Schrobenhausen
100 Abiturienten verlassen Hogwarts

Gymnasiasten feiern das Ende ihrer Schulzeit mit Ball in der Alten Schweißerei – Abischnitt bei 2,2

26.06.2022 | Stand 22.09.2023, 21:52 Uhr

Mit 1,0 bestanden vier junge Menschen ihr Abitur: (v. l.): Oberstufenkoordinator Jens Ochlich, Marlene Joppich, Simon Schmid, Mira Speier, Nelly Weger und Schulleiter Markus Köhler. Fotos: Budke

Von Heidrun Budke

Schrobenhausen – Das war nicht nur eine runde Zahl, sondern auch ein rundes Fest: Nach einem stimmungsvollen Gottesdienst feierten 100 junge Menschen unter dem Motto „Hogwarts to Abi-Ball“ ihren Abschied vom Schrobenhausener Gymnasium heuer wieder in der Alten Schweißerei. Rund um den wichtigsten Teil des Abends – die persönliche Übergabe der Abitur-Zeugnisse – gab es beim offiziellen Festakt einige Reden und vor allem viel Musik, schließlich ist die Schule zurecht stolz auf ihren musischen Zweig.

Von Grundschullehramt bis Luft- und Raumfahrttechnik

Gut eineinhalb Stunden dauerte es, bis alle 100 Abiturientinnen und Abiturienten ihre Zeugnisse in den Händen hielten. Übergeben wurden diese von Schulleiter Markus Köhler, der sich auf der Bühne jeweils Zeit für einen kurzen Smalltalk nahm. So konnten die Gäste die Fotos anschauen, die auf die Leinwand projiziert wurden: Ein Bild aus frühen Kindertagen, daneben ein Heute-Bild und dazwischen eine Notiz, was die jungen Leute für ihre Zukunft planen. Die unterschiedlichsten Studiengänge von Grundschullehramt bis Luft- und Raumfahrttechnik waren dort zu lesen, gut zwei Drittel der jungen Menschen möchten studieren. Ansonsten gab es manche, die noch keine Pläne haben, andere nehmen sich ein Gap Year, machen ein Bufdi- oder ein soziales Jahr und wieder andere möchten eine Ausbildung beginnen: Koch war als Berufswunsch zu lesen, selbstständiger Handwerker, Berufssoldat, Brauer, Rallyefahrer oder Helikopterpilot.

Viermal ein Abischnitt von 1,0

Ziemlich sicher ist, dass den Abiturientinnen und Abiturienten viele Möglichkeiten offen stehen, haben sie doch mit einem Gesamtschnitt von 2,2 ein gutes Ergebnis für ihren Jahrgang erreicht. Darunter sind einige Einserschnitte zu finden, herausragend sind die Leistungen der drei jungen Frauen und des jungen Mannes, die die sagenhafte 1,0 geschafft haben. Überhaupt gab es viele Preise für besondere Leistungen in einzelnen Fächern, für einen Schnitt unter 1,3 oder auch ganz schulindividuelle Auszeichnungen – zum Beispiel den Schlüsselanhänger mit Schullogo für jeden Absolventen vom Elternbeirat oder den Kinogutschein, den Schulsekretärin Waltraud Reisner an Simon Heggenstaller stiftete, denn er hatte in der Q12 kein einziges Mal gefehlt.

Seine Festrede hatte Schulleiter Köhler ganz auf das Hogwarts-Motto formuliert und so war die Rede von Todessern, habgierigen Kobolden und tollpatschigen Hauselfen, gegen die die jungen Zauberer und Hexen mit ihren Abiturzeugnissen nun hoffentlich bestens gerüstet sind. So habe Bildung den Auftrag, Wissen und Werte gleichermaßen zu vermitteln. Dazu gehöre die Herzensbildung, also „jene Fähigkeit eines Menschen im Blick zu haben, die das Zusammenleben der Menschen ermöglicht“, sagte Köhler in seiner Rede.

Natürlich durften auch die Abiturienten ihre Erfahrungen aus der Schulzeit äußern – vertreten durch ihre Jahrgangsstufensprecher. Zunächst blickte Miran Rida auf die dank Corona ganz spezielle Unterrichtsform zurück und freute sich doch irgendwie: „Zum Glück konnten wir jetzt zum Schluss die Lehrer nerven und sie uns.“ In jedem Absatz seiner Rede gab es Seitenhiebe auf die Lehrerschaft, die sicher von jenen verstanden wurden, die gemeint waren. Zum Ende wurde Rida ernst und wertschätzend: „Ich bin selbst das älteste Kind von zwei Kriegsflüchtlingen, die kein Abi machen konnten und die keinen Abiball feiern durften. Deshalb bin ich froh, dass ich dieses Privileg genießen konnte – und das sollten wir alle zusammen feiern und dankbar dafür sein.“

„Nicht schwierig, sondern anders“

Ebenso eloquent und sympathisch sprach Amelie Reichelt darüber, dass ihr Jahrgang „nicht schwierig, sondern anders“ gewesen sei und gab zu, dass ihr das Gymnasium doch irgendwie ans Herz gewachsen ist: „Irgendwie hatte diese kleine Schule in Schrobenhausen etwas.“ Jetzt sei mit dem Abi zwar das Ziel erreicht, aber es warte noch so viel Spaß: „Steuern, Rechnungen, schreiende Kinder“ und damit fange dann alles wieder von vorn an. Mit Blick auf das Abitur stellte sie fest: „Wir können einfach stolz sein.“

Ähnliches hatte Stadtpfarrer Bühler in seiner Ansprache im ökumenischen Gottesdienst, den er gemeinsam mit Andrea Hamel sehr festlich abhielt, angesprochen: Die Abiturientinnen und Abiturienten gingen mit einer Mischung vieler Gefühle durch den Festtag: „Erleichterung, Stolz, Freude, Dankbarkeit, Erwartung, Spannung und vielleicht auch Angst. Alles – auch das heutige Abschiednehmen und der baldige Beginn eines neuen Lebensabschnitts stehen unter dem Gesetz der Zeit.“ Sehr gelungen musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von Schülern der Q11 – vorbereitet von Rita Brunner – und vom Organisten Wolfgang Hiltner in wechselnden Besetzungen: Orgel, Trompete, Flöte, Geige, Akkordeon und Stimmen kamen zum Einsatz.

Auch bei der Feier bewiesen die jungen Menschen ihr musisches Talent, das am Gymnasium gefördert wird. Das Vokalensemble mit dem Titel „You`ve got a friend“, das beeindruckende Klavier- und vor allem Violinspiel von Carla Dittrich und Rebecca Glück, der kraftvolle Kurz-Gig von Felix Rudel (E-Bass), Samuel Zavodnik (E-Gitarre) und Martin Zuber (Schlagzeug) bekamen verdient-kräftigen Applaus. Das Orchester unter Leitung von Rita Brunner und die Bigband unter Regie von Robert Alonso waren weitere Highlights und beschlossen das Ende der offiziellen Verabschiedung. Danach wurde noch lange gemeinsam gefeiert.

SZ