Zeitreise an der Bahnsteigkante
Theatergruppe Zandt überzeugt mit dem Stück „Gleis Geisterei“

07.01.2024 | Stand 07.01.2024, 17:00 Uhr

Die beiden Hauptpersonen des Stücks Giacomo (Tobias Klinger) und Hans (Ignaz Holland) sinnieren über die Liebe. Fotos: Knittel

Die Theatergruppe Zandt kann auch mit dem diesjährigen Theaterstück „Gleis Geisterei“ einen riesigen Erfolg verbuchen. Den Vorschusslorbeeren durch die in kürzester Zeit ausverkauften sechs Vorstellungen, wird das Theaterteam gerecht. Nach Vorhangöffnung überrascht den Besucher das von Tanja Hiemer neugestaltete Bühnenbild mit dem Ortsbild von Zandt und dem vor der Bühne verlegten Gleis mit Schotterbett.

Der stillgelegte Bahnhof von „Denkendörnbitzbergdorf am Zandtbrunnsee“ ist Spielort für das Theaterstück. Eingestimmt wird darauf mit einem eigens von Hiemer geschriebenen Musikstück, das sie zusammen mit Carolin Klein vorträgt. Motor und Kopf der Theatergruppe Zandt, Tobias Klinger, begrüßt die Besucher zur heurigen Gaudi. Ehrengäste werden keine extra erwähnt, denn „alle Besucher sind Ehrengäste“, sagt Klinger. Bei der Samstagsvorstellung machte er aber doch eine Ausnahme. Mit dem Theaterautor Ralph Wallner aus München, der das Theaterstück von der „Gleis Geisterei“ geschrieben hat, war jemand im Saal, der eine gesonderte Begrüßung verdiente. Nach der Vorstellung wurde Wallner auf die Bühne gebeten und gab Einblicke in seine Intension des Theaterstücks von der „Gleis Geisterei“, welches die Zandter außerordentlich gut umgesetzt haben, wie er fand.

Per Zeitreise zurück zum verpassten Liebesglück



Zum Inhalt des Stücks: Die „Gleis Geisterei“ spielt humorvoll mit Zeitsprüngen in die Vergangenheit, die auf der Bühne erzählt werden. Die verschiedenen Figuren sind witzig und einfach herzergreifend. Gleichzeitig lebt das überraschende Stück von dem außergewöhnlichen Bühnenbild, das einen Bahnsteig samt Kiosk und Bahnhofsklo auf dem Land darstellt. Die Bühnenkante wird zur Bahnsteigkante und akustisch rauschen Züge durch das Publikum. Mitten in der Nacht taucht ein ominöser Fremder in Schwarz namens Giacomo (Tobias Klinger) am verwaisten Bahnsteig auf. Er wird das Leben von manchem im Ort gehörig durcheinanderwirbeln. So auch vom Standl-Hans (Ignaz Holland), Besitzer des Bahnhofskiosks am stillgelegten Landbahnhof. Hans hätte gerne eine zweite Chance im Leben. Hätte er damals Mona (Tanja Hiemer) seine Liebe gestanden, dann wäre sicher alles besser verlaufen.

Am Bahnhof von Denkendörnbitzbergdorf am Zandtbrunnsee geht es trotz totem Gleis turbulent zu. Schräge Ortsbewohner, einsame Herzen und Landstreicher lassen Hans keine Ruhe. Da erkennt er, dass Giacomo ein Gleisgeist ist, der die Fähigkeit besitzt, in die Vergangenheit zu springen. Eine riskante Eigenschaft, die Hans sich zunutze machen will. Und ruckzuck wird ein bisschen an der Uhr gedreht. Giacomo, der geheimnisvolle Fremde, ist nicht nur ein Gleisgeist, er ist auch tief menschlich, charmant und hat ein Faible für schöne Frauen und „Amore“ im Allgemeinen. Deswegen will er Hans helfen sein Liebesglück in der Vergangenheit zu finden. Denn Hans hat vor drei Jahren verpasst seiner großen Liebe Mona seine wahren Gefühle einzugestehen. Aber hätte Hans noch mal die Chance, dann würde alles anders werden.

Gleichzeitig tummeln sich zahlreiche Personen auf dem Bahnhof. Zwei lustige Landstreicher (Lisa Reitzer und Benedikt Reitzer), die immer wieder das Dorf heimsuchen, der verpeilte Bürgermeister (Alexander Hagl) mit seiner Mona (Tanja Hiemer), zwei vitale Frauen (Emilia Reitzer und Teresa Reitzer), die jeweils unterschiedliche Interessen an Hans haben. Und zu guter Letzt das Radieserl-Reserl (Carolin Klein), eine herzliche, leicht vergessliche Witwe, die ihrem Sohn in der Ferne immer wieder neue Berufe zuschreibt. Als Hans die Chance bekommt seinen Fehler von vor drei Jahren auszumerzen, wirbelt der Zeitsprung noch viel mehr Schicksale durcheinander. Und das hat Konsequenzen – für alle.

Alle Aufführungen der „Gleis Geisterei“ ausverkauft



Das Stück spielt humorvoll mit Zeitsprüngen, die auf der Bühne erzählt werden. Die Zandter Darsteller füllen ihre Rollen mit viel Herzblut aus, wofür es mehrmals Szenenapplaus gab. Auch reale Personen aus Zandt kommen im Stück vor, zumindest namentlich erwähnt. Die heitere Aufführung rund um Giacomo und Hans hat so manche Überraschung zu bieten und sorgte für unzählige Lacher beim Publikum, das von der Komödie bestens unterhalten wurde.

Werbung für die drei noch ausstehenden Vorstellungen musste Regisseur und Hauptdarsteller Tobias Klinger nicht machen, da sie schon alle seit Wochen ausverkauft sind. Der Dank an die Darsteller, an den Souffleur Simon Vollmeier, an den für die Technik verantwortlichen Lukas Hiemer sowie an alle, angefangen von der Küche über den Ausschank bis zu den Bedienungen, die alle ehrenamtlich mitgeholfen haben, dass die Theatervorstellung im Sport- und Schützenheim Zandt wieder zur vollsten Zufriedenheit der Besucher gestaltet werden konnte, dieser Dank war Klinger wichtig. Glaubt man den lobenden Worten der Besucher beim Verlassen des Sportheimes, muss sich die Theatergruppe Zandt auch in Zukunft keine Gedanken über ausbleibendes Publikum machen.

EK