Schule und Stadt geprägt
Riedenburg: Schwester Oberin Beatrix Riegelsberger stirbt im Alter von 86 Jahren

30.06.2023 | Stand 14.09.2023, 22:16 Uhr

Im Jahr 1979 übernahm Schwester Beatrix die Schulleitung in St. Anna. Für ihre Verdienste erhielt sie das Bundesverdienstkreuz und die goldene Verdienstmedaille des Landkreises. Foto: Rast (Archiv)

„Der Tod ist immer da, er gehört zum Leben. Jeder, der glaubt, wird leben in Ewigkeit.“ Mit diesen Sätzen hat Schwester Oberin Beatrix Riegelsberger anlässlich ihres 80. Geburtstags kundgetan, dass sie keine Angst vor dem Sterben habe.



Am Donnerstagmorgen ist sie mit 86 Jahren hinübergegangen zu ihrem Schöpfer in die Ewigkeit. Sie starb nach kurzer und schwerer Krankheit am frühen Donnerstagmorgen in einem Regensburger Krankenhaus, wie Schwester Elisabeth im Gespräch mit unserer Zeitung bestätigt. Mit Schwester Beatrix verliert das Kloster St. Anna seine Oberin, die Mädchenrealschule St. Anna ihre ehemalige Direktorin und die Stadt Riedenburg eine überaus engagierte Ordensfrau, die für ihre Verdienste 2009 sogar mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt wurde.

Schwester Beatrix wurde als Ingeborg Magdalena Riegelsberger 1936 in Altmannstein geboren, wo sie mit drei Brüdern und einer Zwillingsschwester aufwuchs. Ihren Eltern gehörte das Sägewerk in Hexenagger. Schon als kleines Mädchen wusste sie, dass ein Leben im Kloster ihre Berufung sein würde, erzählte sie an ihrem 80. Geburtstag. Nach dem Besuch des Gnadenthal-Gymnasiums in Ingolstadt machte sie dort 1957 Abitur. In München und Heidelberg studierte sie Englisch und Deutsch, um Lehrerin zu werden. Ihre Eltern hatten darauf bestanden, dass sie vor dem Eintritt ins Kloster eine ordentliche Ausbildung absolvieren sollte.

Mit 28 Jahren trat sie in das Riedenburger Klarissenkloster ein

Nach mehreren Auslandsaufenthalten und der Referendarzeit in Bayreuth trat sie mit 28 Jahren in das Riedenburger Klarissenkloster ein, um fortan dort zu unterrichten. Nach einem Jahr folgte die Einkleidung. Aus Ingeborg Magdalena wurde Schwester Beatrix, was ihr Wunsch-Ordensname gewesen war.

1979 übernahm sie die Schulleitung. Mit strenger Hand bestimmte sie über Jahrzehnte das Geschehen in St. Anna. Dass es ihr immer wichtig war, Generationen von Schülerinnen neben Wissen auch Werte und ein christliches Menschenbild zu vermitteln, beweist bis heute der ausgezeichnete Ruf der Mädchenrealschule.

2006, als sie nach 27 Jahren die Leitung der Bildungseinrichtung niederlegte, gelang es ihr, die Schule dauerhaft zu erhalten. Unter der Leitung des damaligen Bischofs Gerhard Ludwig Müller wurde eine Schulstiftung gegründet.

Nicht nur mit dem Bundesverdienstkreuz wurde sie ausgezeichnet, auch der Landkreis Kelheim würdigte ihr Engagement 1996 mit der goldenen Verdienstmedaille.

Noch sieben Nonnen leben in St. Anna

Oberin war sie von 1985 an bis zu ihrem Tod. Lebten damals noch 36 Nonnen in St. Anna, ist ihre Zahl zwischenzeitlich arg zusammengeschrumpft, insgesamt sieben sind es nun nach ihrem Tod, die beiden indischen Ordensfrauen eingerechnet.

Riedenburgs Bürgermeister Thomas Zehetbauer (CWG) sagt zum Tod der Ordensfrau: „Das hat mich wirklich getroffen, ich habe sie sehr geschätzt.“ Persönlich habe er sie kurz nach seinem Amtsantritt kennengelernt. „Das erste Gespräch mit ihr war sehr herzlich und intensiv“, erinnert er sich. „Wir haben uns danach immer wieder zu Gesprächen getroffen. Ich bin gerne ins Kloster gekommen“, sagt er weiter. Genauso wie an das erste Treffen erinnert er sich auch an das letzte noch ganz genau. „Meine Frau ist im Kloster zur Schule gegangen, als Schwester Beatrix Lehrerin war. Sie meinte, ich soll doch mal mit meiner Frau vorbei kommen.“ Dieser Wunsch wurde verwirklicht – und war auch das letzte persönliche Treffen zwischen der Ordensschwester und dem Bürgermeister, der Schwester Beatrix als „sehr prägend“ für das Kloster und den schulischen Bereich in Riedenburg bezeichnet.

„Sie hat große Verdienste gehabt“

Ruhestandspfarrer Hans-Josef Bösl aus Painten erzählt im Gespräch mit unserer Zeitung, dass er Schwester Beatrix vor rund 20 Jahren kennengelernt hat. „Sie war eine markante Persönlichkeit“, sagt er. Sie habe gewusst, was sie wollte, und glasklare Entscheidungen getroffen. „Sie hat große Verdienste gehabt“, sagt er. Unter anderem, indem sie die Schule der Schulstiftung der Diözese Regensburg zugeführt hat. „Sie hat in Weitsicht die Existenz der Schule gewährleistet.“

Schulleiter der St.-Anna-Mädchenrealschule Christian Fackler beschreibt Schwester Beatrix mit den Worten „herzlich, offen, wohlwollend und voller Unterstützung“. Kennengelernt haben sich die beiden bei Facklers Amtsantritt im Jahr 2014. Dabei stand sie Fackler und seiner Familie unterstützend zur Seite: „Sie hat uns die Wohnungssuche erleichtert“, blickt er zurück. „Wir durften erstmal in eine Wohnung ziehen, die zum Kloster gehört.“ Sie sei zudem für die Familie da gewesen, als bei der jüngsten Tochter eine Krankheit diagnostiziert wurde. „Sie war für die Kinder wie eine weitere Oma“, sagt Fackler.

Ihre letzte Ruhestätte wird Schwester Beatrix auf dem Friedhof des Klosters St. Anna finden – im Kreise der Mitschwestern, die ihr im Tode vorausgegangen sind. Der Termin für die Beisetzung steht noch nicht fest, lediglich dass das Requiem in der Klosterkirche von Pfarrer Bösl gehalten wird.

DK