Party-Punk im Jugendzentrum
Bands aus Augsburg, Neuburg und Wien bei der zweiten Auflage des Festivals „Punkrock Over Neuburg“

19.09.2023 | Stand 19.09.2023, 11:00 Uhr

Mit Tutu und Mädchenrock auf der Bühne: Zum Image der Wiener Kombo Iron Snag Joe gehören ausgefallene Outfits. Die Musiker verteilten außerdem Bierdosen im Publikum. Foto: Meyer

Drei Bands, die schnörkellosen Punkrock spielten, waren zur zweiten Runde des „Punkrock Over Neuburg“-Festivals im Neuburger Jugendzentrum (JuZe)eingeladen. Zwar hätten bei diesem Abend noch einige Besucher mehr in den Veranstaltungsraum gepasst, doch die anwesenden Zuschauer haben ihr Kommen sicherlich nicht bereut. Sie wurden für insgesamt über zweieinhalb Stunden auf einen wilden Ritt durch eine laute und freche Punk-Welt mitgenommen.

Den Auftakt machten Local Riot aus Augsburg, die vor 16 Jahren zuletzt im JuZe auftraten. Die fünfköpfige Truppe drückte mit Songs wie „Dope Sick Scum“, „I Don‘t Give A Fuck“ oder „Gute alte Zeit“ mächtig auf die Tube, machte einen Ausflug ins Publikum und gab den Zuhörern bei ihrem Auftritt kaum eine Chance zum Verschnaufen.

Lokalmatadoren mit neuem Song



Nach einer kurzen Umbaupause kam die Zeit für UnWucht, die schon bei der ersten Auflage des Festivals spielten. Die Lokalmatadoren bestehen unter diesem Namen seit 2018, waren aber zuvor schon bei diversen anderen Formationen aktiv. Einen Besetzungswechsel gab es Anfang diesen Jahres. Neben den verbliebenen Matthias Stark am Bass und Gesang, Schlagzeuger Dominik Wasshuber sowie Sänger und Gitarrist Marco Wiesner ist Heinz Schafferhans neu an Bord, der den Platz an der Gitarre von Dominik Euringer einnahm.

Schon bei ihrem Opener „Unwucht“ drehten die vier Neuburger Haudegen richtig auf und gaben ohne Kompromisse mit Stücken wie „Zurück in den Sumpf“ und „Wir werden singen“ für rund eine Stunde einen Überblick ihres bisherigen Schaffens, hatten mit „Trottel*innen“ auch einen brandneuen Song im Gepäck, der aus der Feder von Schafferhans stammt. Dass UnWucht keine Freunde von Hubert Aiwanger sind, kam deutlich zum Vorschein. Gerne nahmen sie die Affäre um das Flugblatt und seine Aussagen zum Anlass, dem Bundes- und Landesvorsitzenden der Freien Wähler öfter einen Seitenhieb mitzugeben.

Es herrschte eine ausgelassene Stimmung vor und auf der Bühne. Zu den schnellen Stücken war Pogen im Publikum angesagt, dazu flogen Plastikbecher durch die Luft und die Musiker ließen Konfettistreifen regnen. Das Geheimnis ihrer Alimente, die von Spotify bezahlt werden, wenn „Töle“ und „Der schwarze Hahn (Rackelhahn)“ gehört werden, gaben sie bereitwillig preis. „Davon können wir uns ein Steckerleis kaufen“, kritisierte Wiesner augenzwinkernd die Zahlungsmoral der Streamingdienste. Beide Stücke durften natürlich nicht auf der Setlist fehlen.

Internationales Flair beim Neuburger Festival

Den Abschluss der Veranstaltung gestalteten Iron Snag Joe aus Wien – mit den Österreichern zog erstmals internationales Flair in das Festival ein. Deutschsprachigen Fun-Punk-Rotz'n'Roll nennt die Kombo ihren Musikstil, mit dem sie seit 2004 unterwegs ist. Die vier Jungs machen Party-Punk, zu ihrem Image gehören ausgefallene Outfits wie Tutu, Mädchenrock, Käppi mit Milchwerbung und Perücke.

Den Punkrockern, die im Rahmen ihrer kleinen Wochenendtour durch Bayern einen Stopp im Jugendzentrum einlegten, gelang es, die verbliebenden Zuhörer mit schnellen Gitarrenriffs, eindringlichem Gesang und Titeln wie „Lila Vokuhila“ oder „PARAÜWAKO (Parkraumüberwachungskommandant)“ nochmals ordentlich ins Schwitzen zu bringen.

Die Österreicher um Patrick Karner an Mikro und Gitarre, Drummer Daniel Homolka, Gitarrist Peter Lager, haben mit Daniel Sauer sogar einen waschechten bayerischen Import in ihren Reihen. Der Bassist kommt ursprünglich aus Meilenhofen bei Nassenfels, lebt aber seit geraumer Zeit in der Hauptstadt der Alpenrepublik.

Ode an das Bier und „Pippi Punkstrumpf“



Munter ging es bei ihrem über einstündigen Konzert durch das Programm. Die Melodie zu „Punker“ adaptierten sie bei Herbert Grönemeyers „Männer“, mit „The Ottakringer Song“ schrieben die Musiker dem bekannten Bier eine Liebeserklärung, inklusive Intro von „Blitzkrieg Bop“ der Ramones. Das Vierergespann versprühte große Spiellaune, nahm sich gegenseitig auf den Arm und zog das Publikum gerne mit ein und verteilte großzügig Bierdosen. Auf die Frage, wer Intimspray kennt, gab es aus den Reihen der Zuhörerschaft sogar eine positive Antwort. Ihre Musiktexte sind zwar spaßig geschrieben, jedoch waren die Nummern oft mit gesellschaftskritischem Hintergrund versehen.

So machten Iron Snag Joe in „Pippi Punkstrumpf“ die sogenannte Ibiza-Affäre um den ehemaligen FPÖ-Parteiobmann Heinz-Christian Strache und den Datenklau von Facebook und Co. in „Datenpiraten“ zum Thema. Zum Schluss gab es noch das Ständchen „Sauf di ned au“, um damit ein feines Festival zu beenden, welches mehr Gäste verdient hätte.

DK