Sie handeln bewusst
Herbert und Alexander Riepl aus Riedenburg bekommen Staatspreis für vorbildlichen Waldbau

08.12.2023 | Stand 08.12.2023, 17:13 Uhr

Gepflanzte Douglasien müssen als seltene Baumart inmitten der Naturverjüngung noch einzeln mit Draht vor den Rehen geschützt werden. Herbert (links) und Alexander Riepl schütteln den Schnee von den Zweigen. Förster Hubert Beslmeisl freut sich über deren waldbaulichen Erfolg. Foto: Erl

Die Brüder Herbert und Alexander Riepl aus Thann haben die Grundsätze für ihren 30 Hektar großen, auf vier Parzellen verteilten Familienwald, seit Jahrzehnten verinnerlicht. Denn Waldbau ist mehr als nur Bäume zu umarmen, von der Mystik der Natur zu schwärmen und dem Gezwitscher der Vögel zu lauschen.



Dieses Video haben wir bereits vor zwei Jahren mit den beiden Waldbauern gedreht.

Fundierten Waldbau auf eigener Fläche zu betreiben, bedeutet fundiertes Fachwissen, bewusstes Handeln in den jeweiligen waldbaulichen Phasen, anstrengendes Arbeiten und langfristiges Durchhaltevermögen.

Staatspreis für vorbildliche Waldbewirtschaftung



Im November wurden sie dafür von Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) bei einem Festakt in München mit einem Staatspreis für vorbildliche Waldbewirtschaftung ausgezeichnet. „So wie Sie klimatolerante Bäume pflanzen, sich für waldverträgliche Wildbestände einsetzen, den heimischen Öko-Rohstoff Holz vermarkten, leisten sie einen unverzichtbaren Beitrag zum Klimaschutz. Mit Ihrem Engagement bewahren Sie unsere wunderschöne Heimat für unsere Kinder und Enkel“, unterstrich die Ministerin beim Festakt.

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Welches Engagement und wie viel persönlicher Einsatz hinter der mit 1000 Euro dotierten Auszeichnung steht, offenbarte sich bei einem Waldspaziergang unserer Zeitung zusammen mit den beiden Brüdern und ihrem Betreuungsförster Hubert Beslmeisl vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Abensberg-Landshut.

Grundstock bereits vor 20 Jahren gelegt

Schon ihr Vater hatte entgegen der damaligen Waldbaudoktrin einige Buchen im vorherrschenden Fichtenwald belassen und damit einen Grundstock für ihre heutige vorausschauende Naturverjüngung gelegt. „Wir hatten vor 20 Jahren ein sehr gutes Gespräch mit unserem Betreuungsförster Hubert Beslmeisl, der uns zum Klimawandel und der Notwendigkeit eines zwingend notwendigen Waldumbaus die Augen geöffnet hat“, erinnern sie sich an diesen Schlüsselmoment.

Die beiden Brüder kommen ihrem Ziel näher



Dem Ziel der Brüder, vermehrt Buche aus natürlichem Anflug und noch weitere Baumarten einzubringen, sind sie seither in beeindruckender Weise nähergekommen. Bei Durchforstungen brachten sie durch die Entnahme von zu dicht stehenden Fichten Licht auf den Waldboden, um die Samen der Laubbäume keimen zu lassen. Wo Baumartenvielfalt im Altbestand nicht vorhanden war, pflanzten sie Tannen, Douglasien, Bergahorn und Elsbeere als Mischbaumarten. Die Jagd und damit die Reduzierung des Rehwildes, das bei zu hoher Wilddichte viel zu viele der jungen Triebe und Knospen abbeißt, sahen sie bald schon als Schlüssel für das Gelingen eines natürlichen Waldumbaus. Vor zwölf Jahren absolvierten beide erfolgreich die Jägerprüfung, übernahmen einen Revierteil mit großen Teilen ihres eigenen Waldes darin und mittlerweile funktioniert dort die Naturverjüngung auf der gesamten Jagdfläche selbst ohne Zaunschutz.

Wald mit artenreichem Nachwuchs



„Zäune bedeuten für den Waldbesitzer viel Arbeit, verursachen hohe Kosten und müssen ständig kontrolliert werden, damit sie auch rehwilddicht sind. Eine Naturverjüngung bekommen Waldbesitzer gratis und sie gibt dem Wald einen artenreichen Nachwuchs, der zudem standortsgerecht ist“, argumentiert Alexander Riepl, der zugleich auch Vorsitzender der Jagdgenossenschaft in Thann ist.

Jungbäume fehlender Baumarten bringen sie zur Bereicherung des Mischwaldes als Pflanzung ein, diese müssen allerdings durch Einzelschutz vor Rehverbiss geschützt werden. Auf den Flächen, die sie nicht selbst bejagen dürfen, funktioniert Naturverjüngung ohne Zaunschutz nach wie vor nicht. „Wenn mal der Knackpunkt überschritten und eine flächige Naturverjüngung vorhanden ist, haben auch Rehe wieder ein artenreicheres Biotop auf weiter Fläche zur Verfügung. Ein Zaun hingegen sperrt Rehe aus und reduziert ihren Lebensraum“, erläutert Herbert mit Blick auf eine dicht bewachsene Buchenverjüngung samt etlichen Tannen dazwischen.

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Motorsäge und Gewehr sind für die Brüder die wichtigsten Waldbauwerkzeuge. Für Förster Hubert Beslmeisl verknüpft das Brüdergespann jene drei Grundsätze, die für einen zukunftsfähigen Waldumbau im Klimawandel entscheidend sind. „Das sind waldbauliches Wissen, jagdliches Wissen und entsprechendes konsequentes Handeln“, betont der Fachmann. Ohne angepasste, moderne Technik allerdings funktioniere der Waldbau auch nicht und so sollten die Flächen mit Rückegassen erschlossen sein. Nur so kann gewährleistet werden, dass der Waldboden nicht mit schweren Maschinen befahren und dadurch zu Schaden des Wurzelwerks und der Bodendurchlüftung verdichtet wird. Der Staatspreis ist für Herbert und Alexander Riepl zwar eine Anerkennung ihrer jahrzehntelangen Arbeit für einen klimatoleranten, zukunftsfähigen Wirtschaftswald. Unterstützung wünschen sich die Brüder für die Waldbauern jedoch auch von der Politik im Bereich Jagd.

Unterstützung auch von der Politik gewünscht

Durch eine Anpassung der Jagdzeiten an die veränderten Klimaverhältnisse, durch Synchronisation der Jagdzeiten, durch Abschaffung der Pflichthegeschauen und durch den Wegfall der Abschusspläne für Rehwild würde die Umsetzung des jagdgesetzlichen Auftrages „Wald vor Wild“ wesentlich erleichtert werden, versichert Alexander Riepl. Die Brüder sind weiter davon überzeugt, dass diese Änderungen eine Stärkung der Rehwildpopulation insgesamt zur Folge hätten.

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