Ein Testament sorgt für Furore
Theaternachwuchs aus Ochsenfeld/Biesenhard begeistert bei neuestem Stück

16.03.2024 | Stand 16.03.2024, 17:00 Uhr

Ein Schauspiel voller Irrungen und Wirrungen liefert die Theatergruppe Ochsenfeld/Biesenhard in ihrem neuesten Stück, bei dem Martin Wieser (Hans Bösl) und der Batz-Wirtin (Monika Rathei) guter Rat teuer scheint. Fotos: Alberter

„Bis die Uhr zwölfe schlagt“ lautet das jüngste Stück der Theatergruppe Ochsenfeld/Biesenhard, und wer dabei an ein müdes Theaterspiel rund um Mitternacht denkt, der wird eines Besseren belehrt. Die sechs Darstellerinnen und Darsteller schaffen es mit ihrem filmreifen Schauspiel, den Spannungsbogen sowie die Laune der Zuhörer über alle drei Akte hinweg auf hohem Niveau zu halten.

Doch die Geschichte von vorne: Im Mittelpunkt steht auf der einen Seite die Batz-Wirtin Rosi (mit Monika Rathei in der Hauptrolle) zusammen mit ihrer Tochter Poldi (Barbara Welser), die ein knappes Jahr zuvor nach dem Tod des Vetters die Wirtschaft übernommen hatten. Die beiden leben gut davon, vor allem dank der trinkfreudigen Nachbarn vom Wieserbauern-Hof, in persona Vater Martin (Hans Bösl) und sein Sohn Stefan (Lukas Mann-Wagner). Die schauen gerne auch schon mal am Vormittag auf einen Ratsch samt Halbe vorbei, und kokettieren dabei mit ihrem Hab und Gut.

Die bissige Wirtin Rosi, die – wie auch der Wieserbauer – bereits verwitwet ist, hegt einerseits gewisse Sympathien für den Nachbarn. Andererseits trägt sie ihm immer noch nach, dass er sie trotz großer Jugendliebe 22 Jahre zuvor für eine andere verlassen hatte. Noch dazu spekuliert sie auf die Wiese des Nachbarn, doch ein vernünftiges Gespräch zwischen den beiden kommt nicht zustande. Sohn Stefan macht der feschen Poldi Avancen, die aber der Männerwelt generell nicht über den Weg traut.

Dazwischen erscheint immer wieder mal Urlaubsgast Lisa (Maria Maile), ihres Zeichens „Agentin für Brautausstattung“ mit dem Gespür für gute Geschäfte. Die Sommerfrischlerin versucht sich immer wieder als Vermittlerin, allerdings nicht ohne Eigennutz. Nicht zu vergessen Knecht Michl (gespielt von Michael Jörg), der seine ganz eigene Agenda verfolgt: eine Frau fürs Leben finden, und nebenbei möglichst viel Bier trinken.

Als dann völlig unerwartet das Testament des Vetters auftaucht, kommt Dynamik ins Geschehen: Bis zum Ablauf des ersten Jahres muss zumindest ein Familienmitglied der Wiesers in das Batz-Haus eingeheiratet haben, ansonsten verliert Rosi ihr Erbe. Nun muss Tochter Poldi herhalten, deren Annäherungsversuche aber genauso wenig von Erfolg gekrönt sind wie die urplötzlichen Bemühungen von Rosi um den scheinbar ahnungslosen Wieserbauern. Auch Knecht Michl, der bei der Suche nach einer besseren Hälfte auf Kontaktanzeigen umgestiegen ist, kann nicht mehr helfen.

Eine Verwechslung jagt die nächste, sodass es am Ende zappenduster für die Erbin des Batz-Hofes ausschaut. Wäre da nicht Sommerfrischlerin Lisa, die mit ihrem Einsatz um „vier Herzen und zwei Brautausstattungen“ einen letzten Rettungsversuch unternimmt …

Musikalische Einlagen vor jedem Akt



Auch bei ihrem 32. Bühnentitel aus der Feder der bekannten Theaterautorin Ridi Walfried läuft die Theatergruppe der erfahrenen Stammbesetzung rund um Monika Rathei, Maria Maile und Hans Bösl wieder zur Höchstform auf. Nach Barbara Welser, die im vergangenen Jahr beim Stück „Der Narrenzettel“ ihr Debüt gab, gelang auch heuer den Regisseuren Monika Bösl und Andreas Hollinger mit der Besetzung von Lukas Mann-Wagner und Michael Jörg ein Glücksgriff.

Als Schauspiel für sich gelten bei jeder Theatervorstellung in Biesenhard auch die musikalischen Einlagen jeweils vor den Akten. Scharfsinnig und vortrefflich pointiert besingen Katharina Alberter (abwechselnd mit Barbara Welser), Michael Günthner und Andreas Hollinger (wechselweise begleitet am Akkordeon von Hermann Kemmeter und Jakob Fries) das aktuelle Zeitgeschehen, die alltäglichen Missverständnisse einer Ehe oder einfach nur das Theaterpublikum.

Nicht zu vergessen ist das Team im Hintergrund, bestehend aus Masken- und Kostümbildnern, Bühnenbauern und Requisiteuren, die für einen rundum gelungenen Theaterauftritt sorgen. Die beiden letzten Theateraufführungen am Wochenende sind bereits ausverkauft.