Riedenburg
Spukgeschichten auf der Spur

Das Buch „Geheimnisvolles Ostbayern“ greift regionale Mysterien auf

14.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:37 Uhr

Gruselige Sagen werden im Buch „Geheimnisvolles Ostbayern“ aufgearbeitet. Foto: Erl

Essing/Regensburg – Wer hat nicht schon einmal mit Gänsehaut über den Rücken an verruchten historischen Orten gestanden, in mystischen Mondnächten sich in schaurig-wohligen Gedanken verloren oder an alte, unheimliche Geschichten erinnert, die manche Großeltern noch erzählt haben? Ostbayern hat viele dieser Geschichten, die scheinbar nicht mehr in unser aufgeklärtes, effizientes, strikt logisch-naturwissenschaftlich ausgerichtetes Weltbild passen. Immerhin 18 Autorinnen und Autoren des Schriftstellerverbandes Ostbayern haben sich auf die Suche nach solchen Geschichten begeben und sind den Geheimnissen von 18 ostbayerischen Orten nachgegangen.

Nicht in der Weise, dass sie die Gruselgeschichten über die „Drud“ und über Irrlichter der umhergeisternden armen Seelen noch gruseliger breitklopfen. Viel eher im Gegenteil nutzen sie ihr Sprachtalent, um die Geschichten um einen sicherlich historischen Kern in einen Bezug zu unserer digital-nüchternen Zeit zu setzen. Mehrfach spinnen sie den Faden dabei fort und überraschen mit Lösungen, an die unsere Großeltern-Generation nicht einmal im Traum gedacht hätte – ohne allerdings dabei dem Kern dieser Geschichten ihren Zauber zu nehmen. Die Autorinnen und Autoren schenken diesen Sagen und Mythen aus Ostbayern damit auch eine über die Tagesaktualität vieler reißerischen Schlagzeilen hinaus reichende Berechtigung.

Die Autorin Angela Kreuz beispielsweise hat in ihrer Geschichte „Die Entdeckung“ die steinzeitlichen Funde in den Klausenhöhlen bei Essing aufgegriffen, wo das Skelett eines vor 34000 Jahren begrabenen Mannes gefunden und im vergangenen Jahr in der „Eiszeit“-Ausstellung in Rosenheim gezeigt wurde. Ihre Version seines Todes schafft die emotionale Verbindung über die Jahrtausende hinweg zu Empfindungen, die auch heute Menschen in gleicher Weise berühren.

Eine der bekanntesten Sagen in der Oberpfalz ist sicherlich die von der Weißen Frau von Burg Wolfsegg. Klara von Helfenstein soll dort im 15. Jahrhundert von ihrem Gemahl Graf Ulrich von Laaber auf den Verdacht des Ehebruchs hin ermordet worden sein. Seither spukt die Edelfrau als weiße Lichterscheinung in den Burgmauern – so die Legende. Wie nun die Autorin Marita A. Panzer ihre Protagonistin Clarissa agieren lässt, um deren namensähnliche Klara von Helfenstein vom Spuk-Fluch zu befreien und welchen Bezug sie dabei zu Riedenburg herstellt, lässt ihre sympathische Anteilnahme an dieser Geistergeschichte spüren.

Die Schreibstile der Autorinnen und Autoren sind so unterschiedlich wie ihre Herangehensweisen an das jeweilige Thema. Immer aber lassen sie das Interesse an den Inhalten und die Liebe samt Verbundenheit zur jeweiligen Region erkennen. Die Geschichten lesen sich in diesen dunklen Winternächten zudem eher den Themen zugewandt als an heißen Sommerabenden.

Das unterhaltsame und zu einer historischen Spurensuche anregende Buch „Geheimnisvolles Ostbayern“ ist im SüdOst Verlag erschienen und zum Preis von 19,90 Euro im Buchhandel als Teil der Reihe „Die anderen Seiten Ostbayerns“ erhältlich.

err