Grimolzhausen
„Die Alten sind halt einfach viel schöner“

Große Resonanz bei der Premiere des Grimolzhausener Oldtimertreffens

17.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:18 Uhr

Eine Runde mit dem Oldtimer drehen: In Grimolzhausen war am Sonntag viel los.

Von Thomas Floerecke

Grimolzhausen – Johannes Baur hat das perfekte Wetter erwischt. So wie viele andere auch. Mit seinem restaurierten Unimog 406 aus dem Jahr 1973 ist er am Sonntag früh morgens von seinem Heimatort Sinning nach Grimolzhausen zum Oldtimertreffen gefahren. Ganz gemütlich, ganz entspannt, obwohl er mit der kraftvollen Maschine bei 3,6 Tonnen Leergewicht auch schneller hätte fahren können. Für sein wie aus dem Ei gepelltes Garagenschätzchen, das er sieben Jahre lang in seiner Freizeit von Grund auf restauriert hat, ist es die erste Oldtimerschau. Im gebrauchten Zustand hat der heute 25-Jährige den allradgetriebenen Klein-Lkw gekauft, „im katastrophalen Zustand, völlig verrostet, dabei viermal überlackiert“, wie er erzählt. Dann hat er den Unimog zunächst komplett zerlegt, generalüberholt, manches Originalteil hinzugekauft, nichts dem Zufall überlassen. Und am Tag zuvor sogar noch die Frontzapfwelle angebaut. Warum Johannes Baur das alles macht? Ganz klar, es ist sein Hobby, seine große Leidenschaft.

Das ist eine von vielen Geschichten, die man von den aktiven Teilnehmern des ersten Grimolzhausener Oldtimertreffens an diesem Sonntag erfährt. Das Areal erinnert an ein Freiluftmuseum für Oldtimer. Zugelassen sind alle Fahrzeuge bis Baujahr 1980. Neben alten VW-Käfern aus den Fünfzigern parkt beispielsweise die Citroën D Super 5 aus den Siebzigern, auch das rote Goggomobil in der Limousinenvariante aus den Sechzigern ist zu sehen. Oder die motorisierte, 6 PS starke TK-Güldner-Transportkarre von 1958; sie gehört seit 50 Jahren der Familie Hofstetter aus Klingsmoos, heute ist Sohn Julian mit seinen Freunden damit am Start. Im Hintergrund läuft mal Live-Musik mit Ziehharmonika von „De Griawigen“, mal traditionelle und moderne Volksmusik aus der Musikanlage. Die Stimmung ist ausgesprochen gut. Manche sagen, die Veranstaltung sei einem Volksfest mit riesengroßer Oldtimerschau ähnlich. In der Mittagszeit geht der Pöttmeser Pfarrer Thomas Rein durch das Gelände und segnet nach und nach alle Fahrzeuge mit Weihwasser und Segensgebet. Die jüngsten Besucher vergnügen sich auf der Hüpfburg.

Mindestens 600 Fahrzeuge, viele historische Traktoren

Vorwiegend, zwei Drittel in etwa, historische Traktoren sind es von den insgesamt mindestens 600 Fahrzeugen aus der Vorkriegszeit bis hin in die 80er-Jahre, die es zu bestaunen gibt. Aber man sieht auch klassische Pkws, Motorräder mit und ohne Beiwagen, Roller, Mopeds, auch andere landwirtschaftliche Geräte. Viele Menschen sind gekommen, insgesamt um die 1500 Teilnehmer und Besucher, darunter bezeichnen sich viele als Liebhaber und Fans alter Fahrzeuge. Auch Neugierige sind gekommen, die sich das von Daniel Zech mit seinem achtköpfigen Helferteam der „Gfriahaisl“ und weiteren Unterstützern erstmals auf die Beine gestellte Oldtimertreffen anschauen. Manche sind auch aktiv zum ersten Mal mit dem eigenen Fahrzeug dabei, der 16-jährige Dominik Beck aus Dettenhofen gehört zum Beispiel dazu. Der Jugendliche besitzt seit Kurzem einen Familienbulldog, den einst sein Opa gefahren hat, einen grünen Fendt, Baujahr 1978, in der Geräteträger-Variante mit aufgebauter Pritsche vorne. Sichtlich stolz ist er, heute in Grimolzhausen zusammen mit seinem Kumpel Dennis Tuna, der ein Fendt Dieselross F20 aus dem Jahr 1957 besitzt, dabei zu sein.

