Neuburger Sommerakademie
„Das beflügelt sich gegenseitig sehr“

Gute Stimmung bei der Alten Musik freut die künstlerische Leiterin Xenia Löffler

17.08.2022 | Stand 22.09.2023, 6:47 Uhr

Das Barock-Sommerakademie-Orchester bestand ausschließlich aus Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Gespielt wurde vor der Pause die Suite aus Abdelazer von Henry Purcell mit 18 Musikern an fünf Instrumenten und zum Abschluss des Konzertes die Ouvertürensuite „Hamburger Ebb und Fluth“ von Georg Philipp Telemann mit 29 Musikern an acht Instrumenten. Foto: Budke

Neuburg – Wer am Samstagabend den Kongregationssaal in der Neuburger Amalienschule betreten hat, der ist nicht nur optisch sondern auch akustisch in eine andere Zeit versetzt worden: Das Teilnehmer-Abschlusskonzert der 44. Neuburger Sommerakademie im Fachbereich Alte Musik verzauberte mit Ensemble-Darbietungen sowie den Auftritten des Barock-Sommerakademie-Orchesters, bei dem ein Großteil der Teilnehmer auf der Bühne im Kongregationssaal stand. Gespielt wurden unter anderem Stücke von Henry Purcell, Georg Philipp Telemann, Heinrich Schütz und Franz Tunder.

Xenia Löffler war 2016 zum ersten Mal als Dozentin bei der Sommerakademie dabei. Die künstlerische Leitung hat sie seit vier Jahren und fühlt sich inzwischen mit der Aufgabe sehr vertraut. In der Pause des Abschlusskonzertes stand sie unserer Zeitung für ein Interview zur Verfügung.

Wie oft hat man die Möglichkeit, in der Alten Musik in einem so großen Orchester zu spielen?
Xenia Löffler: Im Bereich der Barock-Orchester natürlich schon öfter. Aber es ist das Besondere hier in der Akademie, dass wir es schaffen, weil der Zeitrahmen so dicht ist: Wir haben Einzelunterricht, arbeiten in den Gruppen mit den Teilnehmern und haben dann noch Zeit für Orchester. Damit bekommen zum Beispiel die Blockflöten-Studierenden die Gelegenheit, mal in einem Orchester zu spielen, was ihnen sonst selten unterkommt. Das sind schon besondere Erlebnisse im Rahmen der Sommerakademie. Wir legen Wert darauf, dass die Musiker viel zusammenspielen, denn das ist der Charakter der Musik und das sollte das Wesen von Musik sein.

Wie sind denn die Tage der Sommerakademie für Alte Musik strukturiert?
Löffler: Diese dauert ja nur von Montag bis Samstag. Am Samstag waren Generalprobe und Konzert und so ging der Kurs eigentlich fünf Tage. Vormittags ist Einzelunterricht und nachmittags Ensemble-Unterricht. Alle Ensembles, die im Abschlusskonzert auftreten, haben sich also an den Nachmittagen getroffen. Es ist immer eine Herausforderung, diese Gruppen zusammenzusetzen, weil man die Teilnehmer überhaupt nicht kennt und man sehr schnell erspüren muss, wer gut zusammenpasst und Stücke auswählen muss.

Das heißt, das Programm des Abschlusskonzertes steht zu Beginn der Akademie-Tage nicht fest?
Löffler: Die Dozenten gehen unterschiedlich damit um. Mir war es wichtig, dass meine Schüler erst mal in Ensembles untergebracht waren und etwas zu tun hatten. Der Rest fand spontan statt. Manche Teilnehmer bringen ihre Stücke mit, die sie spielen wollen, und suchen sich dann Mitspieler.

Wie viel Erfahrung haben die Teilnehmer denn?
Löffler: Das ist sehr unterschiedlich. Wir haben Studierende, wir haben Laien. Manche sind Profis auf modernen Instrumenten und haben in Orchestern feste Jobs und wollen sich weiterbilden. Andere wollen die Musik zu ihrem Beruf machen – das sind Studenten, die Kontakt zu bestimmten Dozenten suchen. Die Motivationen sind sehr unterschiedlich und ich finde das Durchmischte von Amateuren, Profis und Jungen, die mit einer ganz frischen Energie daran gehen, ganz toll. Das beflügelt sich gegenseitig sehr.

Das Altersspektrum reicht von bis?
Löffler: Unsere Jüngste ist 15 Jahre, die Ältesten sind bis ungefähr 60.

Was ist ihr Instrument?
Löffler: Ich bin Oboistin. Ich habe mit Blockflöte angefangen, habe dann relativ spät die Oboe dazugenommen und Blockflöte spiele ich noch immer.

Möchten Sie eine Lanze für die Blockflöte brechen und für alle Kinder, die in der Grundschule das Instrument lernen sollen?
Löffler: Ja, unbedingt. Es ist eine wunderbare Basis, mit Blockflöte anzufangen und das entweder weiterzumachen oder ein anderes Instrument dazuzunehmen oder später umzusteigen. Oboe, zum Beispiel, kann man noch nicht mit Fünf beginnen, da fehlt einfach noch die Kraft.

Wie viel Kondition braucht man, um die fünf Tage gut durchzuhalten?
Löffler: Was meine Dozentenkollegen geleistet haben, ist sensationell. Am Freitag haben sie um 9 Uhr angefangen zu unterrichten und dann ging der Tag bis 21 Uhr abends durch. Mit eineinhalb Stunden Mittagspause, aber sonst keine Pause, denn abends war ja das Konzert auf dem Karlsplatz. Und die waren mit einer unglaublichen Begeisterung dabei, dass es eine Freude ist, so ein Team leiten zu dürfen.

Und wie ist die Stimmung bei den Teilnehmern?
Löffler: Also ich meine, was man hier so sieht und hört, lässt auf eine Bombenstimmung schließen.

Wie bewerten sie das Niveau, was in fünf Tagen zustande kommt und im Konzert zu hören ist?
Löffler: Das finde ich sensationell. Was wir teilweise hören, spielt sich auf einem professionellen Niveau ab. Ich bin selber sehr positiv angetan – also nicht überrascht, aber angetan. Wenn man tolle Dozenten hat, dann hat man auch tolle Teilnehmer.

DKDie Fragen stellte Heidrun Budke.