„Vorreiter in Sachen Renaturierung“
Burgheim hofft auf weitere Projekte am Leitenbach und Vohbach

05.04.2024 | Stand 05.04.2024, 13:00 Uhr

Der Leitenbach nördlich von Illdorf: Auf dieser aktuellen Aufnahme aus der Vogelperspektive ist deutlich zu sehen, wie sich der Bach inzwischen aufgrund der Baumaßnahmen wieder natürlich durch die Landschaft bewegt. Foto: Marktgemeinde Burgheim

Sebastian Zitzmann ist Umweltreferent des Marktgemeinderats von Burgheim. Eines seiner liebsten Anliegen ist die Renaturierung der Bäche und Wasserläufe auf der Flur der Marktgemeinde. Geht es nach ihm, werden noch viele Projekte folgen. „Es gibt noch viel zu tun“, meint er im Gespräch mit unserer Redaktion. Auch wenn er weiß, dass es da einige Hürden zu nehmen gibt. Etwa, wie man an den nötigen Grund gelangt. Die bisher umgesetzten Maßnahmen am Leitenbach stimmen ihn hörbar zufrieden – und zuversichtlich für kommende.

Lange Liste an Zielen und neue Bewohner

„Wir haben dem Bach wieder Raum gegeben“, so Zitzmann. Bereits seit 2017 arbeitet man in Burgheim an der Gewässerentwicklung. Bürgermeister Michael Böhm lässt uns eine entsprechende Projektbeschreibung für den Leitenbach (außerorts) zu kommen. Die Liste an Zielen ist lang – hier nur ein Auszug: Zulassung einer Eigendynamik des Gewässers, Verbesserung der Wasserqualität, Reduzierung des Stoffeintrags in den Bach, Schaffung eines naturnahen und optisch ansprechenden Bereichs zum umweltgerechten Naturerlebnis, Hochwasserschutz.

In den Jahren 2022 und 2023 wurden schließlich auf zwei Abschnitten entlang des Leitenbachs bei Illdorf und Richtung Burgheim „große Maßnahmen“ vorgenommen, sagt Zitzmann. „Das hat große Beachtung in der Bevölkerung gefunden.“ Inzwischen sei die Natur an den einst geraden Bachlauf zurückgekehrt. Dabei habe auch der Biber geholfen, meint Zitzmann schmunzelnd. „Man kann dort wieder Tiere sehen, die lange nicht mehr da waren. Das ist wirklich ganz toll geworden.“

Zitzmann erklärt weiter, in den 50er- und 60er-Jahren seien solche Bäche eben kanalisiert worden. „Die sind so in der Landschaft als solche kaum mehr wahrnehmbar gewesen. Sie haben dort keinen Baum, keinen Strauch.“ Und ebenso sähen heute nahezu alle Bachläufe in der Marktgemeinde aus. Und doch, so betont Zitzmann, sei Burgheim bei der Renaturierung ein Vorreiter. Dem stimmt auch Böhm zu. Die Europäische Union forderte solche Maßnahmen an den Gewässern dritter Ordnung.

Und wie geht es nun weiter? Der Wille zu weiteren Renaturierungsmaßnahmen ist da − doch es fehlt am Grund. „Nur wenn wir die Flächen entlang des Gewässers haben, können wir auch etwas machen“, betonen Böhm und Zitzmann. Im Falle der ersten Maßnahmen am Leitenbach hatte die Gemeinde auch „etwas Glück“, so der Umweltreferent.

Was ist möglich am Vohbach? Ein Naherholungsgebiet?

Am Vohbach hat Burgheim ein Neubaugebiet. Schon während dessen Entstehungszeit plante man ein benachbartes Grundstück von der katholischen Kirche zu erwerben, beispielsweise aus Gründen der Entwässerung, oder um dort auch Renaturierungsmaßnahmen am nahen Vohbach vorzunehmen, wie Böhm erklärt. Etwa ein Hektar wäre das Grundstück groß gewesen. „Da hätte man vieles machen können“, meint der Rathauschef.

Doch am Ende wurde daraus nichts. Die Kirche habe nicht verkaufen wollen. Böhm und Zitzmann nehmen dennoch das Wort „kleines Naherholungsgebiet“ in den Mund. So etwas könne man sich dort weiter vorstellen. „Dafür müssen wir aber auch die Grundstücksbesitzer ins Boot holen“, betont Sebastian Zitzmann.

Tatsächlich ist es laut Böhm so, dass Gewässer wie der Vohbach auch zur Entwässerung von anliegenden Flächen genutzt werden, etwa bei Ortlfing. Dies müsste bei einer eventuellen Renaturierung natürlich irgendwie eingedämmt werden. Ein Punkt, der nicht jedem gefällt und daher auch nicht einfach umzusetzen sein dürfte.

Gewässerrenaturierung als Generationenaufgabe

Wann immer es gehe, werde man künftig Flächen an den Burgheimer Bächen erwerben, um weitere Bereiche wieder naturnäher zu gestalten – das gelte vor allem innerorts für den Leitenbach. „Das ist aber eine Generationenaufgabe“, so Böhm. Und wer zahlt? 90 Prozent der Kosten für Baumaßnahmen werden gefördert. Dazu gibt es Hilfe für einen Teil des Grunderwerbs.

Ein wichtiger Aspekt renaturierter Gewässer ist zudem der Hochwasserschutz. Zitzmann erklärt, dass bei den bisherigen Maßnahmen Platz für Wasser entstanden ist, das bei Starkregenereignissen auftrete. Und das bedeute Schutz.

DK