Überhaupt sieht man bei dieser generationsübergreifenden Veranstaltung viele jüngere Leute, der Teil der Zwanzig- bis Vierzigjährigen ist recht hoch. Einer davon ist der 25-jährige Michael Hofner, der aus der Nachbarortschaft Kühnhausen stammt. Er ist mit seinem IHC-Traktor, Baujahr 1971, da und findet es richtig gut, dass es hier neben seinem Exemplar auch andere Oldtimer-Traktoren gibt, die Gebrauchsspuren hätten und denen ihr langjähriger Einsatz anzusehen sei. Gerne nimmt er bei Oldtimertreffen mit einem seiner Bulldogs teil, weil er findet, „die Alten sind halt einfach viel schöner“.

Bewundern, austauschen, fachsimpeln

Festzustellen ist außerdem eine große Bandbreite, was Alter, Zustand, Hersteller und Modelle angeht. Viele Schlepper sind frisch herausgeputzt, manche sind in Würde gerostet. Was alle gemein haben: Sie sind mindestens 40 Jahre alt und fahrtauglich. Einige sind auch 70 Jahre und älter. Die Traktorenmarken Fendt, Deutz, Eicher oder Schlüter sind häufig zu sehen. Zwischendrin steht schon mal ein Lanz-Modell oder etwa der rote, frisch hergerichtete Porsche-Traktor Diesel Super-Export 329 aus dem Jahr 1961 mit eigens angebauter Fahrerkabine.

Fast alle aktiven Teilnehmer mit ihren alten Traktoren kommen überwiegend aus der Nähe, die Kennzeichen SOB, ND, AIC, DON und PAF sind häufig zu sehen. Ganz klar, wer fährt schon gerade mit seinem Oldtimerbulldog Hunderte Kilometer bei gerade mal um die 30 Kilometer pro Stunde Spitzengeschwindigkeit durch die Gegend. Die Menschen kommen schnell miteinander ins Gespräch, bewundern die Oldtimer, tauschen Erinnerungen aus, lassen nostalgische Gefühle aufkommen, stehen den Besuchern gerne Rede und Antwort. Und fachsimpeln natürlich.

Und dann, es ist am frühen Nachmittag: Nach und nach wird es lauter auf dem Areal, die knatternden Motorengeräusche sind gleichzeitig aus allen Ecken zu hören. Mal kommt schwarzer, mal weißer Rauch aus den Auspuffrohren, der Geruch von Diesel und Fett ist deutlich zu vernehmen. Der Großteil der Fahrzeuge wird gestartet, die gemeinsame Ausfahrt, die für viele auch die Heimfahrt bedeutet, beginnt. Den Besuchern wird damit die Gelegenheit gegeben, die rollenden Raritäten gebündelt beim langsamen Vorbeifahren zu sehen.

Neuauflage ausdrücklich erwünscht

Was am Ende der Oldtimerschau im Pöttmeser Ortsteil Grimolzhausen hängen bleibt: Erstens jede Menge staunende und glückliche Gesichter der aktiven Teilnehmer und Besucher. Zweitens ein überaus zufriedener Organisator Daniel Zech aufgrund der ausgesprochen gut angenommenen Veranstaltung, der positiven Stimmung und des Umstandes, dass es zu keinen nennenswerten Zwischenfällen gekommen ist. Und, drittens, wie es eine Besucherin aus Schrobenhausen auf den Punkt bringt: „Ein riesen Erfolg, der unbedingt nach Wiederholung schreit.“

SZ