Riedenburg
Leere Äcker schon Anfang August

Landwirte sind mit der Ernte grundsätzlich zufrieden – Preise unterliegen großen Schwankungen

03.08.2022 | Stand 22.09.2023, 20:21 Uhr

Bereits Anfang August liegt schon ein Hauch von Herbst über den Feldern um Riedenburg, denn diese sind weitgehend abgeerntet. Foto: Erl

Von Lorenz Erl

Riedenburg – Die alte Binsenweisheit, dass mit dem Beginn des Riedenburger Volksfestes die letzten Erntewagen von den Feldern den Weizen einfahren, gilt schon längst nicht mehr. Seit einigen Jahren hat sich die Getreideernte zusehends nach vorne verschoben. Auch heuer sind die Felder in den ersten Augusttagen bereits leer und viele Äcker sind umgebrochen. Eine frühe Herbst-Stimmung schleicht sich über die Landschaft.

„Die trockenen Juni- und Julitage haben das Getreide vorzeitig reifen lassen und die warmen Frühlingswochen der vergangenen Jahre haben dazu beigetragen, dass das Getreide immer früher ausgesät werden konnte“, erklärt Robert Schöls aus Frauenberghausen zu diesem Effekt des Klimawandels. Der Stellvertretende Bauernverbandsobmann im Landkreis Kelheim ist mit der diesjährigen Ernte aber grundsätzlich zufrieden. „Mein persönlicher Eindruck ist: Es war eine maximal durchschnittliche Ernte. Der Eiweißgehalt für die Braugerste passt und der aktuelle Preis ist auch in Ordnung“, sagt er.

Allerdings hängt der vom Geschehen auf den Weltmärkten und der Entwicklung in der Ukraine ab. Für Raps und Weizen gelten nach seiner Erfahrung die gleichen Parameter. „Die Rapserträge waren leicht überdurchschnittlich und der Preis ist nicht schlecht. Aber der ist sehr spekulativ und unterliegt großen Schwankungen“, weiß der Landwirt. Die Getreideernte in unserer Region hält er nach seinen Eindrücken bis auf ein paar wenige Restbestände für abgeschlossen – bereits zwei Wochen vor dem Beginn des Riedenburger Volksfestes.

Als Spezialist für Braugerste blickt Helmut Rast von der Riedenburger Malzfabrik über die eigene Region hinaus. Er erkennt ein starkes Nord-Süd-Gefälle beim Ernteertrag. Nachdem es im Norden erheblich weniger geregnet hat als südlich der Altmühl, verortet er dort deutlich weniger Erträge als in den feuchteren Gebieten. „Aber es wurde eine gute Qualität geerntet und die Lieferverträge wurden alle erfüllt“, weiß Rast zu berichten.

Die beste Qualität für Braugerste, wenig Eiweißgehalt und einen hohen Vollgerstenanteil, bestätigt Georg Moser vom gleichnamigen Landhandelsunternehmen in Haidhof. Er hat die Erfahrung gemacht, dass die Erträge in hohem Maß vom verfügbaren Wasser abhängig waren. „Auf der Jurahöhe um Perletzhofen hat es wenig geregnet. Aber man kann nicht mehr sagen, dass die Verhältnisse in der Nachbarortschaft ebenso sind.“

Der Preis für Braugerste liegt zwar mit 37,50 Euro je Doppelzentner relativ hoch, „aber bei diesen labilen Märkten weiß keiner mehr, wo die Reise hingeht“, lautet seine Einschätzung. Auch die Rapsernte war durchschnittlich und in der Qualität gut. Aber die in Deutschland geerntete Rapsmenge könne die Sonnenblumenmenge für Speiseöle aus der Ukraine nicht ersetzen. Mit einem aktuellen Marktpreis von 60 bis 80 Euro je Doppelzentner liegt der Ertrag für Raps zwar weit höher als bei 35 Euro je Doppelzentner aus dem Vorjahr. „Die Ware wird gebraucht“, ist Mosers Erklärung dazu. Aber nachdem die Düngerkosten um das Vierfache im Vergleich zum Vorjahr und auch die Dieselkosten gewaltig gestiegen sind, bleibt der Gewinn für den jeweiligen Landwirt überschaubar.

Für Weizen hat sich das trockene Jahr unter den wichtigsten Getreidearten am nachteiligsten ausgewirkt. Moser mutmaßt, dass witterungsbedingt rund 20 Prozent weniger Weizen eingefahren wurde als in einem durchschnittlichen Jahr. Ein Problem für die eigene Versorgung sieht er darin aber nicht. „Deutschland ist nicht auf Importe angewiesen. Die heimische Ernte wird vorwiegend für die Eigenversorgung in Deutschland und der EU verwendet“, weiß er. In der Preisgestaltung allerdings hängt der heimische Markt wieder vom Weltmarkt und damit von den Entwicklungen in der Ukraine ab.

DK