Aus zwei mach eins

Gachenbach und Weilach brauchen neue Gerätehäuser – nicht nur darum werden die beiden Feuerwehren nun zusammengelegt

03.02.2023 | Stand 17.09.2023, 4:03 Uhr

Längst nicht mehr zeitgemäß sind die Feuerwehrhäuser in Weilach und Gachenbach. Ein gemeinsamer Neubau soll am Gachenbacher Ortsrand entstehen ( Grundstück in der Bildmitte). Foto: Hofmann

Ein schönes, großes, neues Feuerwehrhaus am Gachenbacher Ortsausgang der Staatsstraße 2084. Und dann, gerade mal zwei Kilometer weiter, ein weiteres schönes, großes, neues Feuerwehrhaus am Weilacher Ortseingang derselben Staatsstraße. Das, meinen Gerhard Fröhlich und Michael Fischhaber, wäre den Bürgern kaum zu vermitteln. Und, nebenbei bemerkt, dem Bund der Steuerzahler wohl auch nicht, der da gleich mit seinem Schwarzbuch winken dürfte.

Fröhlich und Fischhaber sind Feuerwehrkommandanten, die beide dasselbe Problem haben: Das alte Gerätehaus ist viel zu klein, und im Fall von Gachenbach gibt’s auch massive Probleme mit der Bausubstanz. Erweitert werden können die Gebäude, die sich mitten drin in den Ortschaften befinden, aber nicht oder zumindest nicht sinnvoll. Ein Neubau muss her.

Die Idee, ein gemeinsames Gerätehaus für beide Feuerwehren zu bauen, hatte der Gachenbacher Bürgermeister Alfred Lengler (CSU). Und zwar nicht, weil ein schönes, großes, neues Feuerwehrhaus günstiger zu haben sein dürfte als zwei schöne, etwas weniger große, neue Feuerwehrhäuser. „Der einzige Grund“, sagt Lengler, „ist: Dass wir bei der Feuerwehr von der Manpower her was zusammenbringen.“

„Wir sind tagsüber nur noch teilweise einsatzfähig“

Denn die Freiwilligen Feuerwehren von Gachenbach und Weilach haben zusammen zwar stolze 80 Aktive und dazu 35 Jugendliche, aber wenn sie tagsüber zu einem Einsatz gerufen werden, wird es für die Kommandanten oft schwierig, ausreichend Leute zusammenzubringen. Viele arbeiten auswärts und stehen damit nicht zur Verfügung. Gerade bei den Atemschutzträgern sei das ein Problem, sagt Gerhard Fröhlich, der Gachenbacher Kommandant. Die Folge: „Wir sind tagsüber nur noch teilweise einsatzfähig.“

Deswegen haben die Gachenbacher mit den Weilachern nun eine Ausrückegemeinschaft gebildet. Tagsüber werden beide Wehren seitdem immer gemeinsam alarmiert. Beim jüngsten Einsatz auf der Staatsstraße Richtung Kühbach hat das auch schon „ganz klar super hingehauen“, freut sich Fröhlich. Und weil man so gut zusammenarbeitet und ja auch schon seit längerem gemeinsame Übungen absolviere, würde es sich anbieten, auch zusammen ein Gerätehaus zu haben. Und nicht nur das: „Es soll nicht nur ein gemeinsames Feuerwehrhaus werden“, betont Fröhlich, „sondern – worauf ich Wert lege – es soll auch eine gemeinsame Feuerwehr werden.“

Ihre Eigenständigkeit aufgeben? Bei den Weilachern, die ja schon lange daran zu knabbern hatten, dass sie einst politisch in der Gemeinde Gachenbach aufgingen und dann vor gar nicht so langer Zeit auch noch kirchlich mit Aresing zusammengelegt wurden, stieß das nicht auf große Begeisterung. In einer ersten Abstimmung lehnten seine Leute den Zusammenschluss klar ab, berichtet Kommandant Michael Fischhaber. Doch dann habe man sich damit beschäftigt, wie es möglich wäre, das knapp 40 Jahre alte Gerätehaus in der Ortsmitte auszubauen. Fazit: Es wäre nicht möglich.

Denn wie auch in Gachenbach entspricht das Gebäude längst nicht mehr den Vorschriften. Direkt in der Fahrzeughalle die Einsatzkleidung anziehen? So etwas wird heute nicht mehr genehmigt und natürlich schon seit Jahren bei jeder Inspektion bemängelt. Und wenn die Weilacher umbauen würden, müssten sie sich an den aktuellen Vorschriften orientieren. Also ein Neubau am Ortsrand. Aber wann der gebaut werden könnte, wäre unklar. Denn gerade erst hat Peutenhausen ein neues Feuerwehrhaus bekommen (mit den Kameraden dort arbeite man übrigens auch hervorragend zusammen, sagen Fischhaber und Fröhlich unisono). Und Gachenbach hat Vorrang, weil das alte Feuerwehrhaus dort eben noch ein wenig mehr unzeitgemäß ist als das Weilacher. Die müssten also noch länger warten, wollten sie ein eigenes haben.

Eine Halle mit vier Toren – oder mit fünf?

Anfang Dezember stimmten die Aktiven aus Weilach erneut über den Zusammenschluss ab. Und diesmal, freut sich Fischhaber, war die große Mehrheit dafür. Die Skeptiker, hofft Fischhaber, werden auch mitziehen, wenn sie sehen, wie toll das neue, gemeinsame Feuerwehrhaus werden könnte. Gleich neben die Tankstelle von Gachenbach, auch von Weilach aus gut zu erreichen, soll es hinkommen. 4000 Quadratmeter Grundstück – da hätte dann auch noch eine schöne Übungsfläche Platz, meint Fröhlich, der das zusammen mit Fischhaber und den Feuerwehrkameraden aus beiden Ortschaften schon genau durchkonzipiert hat. Und die Halle soll natürlich fünf Tore bekommen. Vier reichen auch, meint dagegen Lengler, der ein finanzielles Limit setzt: „Drei Millionen – mehr darf’s nicht kosten.“

Wobei das alles noch längst nicht ausdiskutiert ist. Die beiden Feuerwehren haben für ihre Gespräche mit Bürgermeister, Gemeinderäten und Architekten schon einen Bauausschuss gebildet. Drei Mitglieder aus Weilach, drei aus Gachenbach. Das gemeinsame Verhandeln um ein fünftes Tor, um die Fahrzeuge, die künftig hinter diesen Toren stehen werden, und um ein paar andere Kleinigkeiten könnte durchaus dafür sorgen, dass die beiden Feuerwehren noch ein ganzes Stück mehr zu einer Einheit zusammenwachsen.

SZ