Riedenburg
Jahrmarkt auf Sparflamme

Besucherstrom nimmt erst mit der Nachmittagssonne zu – Weit weniger Fieranten als angekündigt

12.09.2022 | Stand 12.09.2022, 5:00 Uhr

Von Lorenz Erl

Riedenburg – Die Regenfälle der vergangenen Tage und vor allem in der Nacht zuvor haben dem herbstlichen Gewerbemarkt in Riedenburg zugesetzt. Wo sich in früheren Jahren tausende Menschen zwischen den Budenreihen drängten und einen quirligen Spätsommertag genossen, herrschte diesmal vorwiegend entspannte Weite.



Wer das diesmal recht ruhige Markttreiben in Riedenburg am gestrigen Sonntag dennoch unter einem positiven Licht betrachten wollte, beschrieb die Situation so wie Wolfgang Klein aus Nusshausen: „Das ist heute ein selektives Wetter. Denn es kommen tatsächlich die Leute, die sich für uns interessieren.“ Klein ist mit seinem Bad- und Sanitärunternehmen schon seit 30 Jahren als Aussteller auf diesem Herbstmarkt vertreten und hat somit alle Wettervarianten von spätsommerlicher Hitze bis Dauerregen erlebt. „Bei Tausenden Besuchern würden sich alle anderen ohnehin nur vorbeidrücken. Heute haben wir umso mehr Zeit, die Kontakte zu unseren Kunden zu pflegen“, meinte er mit einem optimistischen Blick in den Himmel. Ohnehin sieht er diesen Gewerbemarkt immer schon nicht als Verkaufsveranstaltung. Vielmehr geht es ihm und seinen Mitarbeitern dabei um den Kontakt zu den Kunden und darum, auf neue Entwicklungen in seinem Fachgebiet hinzuweisen.

In der Tat blieb der sonst gewohnte Besucheransturm auf den Gewerbemarkt diesmal schon von den ersten Stunden an aus. Und auch dort, wo sich sonst die Fieranten, andere Gewerbebetriebe, Kleinhändler und Imbissstände bis hin zu den ersten Autoausstellern in der Uferstraße drängten, blieben diesmal viele Stellplätze am Straßenrand leer. Offenbar hatten wohl die schweren Regenfälle der frühen Morgenstunden viele der 70 angekündigten Fieranten und Aussteller davon abgehalten, die Fahrt nach Riedenburg anzutreten und ihre Verkaufsstände aufzuschlagen. Dementsprechend waren neben Klein als regionaler Gewerbetreibender nur mehr ein paar Autofirmen mit ihren neuesten Fahrzeugen entlang der Uferstraße vertreten. Auch die Zahl der Händler, die so einen Warenmarkt bunt und attraktiv machen, war an zwei Händen abzuzählen.

Als eine von ihnen hatte Brigitte Brunner aus Nürnberg ihren Gewürzstand an der Ecke zur Mühlstraße aufgebaut. Sie ist ebenfalls seit 30 Jahren auf dem Gewerbemarkt vertreten und kennt auch die sonnigen Tage. „Der Markt ist heute etwas verkleinert. Aber ob ich enttäuscht bin, das kann ich erst abends sagen. Und es ändert sich auch nix, wenn ich mit griesgrämiger Miene an meinem Stand stehe“, lächelte sie. Dieses Lächeln alleine schien schon werbewirksam zu sein. Kaum ein paar Minuten vergingen, bis die nächsten Kunden ihre Gewürzpäckchen in die Hand nahmen. „Gespräche gehören auf so einem Markt einfach dazu, sonst könnten die Leute ja gleich in den Supermarkt gehen“, ist Brigitte Brunners Geschäftseinstellung und so berät sie die Kunden nicht nur über die Aromaeigenschaften von Kardamom, Safran, Kreuzkümmel sowie tausend anderen Gewürzen. Die Fachfrau weiß auch um die gesundheitsfördernden Auswirkungen auf den Leib, die Gliedmaßen, die Organe und auf das körperliche Wohlbefinden.

Immerhin riss nachmittags der Himmel auf und ließ ein paar Sonnenflecken durchscheinen. Die Stimmung am Marktplatz war trotz des morgendlichen Regens gut, selbst wenn zur Mittagszeit längst nicht alle Bierbänke besetzt waren. Immerhin wurden die Besucher des Gewerbemarktes als besonderer Gaumenschmaus diesmal gleich mit zwei Ochsen am Grill verköstigt. Einer drehte sich im Biergarten von Josef Fuchs (siehe eigenen Bericht) und der andere Ochse drehte seine Grill-Runden am Marktplatz. „Unser Ochse hieß Benno, hatte ein Schlachtgewicht von 230 Kilogramm und sein Fleisch mit Knödel und Blaukraut reicht für 350 Personen“, erzählte Heike Riedl von der Ochsenbraterei Graf aus Hemau. „Anfangs war die Nachfrage wegen des schlechten Wetters nicht so gut, aber das wird schon“, war sie zuversichtlich. Zumal die Riedenburger Stadtkapelle unter Leitung von Florian Aschenbrenner nur wenige Meter entfernt vor der Krieger-Passage mit schmissiger Blasmusik für gute Laune sorgte. Zumindest in diesem Bereich reihten sich ein paar Marktstände mit Socken, Gewürzen, Südfrüchten und Obst sowie ein paar Wollartikeln aneinander.

Vermisst wurde in diesem Jahr natürlich der ausgedehnte Flohmarkt, der heuer angesichts der kurzen Vorbereitungszeit nicht mehr veranstaltet werden konnte. Auf dem gesamten Areal von der Mühlstraße bis zur Post-Kreuzung hatte nur ein Anbieter auf seinem privaten Grundstück einen Tapeziertisch voller Flohmarkt-Raritäten offeriert. Auch die Damen von der Tierhilfe ließen sich durch das anfangs schlechte Wetter nicht verdrießen und baten in einer Ecke des Marktplatzes um Spenden.

DK