Achterbahnfahrt der Gefühle
Miro Lippoldt aus Ihrlerstein hat einen Liebesroman mit queeren Charakteren geschrieben

04.01.2024 | Stand 04.01.2024, 5:00 Uhr

Viel Energie und Leidenschaft steckt im ersten Roman von Jungautor Miro Lippoldt. Foto: Göthel

Liebesromane gibt es unglaublich viele. Besonders bei jungen Menschen boomen unter den Begriffen „young adult“ und „new adult“ Romane, in denen es um die Herausforderungen und Probleme von jungen Erwachsenen geht. Genau darüber schreibt der 21-jährige Miro Lippoldt aus Sausthal bei Ihrlerstein in seinem Debütroman „Kopfgefickt: Schockverliebt“.

Allerdings sind die Protagonisten in seiner in Teilen sehr düsteren Liebesgeschichte queer und haben mit psychischen Problemen wie Depressionen und Angststörungen zu kämpfen. Im Gespräch mit unserer Zeitung hat Lippoldt darüber gesprochen, wie er zum Schreiben gekommen ist und warum er es wichtig findet, Themen wie mentalen Problemen und Liebesbeziehungen abseits der heterosexuellen Norm eine Stimme zu geben.

Ausgleich zum Journalismusstudium



Miro Lippoldt studiert seit 2020 Ressortjournalismus und schreibt in seiner Freizeit – auch als „Ausgleich“ zu den journalistischen Texten – an seinen Geschichten. Selbst liest er gerne queere Geschichten über das Erwachsenwerden und die Liebe, aber auch Dystopien und etwas Fantasy. „Ich habe mir als Jugendlicher immer mehr queere Geschichten, die tiefgreifend auf mentale Probleme eingehen, gewünscht. Irgendwann habe ich dann angefangen, sie selber zu schreiben“, erzählt er. Für sein Buch gibt Lippoldt eine Triggerwarnung, denn das Buch enthält Beschreibungen von psychischer und körperlicher Gewalt, selbstverletzendes Verhalten, Depressionen und Angststörungen, Andeutungen sexueller Akte sowie Suizidgedanken.

Protagonisten mit psychischen Problemen



Der Titel des Romans „Kopfgefickt: Schockverliebt“ verweist ohne schöne Umschreibungen, durchaus derb auf die psychischen Probleme der Protagonisten und die emotionale Achterbahn ihrer Gefühle für einander. Der 18-jährige Linus ist depressiv und denkt daran, sich das Leben zu nehmen. Seit Jahren wird er von Riot, so hat er die Stimme in seinem Kopf genannt, gequält und gedemütigt. Doch dann stolpert Ruben in sein Leben. Ruben wird unglaublich wichtig für Linus, sein persönlicher Sonnenschein. Aber auch Ruben hat mit Problemen zu kämpfen. Eine Weile geht alles gut, doch bald holt Linus die Realität wieder ein und Riots Stimme ist lauter denn je. Es läuft alles auf die Frage hinaus: Genügt Rubens Sonnenschein, um Linus’ dunkle Wolken zu vertreiben?

Depressionen verständlich darstellen



„Mit Riot, der Stimme in Linus‘ Kopf, habe ich versucht, Depressionen für nicht Betroffene zu beschreiben und damit psychische Probleme verständlicher zu machen“, erklärt Lippoldt. „Es gibt in Büchern, immer noch zu wenige Charaktere mit mentalen Problemen und zu wenig Liebesgeschichten, in denen sich Depressionen nicht einfach in Luft auflösen, sobald die depressive Person verliebt ist und einen Partner gefunden hat.“

Die Liebe zum Schreiben hat Lippoldt mit 16 Jahren gepackt: „Ich habe den Film ,Maze Runner‘ gesehen und war mit dem Ende unzufrieden, vor allem damit, was mit meinem Lieblingscharakter Newt passiert ist. Also hab ich einfach mein eigenes Ende geschrieben – mit einem Happy End für Newt.“

Weiter ging seine Reise als Autor mit dem Schreiben von Fanfiction in Internetforen. Hier habe ihn dann ein sehr treuer Leser dazu motiviert, immer weitere Kapitel zu veröffentlichen und die Geschichte um Linus und Ruben weiterzuspinnen und tatsächlich auch zu beenden. Nach einigen Überarbeitungen ist daraus schließlich ein 412 Seiten starker Roman entstanden.

Jugendbuchautor Adam Silvera ist ein Vorbild



Jemand, der ihn bei seinem Schreiben inspiriert hat, ist der US-amerikanische Jugendbuchautor Adam Silvera, sagt Lippoldt. Er verfasst ebenfalls schwule Liebesromane, sein Roman „Am Ende sterben wir sowieso“, schaffte es auch in Deutschland auf die „Spiegel“-Bestsellerliste. Ihm gefällt es, wie lebensnah Silvera schreibt und doch auch fantastische Inhalte, wie das Vorhersagenkönnen von Todeszeitpunkten, miteinfließen lässt.

Lippoldts Erstlingswerk ist am 26. November als Hardcover, Taschenbuch sowie als E-Book erschienen. Alle Varianten sind über Lippoldts Homepage www.mirolippoldt.com zu erwerben, das E-Book ist auch bei Amazon und Thalia zu finden. Auf der Homepage gibt es außerdem Buchpakete, bei denen Charakterkarten, kleine Drucke der Hauptpersonen gezeichnet im Manga-Stil, beigelegt sind.

Zweiter Band erscheint bereits im März



Für alle, die von der düsteren Liebesgeschichte um Linus und Ruben nicht genug bekommen können, hat Lippoldt gute Nachrichten: „Band zwei habe ich schon geschrieben, es braucht aber noch etwas Feinschliff. Er wird voraussichtlich im März erscheinen.“