Altmannsteiner Partnergemeinde
Werner Engelmann: Acht Bilder für den Hüttenberger Pilgerpfad

26.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:22 Uhr

Ein tibetischer Gebetspfad in Österreich? In der Gemeinde Hüttenberg in Kärnten gehört der Lingkhor an der Felswand gegenüber dem Heinrich-Harrer-Museum ebenso zum kulturellen Erbe wie der Bergbau. Bereichert wird er nun von einer Kunstinstallation, die die acht Manifestationen des Padmasambhava, des Lotosgeborenen, zeigt. Fotos: K. Schmied

Ein besonderes Projekt hat mit der Vernissage in Hüttenberg seinen Abschluss gefunden: Für den tibetischen Pilgerpfad in der Altmannsteiner Partnergemeinde in Kärnten hat Werner Engelmann acht Bildtafeln gestaltet. Eine Delegation aus der Marktgemeinde wohnte dem Ereignis bei.



Padmasambhavas Pilgerreise zum tibetischen Pfad hat länger gedauert als geplant. „Und doch war es eigentlich g’schwind“, sagt Josef Ofner. Was am Ende herauskommen wird, das habe er sich am Anfang gar nicht vorstellen können. „Trotzdem habe ich gesagt, wir machen das – ohne zu wissen, dass es mehr als zwei Jahre dauern wird“, erzählt der Hüttenberger Bürgermeister weiter. Natürlich hatte Künstler Werner Engelmann bei besagtem Projekt seine Finger im Spiel. Einen achtteiligen Zyklus hat er bei sich daheim im Steinertal geschaffen. Er zeigt die acht Manifestationen des Padmasambhava auf 1,30 Mal zwei Meter großen Bildtafeln. Als Kunstinstallation, die in Zusammenarbeit mit dem Hüttenberger Schmied Heribert Wieland entstanden ist, wacht der Lotusgeborene nun von der Felswand gegenüber dem Heinrich-Harrer-Museum aus über die Menschen.

Padmasambhava verbindet den Buddhismus mit Tibet, Heinrich Harrer Tibet mit Hüttenberg, Werner Engelmann Hüttenberg mit Altmannstein. Der Markt pflegt seit zwölf Jahren eine Partnerschaft zur Gemeinde in Kärnten. Die Freundschaft allerdings, die Bayern und Österreicher teilen, besteht schon viel länger. Josef Ofner nutzt die Vernissage der Kunstinstallation, die am 20. Mai in Hüttenberg stattfindet, als Gelegenheit, um Werner Engelmann als Initiator dieser Liebesgeschichte zu würdigen. Herzlich heißt er ihn in seiner zweiten Heimat willkommen – ebenso wie die Delegation aus der Marktgemeinde, die den Künstler begleitet. „Werner Engelmann ist der Motor der Partnerschaft, der unsere Orte durch seine Kunst verbindet“, betont auch der Altmannsteiner Bürgermeister Norbert Hummel.

Eine der Bildtafeln, jene exponiert platzierte rechts der Reihe, dürfte den Hüttenbergern und den Besuchern des Heinrich-Harrer-Museums bekannt sein: Padmasambhava als Buddha, in einfachem Mönchsgewand auf dem Lotosthron ruhend und die Bettelschale haltend. Diese Darstellung zeigte über viele Jahre das zehn Meter breite und 14 Meter hohe Thangka – ein Rollbild des tibetischen Buddhismus, das zur Meditation aufgehängt wird – am Lingkhor. Das erste Exemplar malte Werner Engelmann 1982 während seiner Zeit am Völkerkundemuseum in München als Fassadenschmuck für die Ausstellung „Der Weg zum Dach der Welt. Erforschung Tibets von Schlagintweit bis Harrer“, der ersten Tibetausstellung im Westen. Eben jener Forschungsreisende und Bergsteiger Heinrich Harrer brachte den Buddhismus aus der Hochebene des Himalaya in seine Heimat Hüttenberg. „Harrer ist in gewisser Weise also auch ein Guru Riponché“, sagt Werner Engelmann. So wie Padmasambhava, der um das Jahr 800 aus Indien nach Tibet geholt wurde, um dort die buddhistische Religion zu verbreiten.

Eben jener Heinrich Harrer wünschte sich, dass das Thangka zu seinem runden Geburtstag zu ihm kommt. So hing es 1992 bei der Eröffnung des Heinrich-Harrer-Musuems an dessen Fassade. Und so fand es einen zentralen Platz im tibetischen Pilgerpfad, der ab 1993 entstand und 2002 vom Dalai Lama geweiht wurde. Über die Jahre war die Leinwand Wind und Wetter ausgesetzt, wurde abgenommen, von Engelmann restauriert und schlummert mittlerweile im Depot des Völkerkundemuseums in München. Als Ersatz für den Lingkhor schuf der Künstler das Thangka ein zweites Mal. Ein zweites Mal nagte der Zahn der Zeit daran. 2020 sollte die Wiederherstellung vorgenommen werden. „Aber da war nichts mehr zu retten“, erinnert sich Werner Engelmann. Was jetzt? „Ich wollte gerne beim Thema bleiben.“ Die Idee des Bilderzyklus war geboren.

Präsentiert werden sollte das Ergebnis 2022 anlässlich des 110. Geburtstags Heinrich Harrers – eigentlich. Wäre da nicht die Pandemie gewesen. Sie hatte nicht nur zur Folge, dass die Bilder nicht in Hüttenberg, sondern im Steinertal entstanden, sondern auch, dass sich die Lieferung des Spezialglases verzögerte. Es soll die Strahlkraft der Farben erhalten. Metallplatten als Abdeckung sorgen für den Schutz der Rückseite. Mit einem Kranwagen wurden die Werke an ihren Bestimmungsort gehievt – bei Regen. Bei der Vernissage dagegen lacht die Sonne vom Himmel – passend zu den freudestrahlenden Gesichtern. Josef Ofner dankt dem Land Kärnten, das das Kulturprojekt aus dem Zukunftsfonds mit 20000 Euro gefördert habe. Werner Engelmann dankt Heribert Wieland, seinem alten Freund, was den Lingkhor angeht. „Und ich bin auch selber dankbar, dass ich hier mit aktiv Hand anlegen durfte.“

77 Personen wohnen der Vernissage bei. Darunter Martina Falk und Christian Sendtner von Wamaluru aus Riedenburg, die das Ereignis mit meditativen Klangwelten bereichern. An den Tischen tauschen sich die bayerisch-österreichischen Freunde aus, feiern ein herzliches Wiedersehen. Und einmal mehr spürt man: Diese Partnerschaft verbindet Menschen und besteht nicht nur auf dem Papier.

DK