Mit dem Rad allein in die Welt
8027 Kilometer, zehn Länder: Peter Lay (21) radelt von Oberhausen aus durch ganz Europa

10.02.2024 | Stand 11.02.2024, 17:19 Uhr

Zum Zeitpunkt seiner Reise war Peter Lay 20 Jahre alt. Alleine mit seinem Fahrrad, das er selbst zusammengebaut hat, reiste er 2023 durch Europa. Unterwegs lebte er von Erspartem und schlief im Zelt. Foto: Lay

Er hat zehn Länder durchfahren. Mit dem Fahrrad. Ganze 8027 Kilometer. Und das Ganze alleine. Peter Lay aus Oberhausen (Landkreis Neuburg-Schrobenhausen) hat mit 21 Jahren die Reise seines Lebens angetreten.



Von Oberhausen radelte Lay über die Türkei bis nach Griechenland. Unterwegs schlief er im Zelt, lebte von seinem Ersparten. Der gelernte Zimmerer brach im Frühjahr 2023 auf. Nun ist er zurück und berichtet von seinem Abenteuer.

„Die Sonne scheint, aber bedrohlich ziehen sich die Wolken zusammen. Besorgt nehme ich mein Handy raus und checke nochmal das Wetter. Eigentlich sagt er keinen Regen für den letzten Tag meiner Tour. Ich denke an den Beginn meiner Reise – zwei Wochen fast nur Regen“, Peter Lay hat beim Start seiner Reise kein Glück mit dem Wetter. Anfang April geht es los mit seiner Tour – bei Regen und winterlichen Temperaturen. Von Donaueschingen aus fährt er die komplette Donau von der Quelle bis zur Mündung hinunter. „Endlich erfüllt sich mein Kindheitstraum“, so Lay voller Vorfreude.

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Das Fahrrad ist optimiert, die wichtigsten Dinge gepackt. „Rund 50 Kilogramm wiegt mein Drahtesel, und da ich untrainiert bin, bekomme ich in Regensburg Knieschmerzen – die Tagesetappen waren wohl zu lang und kräftezehrend“, merkt er nach den ersten Etappen. Und muss wohl oder übel einen Pausentag einlegen. Durch Österreich geht es in die Slowakei, weiter Richtung Budapest. Vorbei am Oberlauf der Donau, der Schlögener Schleife und dem Donauknie in Ungarn. „In Budapest ist das erste Mal eine längere Pause im Haus meiner Großeltern angedacht. Dort komme ich nach zwei Wochen und rund 1300 Kilometern an.“ Für ihn bedeutet das: zwei Wochen Verschnaufpause.

Besondere Begegnungen in Serbien



„Anfang Mai passiere ich erst die Grenze nach Kroatien und dann komme ich in Land Nummer sechs – Serbien.“ Gleich in seiner ersten Nacht in Serbien hat er eine ganz besondere Begegnung: Wildschweine. „Aber auch vor den Menschen wurde ich gewarnt: Serbien sei gefährlich.“ Seine Erfahrung zeigt allerdings: „Die Leute waren alle super nett und hilfsbereit und trotz der Sprachbarriere immer neugierig, was ich so treibe.“

Vor dem Eisernen Tor in Rumänien hat der junge Radreisende mit starkem Wind zu kämpfen. „Ich kämpfe gegen eine Gewalt von bis zu 60 Stundenkilometern, die sich mir entgegenstellt“, ist in seinem Reisetagebuch zu lesen. Keine Fähre fährt mehr zum anderen Donauufer. Er ist gezwungen, das Eiserne Tor auf rumänischer Seite zu passieren. Spontan trifft er drei Fernradler, die ihn bis zum Donaudelta begleiten.

Der 21-Jährige hat immer wieder mit Problemen zu kämpfen, doch demotivieren lässt er sich nicht. „An meinem Schlafplatz in der Donauenge finde ich ein Skorpion. Ab Serbien habe ich fast täglich mit Hundeattacken zu tun und nachts heulten die Goldschakale um mein Zelt.“ Das Reisen in der Gruppe sei „eine schöne Erfahrung“ gewesen. Gemeinsam erkunden sie das Donaudelta und Konstanza. Lay nimmt ab hier wieder eigene Wege und radelt nach Brasov in die Karpaten, wo er sein Rad unterbringt, um nach Hause zu fliegen: „Damit ich meine Reisekasse auffrischen kann.“

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Nach zwei Wochen hat der Zimmerer das nötige Kleingeld beisammen und fliegt zurück in die bärenreichen Karpaten. „Als ich einen Pass hochfuhr, kam nach einer Serpentine ein großer Braunbär aus dem Wald den Abhang hinunter auf die Straße zu. Ich hielt an und der Bär schaute sich an der anderen Straßenseite um und ging wieder in den Wald. Ich war ziemlich fasziniert von der Begegnung mit dem großen Raubtier und hatte auch großen Respekt.“ Von den Karpaten aus geht es für den 21-Jährigen Richtung Schwarzes Meer.

Gastfreundschaft der Türken



Auf seiner Strecke trifft er erneut andere Reisende. Marion aus Deutschland erlebt mit ihm die Gastfreundschaft der Türken: „In der Türkei wurden wir bald in jedem Dorf zu Tee und einem Plausch eingeladen.“ In Istanbul angekommen, rastet der Radreisende und lässt sich von der Metropole faszinieren. Doch auch dort verweilt er nicht lange: „Parallel zur Mittelmeerküste ging es schließlich nach Griechenland, Richtung meinem für diesen Teil der Reise letzten Ziel.“ Nahe Thessaloniki, legt er einen kleinen Urlaub von seiner Radreise ein. Ende September schwingt er sich erneut auf den Sattel.

Zehn Länder, 8027 Kilometer



„Reich an neuen Begegnungen und neu gewonnenen Freunden startete ich Anfang Oktober meinen Weg zurück nach Deutschland.“ Durch ein kaltes Ungarn schafft er es nach Österreich, wo er völlig erschöpft zusammen. „Ich konnte kaum noch stehen und war froh, ein richtiges Bett im Trockenen genießen zu können.“ Anfang November kehrt er schließlich nach Deutschland zurück: „Mittlerweile dominierte der Wunsch, endlich daheim anzukommen und mir fehlte die Antriebskraft. Ich ließ die ganze Reise noch einmal Revue passieren. Zehn Länder, 8027 Kilometer, sieben Monate und sieben Tage bin ich nun unterwegs gewesen. Ich habe viele Leute, Kulturen und Regionen kennenlernen dürfen. Habe viele Abenteuer erlebt, bin ohne Unfälle und wohlbehalten wieder angekommen. Einfach ein Wahnsinnsgefühl.“

Im Frühling wird er wieder aufbrechen. Über Georgien und Indien nach Australien. Verfolgen kann man ihn auf Instagram unter bike_with.me. Geschichten zu der Reise gibt es am Freitag, 1. März, um 19 Uhr in den Lebensräumen in Oberhausen und am Samstag, 2. März, um 18 Uhr im Gemeindehaus der Apostelkirche zu hören. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

DK