Schrobenhausen
Der unbekannte Gott

GEDANKEN ZUM SONNTAG von Stadtpfarrer Georg Leonhard Bühler

12.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:23 Uhr

Stadtpfarrer Georg Leonhard Bühler. Foto: Krammer

Liebe Leserinnen und Leser,

andere Religionen deuten den christlichen Glauben an den dreifaltigen Gott gern als einen Glauben an drei Götter. Und das ist ihnen auch nicht zu verdenken. Denn der Glaube an den dreifaltigen Gott ist nur schwer zu verstehen und kaum zu erklären. Diesen Sonntag wird – wie jedes Jahr am Sonntag nach Pfingsten – der Dreifaltigkeitssonntag gefeiert.

Dass wir Christen an einen Gott in drei Personen glauben, geht unter anderem auf den Auftrag Jesu an seine Jünger zurück, den er am Ende des Matthäusevangeliums ausspricht: „Mir ist alle Vollmacht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ (Mt 28,18-20) Diese Worte Jesu setzten auch die Mission der Christen in Gang, das heißt ihren Weg in die ganze Welt, um allen Menschen den Glauben an Jesus zu bringen und sie zu seinen Jüngern, also seinen Anhängern und Freunden zu machen.

Seit dem ersten Jahrhundert bis heute sind Christen unterwegs, um Menschen in allen Völkern von Jesus zu erzählen und sie für ihn zu gewinnen und sie dann auch auf den dreifaltigen Gott zu taufen.

Im christlichen Alltag wird dieser Glaube an den dreifaltigen Gott dadurch sicht- und hörbar, dass Katholiken zu Beginn und am Ende von Gebeten und Gottesdiensten beim Kreuzzeichen sprechen: „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Der Segen, den der Geistliche am Ende von Gottesdiensten zur Gemeinde spricht, lautet: „Es segne euch der allmächtige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.“

In der Regel richten sich die Gebete bei Gottesdiensten (vor allem das so genannte „Tagesgebet“ am Anfang der heiligen Messe) an Gott, den Vater, enden jedoch mit der Formulierung: „Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn und Gott, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in Ewigkeit.“ Immer wieder also und quasi nebenbei werden wir auf diese Weise damit vertraut gemacht, dass Gott dreifaltig ist.

Was aber kann dieser Glaube an den dreifaltigen Gott für uns bedeuten? Gott ist in sich selber Beziehung, denn die drei Personen Vater, Jesus Christus als Sohn und der Heilige Geist sind ja nicht unabhängig voneinander zu sehen. Darum sollen auch wir Menschen zueinander in Beziehung stehen. Dass wir füreinander da sind, einander helfen, füreinander sorgen, einander lieben, hat seinen tiefsten Grund darin, dass Gott der Vater den Sohn liebt und umgekehrt und dass diese Liebe eine Person ist, der Heilige Geist. Die Liebe untereinander ist also keine Nebensache, sondern der Kern der Sache für den, der an diesen dreifaltigen Gott glaubt.

Das zeigt ganz schön – wie ich meine – eine Darstellung der Heiligsten Dreifaltigkeit, die man „Gnadenstuhl“ nennt: Gott der Vater hält in seinen Armen das Kreuz, an dem sein Sohn Jesus Christus hängt; darüber oder darunter schwebt die Taube, das Symbol des Heiligen Geistes. Gott schenkt uns aus Liebe seinen Sohn, der für uns am Kreuz stirbt, und sendet durch Jesus den Heiligen Geist zu uns, der uns in den Glauben einführt, der uns die Liebe nahebringt und der uns beflügelt, den Glauben in Liebe und Frieden zu leben und für andere in Liebe und Frieden da zu sein.

Liebe Leserinnen und Leser, ich wünsche Ihnen und Ihren Lieben einen gesegneten Dreifaltigkeitssonntag, die Erfahrung der Liebe des dreifaltigen Gottes und echte Liebe untereinander – in oft unscheinbaren und kleinen Schritten und Aktionen.

SZ



Georg Leonhard Bühler,
Stadtpfarrer der Pfarreiengemeinschaft Schrobenhausen
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