Gründung vor 40 Jahren
„Es ist gut, dass es die Freien Wähler gibt“

FW-Ortsverein Riedenburg feiert mit kommunalpolitischer Prominenz

10.03.2024 | Stand 10.03.2024, 11:14 Uhr

Aus Anlass des 40-jährigen Bestehens des FW-Ortsvereins Riedenburg überreichte der Kreisverbandsvorsitzende Christian Nerb (links) bei der Feier am Samstag eine Ehrenurkunde an den Riedenburger FW-Vorsitzenden Wolfgang Wirth. Foto: Rast

In Anwesenheit vieler Ehrengäste haben die Freien Wähler Riedenburg am Samstagabend ihr 40-jähriges Bestehen gefeiert. Der Ortsverein war im März 1984 gegründet worden, um der Dominanz der beiden C-Parteien im Riedenburger Stadtrat entgegenzuwirken.

Dennoch ließ es sich Bürgermeister Thomas Zehetbauer, er ist Mitglied der CWG, nicht nehmen, ein Grußwort zu sprechen.

Glückwünsche und eine Urkunde überbrachte Christian Nerb, der Vorsitzende des FW-Kreisverbandes (siehe eigenen Bericht). Bürgermeister Zehetbauer gratulierte ebenfalls zum runden Geburtstag. „Mit 40 Jahren steht man voll im Saft und ist voller Tatendrang“, sagte das Stadtoberhaupt. Er würdigte, dass die FW seit vier Jahrzehnten Riedenburgs Kommunalpolitik mitgestalteten.

Zehetbauer räumte allerdings ein, dass während dieser Zeit die Zusammenarbeit der FW mit der CWG und der CSU nicht immer einfach gewesen sei. „Die Kooperation der Freien Wähler mit der CWG ist aber wesentlich besser geworden und darüber bin ich froh“, sagte der Bürgermeister und verwies auf die Gestaltungsmehrheit, die nach der jüngsten Kommunalwahl gebildet worden sei und der unter anderem die Freien Wähler und die CWG angehören. Die Querelen der Vergangenheit seien überwunden. „Wir gestalten gemeinsam Riedenburg und das machen wir weiterhin so.“

„Kooperation von FW undCWG auf Basis der Vernunft“

Zehetbauer dankte Wirth und Sebastian Graf, sie würden viele Ideen und neue Aspekte in den Stadtrat einbringen, aber auch Kritik äußern. All das geschehe aber stets auf einer Basis der Vernunft. Zehetbauer lobte insbesondere den Dritten Bürgermeister Wirth für dessen „hohes Engagement“.

Der FW-Ortsvereinsvorsitzende erinnerte an die Anfänge und die Entwicklung der Freien Wähler in Riedenburg. Im Jahr 1984 sei die Stadt vor „richtungsweisenden Entscheidungen“ gestanden. Wirth nannte den damaligen Wechsel im Bürgermeisteramt, die Gestaltung des Marktplatzes und die Wahl zwischen einer Ein- oder Zwei-Brücken-Lösung. „Viele engagierte Bürger fühlten sich bei diesen wichtigen Fragen von der CSU-CWG-Mehrheit im Stadtrat nicht mehr vertreten und ernst genommen.“ Deshalb habe sich Widerstand formiert. So sei es am 9. März 1984 zur Gründung der Freien Wähler gekommen, die mit Herbert Ehrismann gleich einen eigenen Bürgermeisterkandidaten stellten. Dieser habe beim Duell mit Michael Schneider (CSU) mit knapp 37 Prozent der Stimmen einen „achtbaren Erfolg“ erzielt. Bei der Stadtratswahl hätten die Freien Wähler 22,5 Prozent der Stimmen errungen und danach mit Ehrismann, Friedrich Graf und Hans-Peter Schwägerl drei Mandatsträger gestellt.

Nach internen Unstimmigkeiten bei der Reihenfolge der Listenbewerber habe es bei der Kommunalwahl 1990 einen Rückschlag für die Freien Wähler gegeben, die Zahl der Stadträte sank auf zwei. Doch 1996 sei man wieder im Aufwind gewesen mit Ingrid Dräger zog eine erste FW-Stadträtin in das Gremium ein. Ludwig Riepl, Robert Pesl und Herbert Ehrismann vervollständigten das FW-Quartett. Noch besser schnitt man bei der Kommunalwahl 2002 ab, als es gelang, einen fünften Stadtrat aus den Reihen der Freien Wähler in das Gremium zu entsenden.

Leider habe sich der Aufwärtstrend bei der Kommunalwahl 2008 nicht fortgesetzt. Wie Wirth erklärte, habe es damals in Riedenburg erstmals sechs Listen mit Kandidaten gegeben. Deshalb hätten die Freien Wähler nach der Kommunalwahl nur noch zwei Stadträte gestellt. Noch schlechter habe es nach der Kommunalwahl 2014 ausgesehen, Thea Helmich habe danach als FW-Einzelkämpferin dem Stadtrat angehört.

„Wir konnten die Rolleder Opposition verlassen“

Eine Trendwende datierte Wirth auf das Jahr 2018. Damals habe es einen Generationswechsel gegeben, er selbst und Sebastian Graf würden seitdem dem Vorstand angehören und sie seien zwei Jahre später auch in den Stadtrat eingezogen. Gleichzeitig sei es endlich gelungen, das 1984 gesetzte Ziel zu erreichen, die Übermacht der C-Parteien im Stadtrat zu kippen. Seitdem würden die Freien Wähler eine wichtige Rolle in der Gestaltungsmehrheit spielen und stellten den Dritten Bürgermeister. „Wir konnten die Rolle der Opposition verlassen und mitregieren“, sagte Wirth.

Das Gründungsmitglied Hans-Peter Schwägerl erinnerte an die Anfänge 1983/84. Damals hätten Friedrich Graf, Jörg-Dietmar Barske, Ehrismann und er selbst den FW-Ortsverein Riedenburg aus der Taufe gehoben. „Die Freien Wähler sind nicht gefragt, aber es ist gut, dass es sie gibt“, lautete Schwägerls Fazit.

Viel Lob erntete die frühere Vorsitzende Thea Helmich, die anlässlich des Jubiläums eine umfangreiche Chronik erstellt hatte. Es sei nicht einfach gewesen, die 40 Jahre FW Riedenburg in ein Geheft zu packen, meinte sie. Helmich erinnerte auch an Altlandrat Franz Lang, der aufgrund seines Ansehens für die Freien Wähler von hoher Bedeutung gewesen sei.

rat