemeinde kommen, meinte Brandstetter und beantragte, der Gemeinderat möge jemanden einladen, der über dieses Thema referiert. Auch bei Freiflächen-Photovoltaikanlagen sah Brandstetter Nachholbedarf und appellierte an die Gemeinderäte: „Lasst euch da was einfallen, damit für die Bürger was bleibt!“

Ein ziemlich komplexes Thema

Ganz untätig sei die Gemeinde nicht gewesen, verteidigte sich Angermeier. Allerdings brauche es bei solchen Vorhaben lange Vorlaufzeiten. Zum Beispiel sei es schwierig, eine Stelle zu finden, an der der erzeugte Strom dann ins Netz eingespeist werden könne (weiterer Bericht folgt). Auch seien vor dem Bau von Windrädern 60 Grundstückseigentümer im Gröbener Forst unter einen Hut zu bringen. Und bereits in seinem Vortrag hatte Angermeier berichtet, dass die Gemeinde wegen des möglichen Baus von Windrädern in Gesprächen mit der Bürgerenergiegenossenschaft (BEG) Pfaffenhofen sei, die bereits das erfolgreiche Gerolsbacher Windparkprojekt von Anfang an begleitet hat. Ein wichtiges Ziel des Gemeinderats sei, dass ein möglichst großer Teil der Wertschöpfung – ähnlich wie in Gerolsbach – in der Gemeinde bleibe und den Bürgern zugutekomme. Und für Solarparks sei bereits ein Konzept erstellt worden, bei dem allerdings noch einige Fragen zu klären seien.

Manfred Specht, der im vergangenen Jahr bei der Bürgerversammlung einen Antrag eingereicht hatte, die Gemeinde möge den Ausbau regenerativer Energien forcieren, nahm Angermeier und seine Räte in Schutz: In Bayern sei die Energieinfrastruktur „unter aller Kanone“, dafür könne die Gemeinde nichts. Und wenn man Berg im Gau mit Süddeutschlands größtem Solarpark als leuchtendes Beispiel bringe: Die Anlage betreibe ein Privater, in Aresing aber sollen die Bürger einen direkten Vorteil von dem in ihrer Gemeinde erzeugten Strom haben.

Ein weiteres Projekt, von dem zuletzt nicht so viel zu hören war, wie offenbar manche Bürger gehofft hatten, das aber hinter den Kulissen weiterläuft, ist die Umgehungsstraße. Das im vergangenen Jahr vorgestellte Verkehrskonzept werde noch überarbeitet – es gebe also nichts Neues zu berichten, erklärte Angermeier auf den Vorwurf von Michael Oettl, das Thema sei vergessen worden. Oettl appellierte an die Gemeindevertreter, die überregional tätigen Politiker wie „den Staatssekretär“ auf die Sache anzusetzen, und an die Anlieger der Ortsdurchfahrt, mit ihren Pkw, Lkw und Bulldogs die Straße zuzuparken, um ein Zeichen zu setzen – das sei ja nicht verboten. Oettl schloss mit den interessanten Worten: „Wir müssen uns ja nicht so verhalten wie die Schrobenhausener – zeigt, dass ihr Aresinger seid!“

Auch hier sprang Manfred Specht dem Bürgermeister zur Seite: So wünschenswert eine Umgehungsstraße auch sei – es sei inzwischen völlig klar, dass die Gemeinde sie selbst bezahlen müsse. Und wie solle das gehen, angesichts der hohen Schulden, die kurz zuvor in anderen Wortmeldungen angeprangert worden waren?

Und noch ein kontrovers gehandeltes Thema: der Supermarkt. Martin Flamensbeck würde ihn lieber im Süden des Ortes, im Gewerbegebiet, sehen als am nördlichen Ortsausgang Richtung Schrobenhausen. Weil dann würden künftig auch die Bewohner der Siedlungen im Süden, die Weilenbacher und Autenzeller sowie die Beschäftigten im neuen Gewerbegebiet, die eine Brotzeit holen wollen, zusätzlich durch die Ortschaft fahren.

Das würden sie sowieso müssen, meinte Angermeier, wenn in wenigen Jahren der Bäcker im Ort schließe und das Ziel dann die Märkte in Schrobenhausen wären (zumindest für die, die nicht zum neuen Supermarkt nach Gerolsbach fahren). Im Gewerbegebiet sei auch gar keine Genehmigung für einen Supermarkt zu bekommen. Und schließlich lege der künftige Betreiber Wert auf den Standort im Norden von Aresing, weil sich der Markt nur mit Kundschaft aus Schrobenhausen, vor allem von der Platte, rechne. Kurz und knapp: Entweder komme der Supermarkt in den Norden – oder gar nicht. Ein Argument, das gegen den nördlichen Ortsrand spreche, hatte Flamensbeck dann noch: Beim Spargelhof, den die Gemeinde in dieser Gegend nicht haben wollte, habe es damals geheißen, der würde mit seinen Hallen da nicht gut aussehen...

Bewerbungen für den Gemeinderat 2026?

Im Hinblick darauf, dass 2026 ein neuer Gemeinderat gewählt wird, hatte Andreas Zeitlmair sen. dann noch einen Vorschlag: Wenn es offenbar schon so viele schlaue Leute in der Gemeinde gebe, sollten die sich doch nächstes Mal zur Wahl stellen – und nicht nur über den aktuellen Gemeinderat schimpfen, „den wir gewählt haben“.

SZ