ÖPNV Kelheim-Saal
Neuer Seilbahn-Vorstoß: Abzweig nach Ihrlerstein vorgeschlagen

21.07.2023 | Stand 13.09.2023, 6:47 Uhr

Ein Beispiel für eine urbane Seilbahn kann man dieser Tage in Mannheim besichtigen. Dort wurde für die Bundesgartenschau eine temporäre Seilbahn über den Neckar gebaut. Vertreter des Landratsamtes und der Stadt Kelheim wollen kommende Woche zu Informationszwecken die Mannheimer Seilbahn besuchen. Symbolbild: Uwe Anspach/dpa

Von Etienne Nückel

Was als Witz im Internet begann, hat sich nun zu einer ernstzunehmenden Idee entwickelt: Ein Abzweig der geplanten Seilbahn Kelheim - Saal nach Ihrlerstein.



Dieser Vorschlag aus einer Projektarbeit der OTH Regensburg, die am Donnerstag im Mobilitätsausschuss des Landkreises vorgestellt wurde, könnte durchaus neues Öl ins Feuer der hitzigen Debatte um das Seilbahnprojekt gießen.

Während dieser Tage die Ausschreibung für die Machbarkeitsstudie zur „Smart Urban Connection“ ausgeschrieben wird (bis 25. Juli), laufen Gegner des Projektes Sturm. Das Bürgerbegehren der Freien Wähler Kelheim hat bereits die zur Einreichung in den Stadtrat erforderliche Zahl der Unterschriften erreicht. In Saal läuft ebenfalls ein Bürgerbegehren der Wähler für Wähler (WfW).

Die OTH-Professoren Ulrich Briem und Stefan Galka stellten den Kelheimer Kreisräten nun eine Idee vor, die nicht weniger, sondern sogar mehr Seilbahn vorsieht: Ein Konzept für ein urbanes Seilbahnnetz in Kelheim mit einer Linie nach Ihrlerstein.

Seilbahn Kelheim-Saal könnte zum Seilbahn-Netz ausgebaut werden



Die ursprünglich geplante Strecke vom Bahnhof in Saal zum Wöhrdplatz in Kelheim würde demnach ergänzt werden. Eine Zwischenstation soll im Bereich des Netto-Marktes an der Europabrücke entstehen. Dort würde eine weitere Seilbahn-Linie nach Ihrlerstein führen. Die Station befände sich bei des Feuerwehrhauses Ihrlerstein, Zischenstationen gäbe es bei der Kreuzung Haupt- und Sudetenstraße und bei der Waldbauernschule. Diese Stationen waren in der Präsentation auf einem Kartenausschnitt eingezeichnet, präzise Beschreibungen der Standorte wurden nicht genannt. Der Abzweig würde über eine Art „Kreisverkehr“ angebunden werden.

Ihrlersteins Bürgermeister Thomas Krebs (SPD) sagt auf Nachfrage, er verhalte sich „neutral“ zu der Idee. Wenn die Machbarkeitsstudie ergeben sollte, dass eine Anbindung Ihrlersteins sinnvoll wäre, würde er dafür stimmen – sofern sich in einem Bürgerentscheid eine Mehrheit fände. Schon jetzt sei der ÖPNV in Ihrlerstein sehr gut, werde aber „sehr wenig genutzt“.

Das am Donnerstag vorgestellte Konzept hatten Briem und Galka in einer Projektarbeit über zwei Semester mit zehn Studenten des Masterstudiums Maschinenbau entwickelt.

Wie ist dieser Vorstoß einzuordnen? Laut Briem handelte es sich um einen „Debattenbeitrag“. Das Landratsamt teilt mit, die OTH habe die Projektarbeit aus eigenem Interesse gestartet. Briem hatte bereits für Regensburg eine Projektarbeit für eine Seilbahn erstellt. Diese Pläne liegen derzeit auf Eis, weil dort das Stadtbahn-Projekt favorisiert wird (die MZ berichtete).

Nicht ausgeschlossen ist allerdings, dass sich noch Änderungen an der Streckenführung ergeben: „In der Machbarkeitsstudie werden neben einer Grundverbindung (Saal-Kelheim) auch Alternativen geprüft“, teilt das Landratsamt mit.

Laut Landrat Martin Neumeyer handelte es sich bei der Vorstellung der OTH-Projektarbeit um reine „Information“. Daher waren Fragen und eine Diskussion im Anschluss an den Tagesordnungspunkt nicht zugelassen. Kreisrat Andreas Fischer (SLU) kritisierte das am Ende der Ausschusssitzung – er habe durchaus Fragen gehabt. Briem trat im Mobilitätsausschuss als Befürworter urbaner Seilbahnen auf. Als Verkehrsmittel seien die jetzt „dran“: Seilbahnen haben demnach eine hohe Transportfrequenz und -kapazität bei vergleichsweise niedrigen Kosten und geringem Energiebedarf. Außerdem sei eine Seilbahn vergleichsweise schnell auf-, aber auch wieder abgebaut. Bauzeiten können unter einem Jahr liegen.

OTH-Professor denkt laut über Seilbahn nach Weltenburg nach



Neben dem Streckenverlauf wurde in der OTH-Projektarbeit anhand einer Simulation die Kapazität des vorgestellten Seilbahn-Modells untersucht. Auch hohe Fahrgastzahlen könnten demnach ohne lange Wartezeiten bewältigt werden.

Zum Schluss des Vortrages stellte Briem noch eine „Vision für Kelheim“ vor: Ginge es nach ihm, würde er die Strecke nicht am Wöhrdplatz enden lassen, sondern weiterführen. Und zwar zu einer Zwischenstation unterhalb der Befreiungshalle, von dort zum Kloster Weltenburg und zum Kloster-Parkplatz. Da dürften nicht nur Seilbahngegner schwer schlucken. Das Landratsamt stellt klar: Es handelte sich dabei um Briems persönliche Visionen, „die nichts mit bisherigen Planungen zu tun haben“.