Schamhaupten
Wahrsagerei und andere Lumpereien

Schambachbühne Schamhaupten feiert Premiere des Stücks „Regnwurm-Orakl“

13.06.2022 | Stand 13.06.2022, 17:21 Uhr

Für Hygiene und rechtschaffene Arbeit hat das Lumpenpärchen Lotti und Lumpi (Elisabeth Pfaller und Andreas Zeitler, unten links) nicht viel übrig. Für Gaunereien, wie die Wahrsagerei aus Regenwürmern, können sie sich mehr begeistern. Fotos: Sonnenmoser

Von Anna Sonnenmoser

Schamhaupten – Regenwürmer sind faszinierende kleine Tierchen – das findet zumindest der Schamhauptener Tagedieb und leidenschaftliche Fischer, selbstredend ohne Lizenz, Lumpazi Nassauer. Seine Herzensdame Falotta Nassauer dagegen graust es zunächst vor den glitschigen Würmern. Warum sie schließlich doch ihre Liebe zu den „Kriechtieren“ entdeckt, verrät das Theaterstück „Regnwurm-Orakl“ der Schambachbühne Schamhaupten. Am Freitag feierte es vor vollen Rängen Premiere.

Das verlotterte aber liebenswerte Gaunerpärchen Falotta und Lumpazi Nassauer, gespielt von Elisabeth Pfaller und Andreas Zeitler, lebt in einer schäbigen Fischerhütte am Schamhauptener Weiher. Das sie nicht viel haben, stört Lotti und Lumpi, wie die beiden genannt werden, nicht sehr, schließlich kann man sich mit etwas Einfallsreichtum so manche Kleinigkeit von den braven Schamhauptener Bürgern stibitzen. Glücklich leben sie in den Tag hinein: Lumpi geht Fischen und Lotti kocht ihm „Ratzen-Frikassee“ aus unliebsamen Mitbewohnern. Bis eines Tages die Wirtshausbedienung Schank Zenz (Lena Eibl) den von weither kommenden Jungbauern Hanser Hasenfuß (Benjamin Holzinger) zur Fischerhütte mitbringt. Warum dieser unbedingt den Herr des Hauses aufsuchen will, ist für den Zuschauer zunächst schleierhaft, wirkt er doch, schick gekleidet und zudem noch Hypochonder, reichlich fehl am Platz bei dem wasserscheuen Pärchen in der schäbigen Hütte.

Den Grund für sein Auftauchen erfährt der Zuschauer schließlich aus einem Gespräch mit seinem protzigen Spezl Zaster-Schorsch (Florian Schels): Er glaubt, das Lumpi sein leiblicher Vater ist, wie ihm eine Wahrsagerin verraten hat. Lumpi und Lotti will er sein Geheimnis aber zunächst nicht verraten. Er gibt lieber vor, sich von Lotti die Zukunft aus den Bewegungen eines Regenwurms deuten zu lassen – natürlich gegen Bezahlung. Lotti und Lumpi finden diese Idee großartig, da sie doch immer knapp bei Kasse sind. Die Fähigkeiten von Lotti und ihren Würmern sprechen sich schnell im Ort herum und alle pilgern zu Falottas „Regnwurm-Orakl“. So wollen neben der mythologisch interessierten Nachbarin Mumien Reserl (Julia Nachreiner) auch die Dorfratschn Huberin (Elisabeth Proger) und sogar der Gockerl-Willi (Andreas Schneider), mit dessen Gattin Gickerl Walli (Tanja Schneider) die Lumpen Lotti und Lumpi eigentlich auf Kriegsfuß stehen, den Rat des sonderbaren Orakels hören. Eine Weile geht das Ganze gut und Lotti freut sich über den Geldsegen. Doch wie die meisten Lügengeschichten stiftet auch diese nach und nach schwerwiegende Turbulenzen sowohl in der Beziehung des Lumpenpärchens als auch im Leben der restlichen Schamhauptener.

Nach zwei Jahren Corona-bedingter Theaterpause war dem ganzen Ensemble die Freude am Spielen anzumerken. So vergingen die drei Akte des von Ralph Wallner geschriebenen Stückes wie im Flug – nicht nur wegen der lustigen Dialoge und skurrilen Figuren, sondern vor allem wegen der durchweg hervorragenden schauspielerischen Leistungen, die unter der Regie von Regina Zeitler und Claudia Schiereis dargeboten wurden. Auch das Drumherum trug zu einem gelungenen Abend bei, so gab es vor dem Stück und in den Pausen zwischen den Akten musikalische Unterhaltung von der Formation „Anna und ihre Buben“. Das detailreich gestaltete Bühnenbild machte es den Zuschauern leicht, ganz in das Stück einzutauchen.

Wer nun Lust bekommen hat, herauszufinden, wohin die Wahrsagereien von Lotti und die sich anbahnenden Liebeswirrungen unter den Protagonisten führen, der kann das Stück noch von Donnerstag, 16. Juni, bis Sonntag, 19. Juni, in der Freilichtbühne am Weiherfelsen in Schamhaupten erleben. Einlass ist jeweils um 18 Uhr, das Stück beginnt um 19 Uhr. Für das Essen und Trinken ist gesorgt. Karten gibt es online unter karten.schambachbühne.de sowie im Kaufhaus Körndl in Altmannstein.

DK