Angehende Mediziner, die sich eine Tätigkeit in einer Allgemeinarzt-Praxis im ländlichen Raum zumindest vorstellen könnten, haben sich am Wochenende in Beilngries (Kreis Eichstätt) getroffen. Auf dem Programm stand auch ein Austausch mit Landrat und Bürgermeistern.
Wie lässt sich auch in Zukunft eine flächendeckende hausärztliche Versorgung sicherstellen? Eine Frage, die viele Politiker umtreibt, insbesondere im ländlichen Raum. Man kann den Spieß aber auch umdrehen und die Perspektive junger Medizinstudenten einnehmen. Deren Frage lautet wohl eher: Ist es für mich wirklich der ein guter und erfolgsversprechender Weg, Landärztin beziehungsweise Landarzt zu werden?
Die Gelegenheit, beide Seiten – die Politik und die künftige Ärzteschaft – miteinander ins Gespräch zu bringen, hat am Freitagabend in Beilngries bestanden. Eine Gruppe des Programms „Beste Landpartie Allgemeinmedizin“, kurz BeLA, hatte sich als Schauplatz für ein gemeinsames Wochenende erneut Beilngries ausgesucht. Und nachdem der Austausch mit der Politik hier im vergangenen Jahr von allen Seiten als enorm fruchtbar empfunden worden war, hatte man ein solches Treffen auch heuer in das Wochenende integriert.
Inzwischen sind es vier Universitäts-Standorte
Das vom Bayerischen Gesundheitsministerium geförderte Programm BeLA, an dem inzwischen vier Universitäten beteiligt sind (in Würzburg, Erlangen, München und Augsburg), zielt – ganz vereinfacht ausgedrückt – darauf ab, angehende Mediziner verstärkt für eine künftige „Landarzt“-Tätigkeit zu begeistern und sie auf dem Weg dorthin zu unterstützen. Dazu gehört auch das jährliche Netzwerktreffen aller Standorte in Beilngries.
„Netzwerk“ ist dabei ein zentrales Stichwort – denn neben fachlich-inhaltlichem Austausch gehe es ganz maßgeblich darum, sich zu vernetzen, wie Johannes Gorkotte aus dem BeLA-Team im Gespräch mit unserer Zeitung aufzeigte. An dem Wochenende in Beilngries nahmen auch Professoren aller vier Universitätsstandorte teil – Anne Simmenroth, Thomas Kühlein, Marco Roos und Antonius Schneider.
Im Austausch mit Landrat und Bürgermeistern
Zum Austausch am Freitagabend waren der Eichstätter Landrat Alexander Anetsberger (CSU), der Beilngrieser Bürgermeister Helmut Schloderer (BL/FW), Altmühl-Jura-Chef und Tittinger Bürgermeister Andreas Brigl, Altmühl-Jura-Regionalmanagerin Kathrin Peter, Lorena Sauer als Leiterin der Geschäftsstelle der GesundheitsregionPlus im Landkreis Eichstätt sowie Beate Reinhardt vom Bayerischen Hausärzteverband gekommen.
Im Gegensatz zum vergangenen Jahr, als man bei einem runden Tisch Fragen gestellt und diskutiert hatte, war die Veranstaltung dieses Mal als eine Art Projektarbeit aufgebaut. Es gab drei Stationen, an denen sich die Teilnehmer nacheinander mit dem jeweiligen Thema beschäftigten − um am Ende einige Thesen festzuhalten. Die drei Fragestellungen waren dabei: „Was braucht es zwischen Studium und Niederlassung?“, „Wie würde man sich die Praxis der Zukunft wünschen?“ und „Was muss getan werden, damit sich angehende Ärzte für eine Tätigkeit im ländlichen Raum entscheiden?“.
Was muss eine Stadt zu bieten haben?
Insbesondere der letztgenannte Themenbereich bot viel Gesprächsstoff mit den politischen Gästen. So brachten die Studierenden, ähnlich wie im Vorjahr, recht eindeutig zum Ausdruck, dass eine Einzelkämpfer-Rolle nach dem Vorbild früherer Tage in der heutigen Zeit nicht mehr gewünscht sei. Es brauche Team-Modelle, ob nun in einer eigenen Praxis oder im Angestellten-Verhältnis in einem Medizinischen Versorgungszentrum. Als Aspekte, die man sich für einen künftigen Berufs- und Lebensstandort wünscht, wurden folgende Oberpunkte genannt: „Praxis-Infrastruktur“, „Allgemeine Infrastruktur“, „Medizinische Infrastruktur“ und „Lebensqualität“.
Gemeint waren damit Themen wie zur Verfügung stehende moderne Räumlichkeiten für die Praxis, erschwingliches Bauland, Kinderbetreuungsplätze, eine gute Verkehrsanbindung an größere Städte, eine ordentliche Facharzt- und Kliniken-Situation oder auch ein attraktiver Stadtpark, Freizeitangebote und schöne Läden in der Altstadt.
Viele „Mosaiksteinchen“
Es seien viele Mosaiksteinchen, die zusammenpassen müssen, damit die Tätigkeit als Hausärztin oder Hausarzt in einer Region zum „Traumjob“ werden kann, so ließe sich der angeregte Austausch am Freitagabend wohl zusammenfassen. Und der Altmühl-Jura-Vorsitzende Brigl fügte an die angehenden Mediziner gewandt hinzu: „Für uns als Gemeinden sind auch Sie ein solches Mosaiksteinchen“, das ganz zentral sei, damit das Leben auf dem Land weiterhin gut funktioniert.
rgf
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