Ersatzparty am Sonntag
Auflagen verhindern erneut Faschingsumzug im Besenbinderreich der MDA

01.02.2024 | Stand 01.02.2024, 16:56 Uhr

Rund 60 Jahre schlängelte sich der Faschingszug der MDA durch die Altmühldörfer. Seit Corona fand dann kein Umzug mehr statt. Strenge Auflagen sorgen dafür, dass keiner mehr die Haftung übernehmen möchte, so MDA-Vorsitzender Georg Breitmoser. Fotos: Erl

Am Sonntag vor dem Faschingswochenende hat im MDA-Besenbinderreich von Meihern, Deising und Altmühlmünster über Jahrzehnte hinweg Ausnahmezustand geherrscht. Ein prächtiger und fantasiereicher Faschingsumzug – einer der größten im ganzen Landkreis – schlängelte sich während gut 60 Jahren an diesem Tag durch die drei Altmühldörfer. Tausende Zuschauer säumten die Straßenränder und feierten oft bis in die späte Nacht mit den Maschkerern. Diese Zeiten aber sind wohl vorbei. Seit Corona fand kein Faschingsumzug mehr statt und nach Auskunft von Georg Breitmoser, dem aktuellen Vorsitzenden des MDA-Faschingsvereins, wird das auch so bleiben.

„Keiner wollte mehr die Verantwortung und die Haftung für das Spektakel übernehmen. Da kann eine private Existenz draufgehen. Ich mache keinen Umzug mehr“, nennt er als Grund für das Ende dieser einzigartigen Besenbinder-Gaudi.

Als Nachfahren der einstigen Besenbinder, die den Winter über Reisigbesen anfertigten und sie in den Sommermonaten als Flößer und Flussschiffer entlang des Main-Donau-Kanals verkauften, stellten die örtlichen Maschkerer ihren ganz speziellen Fasching in diese Tradition.

Wochenlange Vorbereitungen schaffen Gemeinschaft

Dabei steckte hinter dem MDA-Besenbinderfasching weit mehr als nur der Umzug durch die Dörfer. Bereits kurz nach Weihnachten verabredeten sich die Burschen und die Vereinsmitglieder der Dörfer und schmiedeten ihre Pläne, welches Thema sie denn für ihren Umzugswagen wählen sollten. Wochenlang trafen sich die einzelnen Gruppen dann in den Scheunen und Schuppen, sägten und zimmerten an Faschingswagen, gestalteten großflächig mit Pappe und Farbe und schafften es immer zeitgerecht, für den großen Umzugstag fertig zu werden. Nicht selten wurden vorher Bäume im Dorfsägewerk zu Latten und Brettern eigens für diese Wagen geschnitten. Und manchmal wurde sogar ein Schwein geschlachtet und verwurstet, damit die hungrigen Wagenbauer auch gehörig Brotzeit machen konnten.

Ein toller Nebeneffekt bei all dem war, dass sich in diesen Gemeinschaftsaktionen fortwährend lebendige Dorfgemeinschaften bildeten und sicherlich auch zum legendären Ruf des Zusammenhalts im Vereinsleben beitrugen. „Die Umzüge waren der Höhepunkt im Vereinsjahr und bei den Haussammlungen in den Tagen zuvor wurden die einzelnen Haushalte schon in die Veranstaltung mit eingebunden. Auch die Leute von auswärts bedauern, dass der MDA-Faschingsumzug nicht mehr stattfindet“, weiß Breitmoser.

Sicherheitskonzept mit großem Aufwand verbunden



Dass die Auflagen für solche Großveranstaltungen immer stringenter wurden, weiß auch Konrad Halbig (CWG) als Stadtrat und langjähriger Feuerwehrkommandant von Meihern. Noch in den Jahren vor Corona hatte er zusammen mit der damaligen MDA-Vorsitzenden Andrea Gabler ein Sicherheitskonzept entwickelt, das im Nachgang zum Umzug selbst von der Polizei als vorbildlich bezeichnet wurde. „Ich habe das 25 Jahre lang als Feuerwehrkommandant mitgemacht, es ist ein großer Aufwand damit verbunden. Ich bedauere es für die jungen Leute, dass es nun keinen Faschingsumzug mehr gibt, denn beim Wagenbauen hat sich immer eine gute Dorfgemeinschaft gebildet“, erinnert er sich.

Stadt Riedenburg kann nicht als Veranstalter auftreten

Die Genehmigung für einen Faschingsumzug erteilt zwar die Stadt Riedenburg, aber die Auflagen dazu kommen vom Landratsamt und der Polizei, wie Bürgermeister Thomas Zehetbauer (CWG) im Gespräch mit unserer Zeitung erläutert. Natürlich bedauert auch er, dass trotz finanzieller Förderung durch die Gemeinde und tatkräftiger Unterstützung durch den Bauhof kein Faschingsumzug mehr stattfindet. Zwar gab es auch schon die Überlegung, ob nicht die Stadt in die Verantwortung mit einsteigen könnte, aber hier sieht der Bürgermeister klare Grenzen. „Die Stadt kann nicht als Veranstalter eines Faschingsumzugs auftreten“, stellt er definitiv fest.

Alternativ zum bunt schillernden Gaudiwurm durch die Dörfer laden die MDA-Mitglieder an diesem Sonntag zur Faschingsparty nach Deising ein. „Es waren wirklich sehr schöne Umzüge. Aber nun machen wir eine kleinere Faschingssause, damit der Besenbinder-Fasching und der MDA-Verein nicht stirbt“, formuliert Breitmoser zur verbliebenen Alternative.

err