Tipps für Gartenfreunde
Bäume zuschneiden mit Wissen und Gefühl

Experte Klaus Thomas Petersik bringt Kursteilnehmern in Riedenburg den Obstbaumschnitt nahe

14.02.2024 | Stand 14.02.2024, 16:47 Uhr

Kursteilnehmerin Gerda Egerer aus Riedenburg hat sichtlich Spaß beim Zurechtschneiden der Obstbäume. 20 Frauen und Männer lauschten den Ratschlägen von Gartenfachberater Klaus Thomas Petersik rund um die Pflege von Obstbäumen. Fotos: Erl

„Halt, hier bitte nicht schneiden. Da ist noch eine Blütenknospe dran“, ruft Klaus Thomas Petersik einem seiner Eleven zu und spurtet mitten im Gespräch mit unserer Zeitung zum Apfelbaum. Wäre ja auch schade, wenn aus dieser Blüte später kein Apfel werden sollte. Der Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege im Landkreis Kelheim hat Adleraugen, wenn es um Obstbäume geht und er lebt seine Passion.

Immerhin 20 Frauen und Männer ließen sich vor kurzem von ihm nicht nur zeigen und erklären, wie der ideale Obstschnitt an Apfel-, Birnen-, Zwetschgen- und Quittenbäumen verlaufen sollte.

Vereinsfläche bietet ideales Übungsfeld

Der Obst- und Gartenbauverein Haidhof-Riedenburg hatte dazu eingeladen. Bereits zum dritten Mal innerhalb von drei Jahren. Und auch diesmal wieder war das Interesse – zumal bei einer Kursgebühr von nur sechs Euro – dafür groß. Auf der Vereinsfläche am Main-Donau-Kanal, die auch den Bienenlehrpfad beherbergt, stehen zahlreiche Obstbäume als ideales Übungsfeld.

„Bäume und Natur sind unsere Themen. Wenn man Ertrag haben will, muss man diese Bäume regelmäßig schneiden und auch wir nutzen das Wissen aus diesen Kursen gerne“, versichert die Vereinsvorsitzende Marina Fischer.

Vor ihrer offiziellen Begrüßung ist der Gartenfachberater schon ins interessierte Fachsimpeln mit den Seminaristen verstrickt. Das fängt nicht erst bei den Zweigen und Ästen an, sondern bereits bei den Wurzeln. Ein guter Tipp, der den Bäumen über die heißen Sommer hilft, ist dabei vielen neu: „Grabt je nach Größe des Baumes mehrere Löcher – eine Spatenbreite breit und zwei Spatenlängen tief – in gutem Abstand um die Bäume, füllt sie mit feinem Kies und gebt da regelmäßig Wasser hinein. So kann man Wasser direkt in den Wurzelbereich bringen“, verrät der Gartenprofi.

Auch das Weißkalken der Stammteile spricht er an, um die Bäume sowohl im Winter als auch im Sommer vor Hitzeschäden zu schützen. „Damit erleichtert man dem Baum das Leben“, versichert er. Natürlich wird Petersik auch nach Baumschädlingen wie Pilzen und Insekten, nach faulendem Obst und schrumpeligen Äpfeln gefragt und auch da hat er manchen wichtigen Rat parat.

Die Königsdisziplin jedoch ist der richtige Baumschnitt. Aber hier muss er seine Zuhörerinnen und Zuhörer erst mal enttäuschen. Denn eine General-Regel, nach der die sprießenden Zweiglein gestutzt werden müssen – die gibt es schlichtweg nicht. Wohl aber ein paar Grundsätze, doch auch die sind flexibel. „Das Gold der Gärtner sind die Knospen. Obstbäume zu schneiden ist sowohl eine Wissens- als auch eine Gefühlssache“, erläutert er. „Denn jeder Baum ist individuell zu sehen und auch das Ziel des Baumbesitzers ist mit ausschlaggebend“, klärt der Fachmann auf.

Daher lässt Petersik seine Eleven unverdrossen an die Bäume und erläutert ihnen mit der Schere in der Hand seine Grundsätze, nach denen er die jeweilige Schnittführung ansetzen würde. „Man sollte sich trauen, was zu schneiden. Es gibt dabei nur zwei tödliche Fehler: Erstens Bäume nicht zu schneiden oder zweitens Bäume zu extrem zu schneiden“, sagt er. So nimmt der Gartenberater seinen Schülerinnen und Schülern die Scheu vor dem gezielten Schnitt und regt das Gefühl dafür an. „Mi g‘freit‘s voll, wie die alle mitmachen. Die Leute schneiden und ich muss nur korrigierend eingreifen“, strahlt er selber vor Begeisterung über den Eifer in der Runde.

Teilnehmer sind von Tipps begeistert

Für Susanne Schmid aus Baiersdorf ist das alles Neuland. Die Sachbearbeiterin hat mit ihrem Mann auf einem ehemaligen landwirtschaftlichen Anwesen mit dem VöF zusammen eine Streuobstwiese am Dorfrand angelegt. „Ich mache den Kurs, um die Fläche später richtig pflegen zu können. Da habe ich jetzt schon etliche nützliche Tipps bekommen, auch um nachhaltiges etwas für die Selbstversorgung zu tun. Da hängt viel Arbeit dran und die wollen wir von Beginn an richtig machen“, versichert die junge Frau.

Gerda Egerer aus Riedenburg hat dagegen bereits Erfahrung. „Ich habe schon ein paar alte Bäume verschnitten und mit den neu gepflanzten will ich das besser machen“, gibt sie offen zu. Auch der Imker Manuel Merkl aus Riedenburg steht vor einer Herausforderung. Er und seine Frau haben ein großes Obstgrundstück übernommen, auf dem die Bäume gut 20 Jahre lang nicht gepflegt wurden. „Ich habe da bisher nur nach bestem Wissen und Gewissen gearbeitet. Aber heute habe ich in der kurzen Zeit schon mindestens zehn neue Sachen gelernt“, freut er sich über diese bestens investierte Freizeit.

err