Neuburg
2022 ist Rekordjahr bei Todesfällen

Kirchenaustritte ebenfalls bei Höchstwert – Geburten im Vergleich zu Corona-Jahren gesunken

19.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:05 Uhr

577 Menschen sind 2022 im Standesamtsbezirk Neuburg aus der Kirche ausgetreten. Foto: Schmitt, Imago

Von Maja Wagener

Neuburg – 2022 ist beim Standesamt Neuburg in mehrfacher Hinsicht ein Rekordjahr. Bei den Todesfällen gab es in Neuburg einen neuen Höchststand: 556 Sterbefälle registrierte das Standesamt in Neuburg im vergangenen Jahr. Mit 577 Kirchenaustritten legt 2022 einen weiteren Höchstwert vor.

Im Coronajahr zuvor waren es 500 Todesfälle im Standesamtsbezirk der Ottheinrichstadt, weiß Markus Riedlberger. Und das sei schon ein Rekordwert gewesen. „Uns ist das wirklich krass aufgefallen“, fügt der leitende Standesbeamte der Stadt Neuburg hinzu. „Persönlich glaube ich, dass immer weniger Menschen zuhause sterben und dass jetzt die geburtenstärkeren Jahrgänge kommen“, erklärt Riedlberger. Nach dem Zweiten Weltkrieg habe es Fluchtbewegungen gegeben und mit ihnen mehr Menschen. Das zeige sich in den Sterbeurkunden, in denen häufiger Geburtsorte in Böhmen, der damaligen Tschechoslowakei oder Polen vorkämen, so der Standesbeamte weiter: „Mit Corona können wir die vielen Sterbefälle in Neuburg keinesfalls begründen“, macht er deutlich.

Doch auch einige Kinder wurden im vergangenen Jahr geboren. 881 Geburten hat das Standesamt Neuburg beurkundet. Davon seien 877 im Standesamtsbezirk Neuburg zur Welt gekommen, berichtet Markus Riedlberger. 25 Prozent stammen aus der Großen Kreisstadt Neuburg, und den Gemeinden Bergheim, Burgheim und Rohrenfels, die anderen 75 Prozent aus dem Kreis und den Nachbarkreisen. „Entscheidend ist der Ereignisort, da muss das Kind registriert werden“, erklärt Riedlberger. Da es in Eichstätt und Schrobenhausen keine Geburtsklinik mehr gebe, kämen viele Eltern zur Entbindung nach Neuburg. Von denen waren übrigens 77 Prozent verheiratet und 23 Prozent ledig oder geschieden.

51 Prozent der Neugeborenen waren Mädchen, 49 Prozent Jungen. Bei den Sterbefällen war die Verteilung 2022 genau andersherum: Hier waren 52 Prozent der verstorbenen Männer, 48 Prozent Frauen.

Ein Fall, in der die Geschlechtlichkeit „Keine Angabe“ oder „Divers“ gewesen sei, sei an der Geburtsklinik Neuburg noch nicht aufgetreten, sagte er. Letztere Möglichkeit haben Eltern übrigens seit 2018, so eine Information auf der Internetseite des Deutschen Bundestags.

Im Vergleich zum Rekordjahr 2021, in dem 1137 Kinder in Neuburg das Licht der Welt erblickt hatten, sei die Zahl 2022 gesunken, führt Markus Riedlberger weiter aus. Und auch im Vergleich zu den Jahren davor war die Zahl niedriger. Das sei kein Neuburger Phänomen, macht der Standesbeamte deutlich. Tatsächlich zeigte sich laut statistischem Bundesamt 2022 in ganz Deutschland ein Geburtenrückgang.

Elf Mädchen des Geburtsjahrgangs 2022 in Neuburg heißen Emilia, zwölf Jungen Maximilian mit erstem Vornamen. An jeweils zweiter Stelle liegen Leonie und Felix. Senderella und Ilirian gehören zu den ungewöhnlicheren Erstnamen. Bei den zweiten Vornamen rangieren Marie und Alexander ganz oben. Mehr als fünf Vornamen hat kein Kind aus dem Jahr 2022, auch wenn es hier keine gesetzlichen Vorgaben gebe, weiß Riedlberger. Bei fünf liege aber die übliche Grenze: „Darüber wird es schwierig.“ Zum einen für Kind und Eltern, aber auch für die Beamten: „Das geben die Formulare gar nicht her.“

Mit 111 Trauungen von Menschen von außerhalb, die sich bewusst für Neuburg als Heiratsort entschieden haben, hat die Stadt einen weiteren Höchstwert für 2022.

Da habe sich die Renaissancestadt mit neun besonderen Örtlichkeiten, darunter neben dem Trauungszimmer in der Harmonie auch der Fürstliche Marstall oder das Schloss Neuburg, und Trauungen am Samstag als Heiratsstadt etabliert, stellt er fest. „287 Brautpaare haben insgesamt ,Ja‘ gesagt“, formuliert Riedl-berger es romantisch und fügt sachlich hinzu: „Da haben wir die Corona-Delle überwunden.“ Die brachte es auf 231 (2020) und 217 (2021) Eheschließungen.

Mit 577 Kirchenaustritten sei die Zahl 2022 extrem angestiegen, macht Riedlberger deutlich. Die gingen querbeet durch alle Altersgruppen, Geschlechter und Bildungsschichten. 2021 lagen die Austritte bei 334, im Jahr davor bei 229. Früher sei es vor allem die Kirchensteuer gewesen, die zum Austritt bewogen habe. Und auch wenn die fünf Standesbeamten nicht nachfragen, weiß er: „Jetzt sind die Gründe natürlich vielschichtiger.“

DK